Der Klimawandel fordert den Arbeitsschutz in Berlin heraus

Starker Rauch aus den Schornsteinen einer Fabrik

„Hitzewelle in Berlin!“, „Immer mehr Fälle von Hautkrebs“, „Pollen-Alarm in großen Teilen Deutschlands“: an solche und ähnliche Schlagzeilen mussten wir uns in den letzten Jahren gewöhnen. Sie verwiesen auf die Folgen des weltweiten Klimawandels, der zunehmend verändert, wie wir leben und arbeiten. Auch für den staatlichen Arbeitsschutz ergeben sich dadurch neue Herausforderungen – insbesondere in Berlin.

Berlin als Großstadt ist in besonderem Maße von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Die Stadt ist vergleichsweise dicht bebaut und der Anteil an versiegelten Flächen ist hoch. Dadurch kann die Luft nur schlecht zirkulieren. Außerdem speichern die hohen Gebäude sowie die versiegelten Oberflächen die Wärme. Dadurch können sich die Temperaturen in diesen Gebieten weiter erhöhen und regelrechte Hitzeinseln entstehen. Im Berliner Raum ist seit dem Aufzeichnungsbeginn 1881 die Jahresmitteltemperatur um 1 °C angestiegen, seit den 1980er Jahren beschleunigt sich dieser Erwärmungstrend. Zugleich erhöhte sich auch die Zahl der Tage mit sehr hohen Temperaturen. Wurden vor 30 Jahren durchschnittlich noch an sechs Tagen Maximaltemperaturen von 30 °C und höher gemessen, hat sich diese Zahl bis heute verdoppelt. Setzt sich dieser Trend fort, drohen bis 2050 durchschnittlich 18 Tage pro Jahr mit derartigen Temperaturextremen.

Auswertung zur jährlichen Anzahl der Sommertage (Tmax >= 25°C) während der zurückliegenden Jahrzehnte in Deutschland

Um dieser Entwicklung zu begegnen, hat das Land Berlin bereits vor Jahren das Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm (BEK 2030) beschlossen. Darin finden sich sowohl Maßnahmen gegen den Klimawandel als auch Maßnahmen zur Anpassung an die Klimafolgen:

Auch der staatliche Arbeitsschutz muss sich auf diese Situation einstellen. Die zentralen Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel im Überblick:

  • Hitze am Arbeitsplatz kann nicht nur schwer erträglich sein, sondern auch die Gesundheit belasten.

    Beim Arbeiten unter Hitzebelastung wird die ausgeglichene Wärmebilanz des Körpers gefährdet, wodurch ein gesundheitliches Risiko entstehen kann. Zudem führen höhere Lufttemperaturen zu Belastungen des Herz-Kreislauf-Systems sowie häufig zu einem Flüssigkeits- und Elektrolytverlust durch das Schwitzen, wodurch Organschädigungen möglich sind. Eine hitzebedingte eingeschränkte Leistungsfähigkeit kann außerdem zu mehr Arbeitsunfällen führen.

  • Erhöhte UV-Strahlung steigert insbesondere das Krebsrisiko.

    Weniger Wolken und mehr Sonnenstunden führen zu einer steigenden Belastung durch UV-Strahlung. Diese erhöht das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken und trägt zu Schädigungen der Augen bei. Beschäftigte, die draußen arbeiten, sind hier besonders gefährdet.

  • Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Starkniederschläge und Dürreperioden werden häufiger.

    In Berlin kommt es vermehrt zu Überschwemmungen in Folge von Starkregenereignissen, die sich an ausgedehnte Trockenperioden anschließen. Extremwetterereignisse haben Folgen: Gefahrstoffe treten aus, Schäden müssen beseitigt werden und es kann zu psychischen Belastungen etwa für Rettungskräfte kommen.

  • Pollen-Allergien werden zu einem zunehmenden Problem für immer mehr Menschen.

    Es werden mehr Pollen produziert, der Pollenflug beginnt früher und es gibt immer weniger pollenfreie Tage im Jahr. Die vergleichsweise hohe Luftverschmutzung in Großstädten wie Berlin verstärkt die Reizwirkung der Pollen und verschlimmert die allergischen Symptome. Die Folgen sind allergische Erkrankungen wie Bindehautentzündung, Heuschnupfen bis hin zu Asthma. Bei der Arbeit leiden Produktivität und Konzentrationsfähigkeit teilweise erheblich.

  • Infektionskrankheiten, die durch Stechmücken und Zecken übertragen werden, nehmen zu.

    Infektionskrankheiten werden zu einer zunehmenden Belastung für die Arbeit im Freien. Außerdem breiten sich als Folge des Klimawandels Erreger und Überträger von Krankheiten in Regionen aus, in denen sie zuvor nicht heimisch waren. Ein Beispiel dafür ist das West-Nil-Fieber, eine gefährliche Viruserkrankung aus den Tropen. Erstmals sind 2021 Menschen in der Region Berlin-Brandenburg daran erkrankt. Es ist denkbar, dass solche Erreger die Fähigkeiten erwerben, sich auch von Mensch zu Mensch zu übertragen.

  • Vermehrtes Recycling und neue Gefahrstoffe bringen neue Arbeitsschutzanforderungen mit sich.

    Um das Ziel einer klimaneutralen Kreislaufwirtschaft zu erreichen, müssen Stoffe und Materialien zu einem Großteil wiederverwertet werden. Dabei verbleiben auch gefährliche Stoffe, die bisher aus dem Produktionsprozess ausgeleitet wurden, im Recyclingkreislauf. Außerdem werden zunehmend neue Stoffe mit gesundheitsgefährdenden Eigenschaften eingesetzt, etwa in Speichertechnologien, Photovoltaikelementen oder Batterien. Dadurch können neue Arbeitsschutzanforderungen entstehen.

Soweit zur Problembeschreibung. Wie der staatliche Arbeitsschutz in Berlin heute schon diesen Herausforderungen begegnet, wird in loser Reihenfolge in weiteren Beiträgen beleuchtet.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zu den wissenschaftlichen Hintergründen finden sich auf der Homepage der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA):

Kontakt

Referat II E – Arbeitsschutz und technische Sicherheit

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