Die Task Force offeriert und koordiniert Lotsendienste für Obdachlose. Konkret heißt das, dass die im Rahmen des SGE angestellten Lotsinnen und Lotsen über Angebote zum Beispiel der Kälte- und Sommerhilfe informieren, Unterkünfte kontaktieren oder Obdachlose zu Behörden und Institutionen begleiten. Wochentags von 9 bis 17 Uhr ist eine Hotline geschaltet, ansonsten ist das Team per E-Mail erreichbar. Die täglichen Teamtreffen wurden durch die Corona-Pandemie phasenweise in die virtuelle Welt verlagert. „Wir sind alle in einer WhatsApp-Gruppe miteinander verbunden, und sobald ein Anruf eingeht, koordinieren wir, welches Team losfährt“, sagt Caroline Meister. Der Task Force stehen vier Busse zur Verfügung, die durch ihre bunte Bemalung im Stadtbild auffallen. Sie dienen dazu, Menschen zu einer Notunterkunft zu transportieren und sie zu ärztlichen Untersuchungen oder zu Behörden zu bringen, wenn sie selbst immobil sind.
Inzwischen arbeitet Caroline Meister oft mit ihrer Schwester zusammen, die ebenfalls bei Karuna tätig ist. „Wir sind oft am Bahnhof Lichtenberg unterwegs, aber letzten Freitag hatten wir zum Beispiel einen Einsatz in der Greifswalder Straße. Jemand hatte angerufen und einen Obdachlosen gemeldet, wir fuhren dorthin und fanden einen Mann im Rollstuhl zusammen mit seinem Freund vor. Er kam aus Litauen und sprach schlecht Deutsch, sein Freund konnte unsere Sprache gar nicht. Denen haben wir ein Bett in der Notübernachtung in der Lehrter Straße organisiert.“
Die Corona-Pandemie stellte die Obdachlosenhilfe vor spezielle Herausforderungen. So war die Sorge groß, dass sich das Virus in der besonders gefährdeten Gruppe der Obdachlosen ungehemmt ausbreiten könnte. Etliche Hilfsangebote mussten aufgrund von Kontaktsperren eingeschränkt werden, andererseits stellte man sich auch auf die Pandemie ein. So wurden Hostels und Hotels während des Lockdowns für Obdachlose geöffnet. Anders als in klassischen Notunterkünften durften die Menschen dort auch tagsüber bleiben. Einer der vier Karuna-Busse wurde zum Covid-Transporter umfunktioniert: Caroline Meister sitzt ab und zu an der Hotline, bei der sich von 15 bis 20 Uhr Menschen melden können, die zu einer Covid-Untersuchung gebracht werden müssen. Dort landen auch Anrufe aus der Quarantäne-Station in der Lehrter Straße, von der aus Patientinnen und Patienten ins Krankenhaus gebracht werden. Diejenigen, die den Karuna-Bus fahren, wurden speziell geschult, um alle Corona-Maßnahmen
einzuhalten. Am Abend, nach der letzten Fahrt, wird der Bus gereinigt und für den nächsten Tag bereitgemacht.
Die Hotline der Task Force können nicht nur obdachlose Menschen in Not anrufen, sondern ebenso Bürgerinnen und Bürger, denen obdachlose oder hilfsbedürftige Menschen auffallen. Sobald ein Anruf eingeht, wird übers Büro ein Zweierteam losgeschickt, das die Obdachlosen ausfindig macht, die Situation beurteilt und wiederum in Rücksprache mit dem Büro unmittelbare Schritte abspricht. Häufig geht es dabei um eine Unterkunft für die nächste Nacht, aber auch um medizinische Versorgung, darum, etwas zu Essen zu organisieren oder die Kommunikation mit unterschiedlichen Behörden zu koordinieren.
Caroline Meister weiß inzwischen sehr genau, was Obdachlosigkeit bedeutet. Sie selbst ist ihr glücklich entkommen, hat eine Wohnung und dank dem Solidarischen Grundeinkommen nun eine gut bezahlte Arbeit.