Delegierte des Forums für den Zukunftsrat

Am 13. August wurden Angela Brown und Thomas Fues vom Forum in den Zukunftsrat gewählt. Als Stellvertreter*innen wurden Hans-Christian Höpcke und Cosima Santoro benannt. Der Zukunftsrat ist das zentrale Gremium, das die gemeinwohlorientierte Entwicklung des Modellprojektes Rathausblock vorantreiben, in gemeinsamen Vereinbarungen konkretisieren und das Verfahren steuern soll.

  • Angela Brown

    Was motiviert Sie, sich im Modellprojekt Rathausblock einzubringen?

    Die ungezügelten Verwertungsinteressen auf dem Immobilien- und Wohnungsmarkt, was für viele Mieter*innen und Gewerbetreibende Verdrängung bedeutete und bedeutet. Auch öffentliche Räume gibt es zu wenige, städtisches Leben hat es außerhalb des Konsums immer schwerer, Raum zu finden. Beim Modellprojekt Dragonerareal besteht die Chance, ein gemeinwohlorientiertes Quartier zu entwickeln mit leistbaren Mieten, ein Quartier, das diese Bezeichnung verdient.

    Was verbindet Sie mit dem Modellprojekt?

    Ich bin Anwohnerin seit 1982, Mitglied der X-berger Wohnverwandtschaften und des Wohnprojekteverbundes Berlin zur Miete, die sich für gemeinschaftliche solidarische Wohn- und Lebensformen einsetzen. Ich war beteiligt bei den Formulierungen von Kooperationsvereinbarung und Modellprojektbeschreibungen und bin in einigen Arbeitsgemeinschaften des Dragonerareals aktiv, wie z.B. Ökologie, Gemeinwesenentwicklung oder Wohnen und Soziales.

    Für was wollen Sie sich als Delegierte für das Forum besonders einsetzen?

    Die Frage sollte zuerst heißen „für wen?“. Wichtig sind die Menschen, die es schwerer haben im Leben, die aus den unterschiedlichsten Gründen im Forum nicht vorkommen und wahrscheinlich am gesamten Planungsprozeß nicht teilnehmen können. Für ihr späteres Wohnen, Leben und Arbeiten müssen wir mitdenken. Zum „was?“: Eine grundsätzliche ökologische/nachhaltige Gestaltung des Dragonerareals muss durchgesetzt werden, ebenso eine große Zahl von öffentlichen und gemeinschaftlichen Räumen für zivilgesellschaftliche, soziale und kulturelle Aktivitäten und für die Bedarfe der Nachbarschaft.

    Was wäre ihr größter Wunsch für den Rathausblock/das Dragonerareal?

    Dass es gelingt, wirklich ein Quartier als Modellprojekt zu realisieren, das als Modell und Standard für andere Quartiere dienen und viele Nachfolger finden kann – mit wenig Verwertungsdruck, aber viel Mehrwert für die dort dann lebenden Menschen.

  • Thomas Fues

    Was motiviert Sie, sich im Modellprojekt Rathausblock einzubringen?

    Das Modellprojekt Rathausblock sehe ich als gelungenes Beispiel für gemeinwohlorientierte Stadtplanung. Die Beteiligung der Nachbarschaft und zahlreicher Initiativen hat hier eine besondere Qualität. Das verdanken wir der Offenheit von Berliner Senat und Bezirk Friedrichshain/Kreuzberg für kooperative Quartiersentwicklung.

    Was verbindet Sie mit dem Modellprojekt?

    Ich lebe in der jungen Genossenschaft Möckernkiez am Gleisdreieckpark und engagiere mich beim Rathausblock als Nachbar. Ich bin daran interessiert, dass die „Kreuzberger Mischung“ in unserer Nachbarschaft erhalten wird. Deshalb müssen Mieter*innen und Kleingewerbe vor Mietenexplosion und Verdrängung geschützt werden.

    Für was wollen Sie sich als Delegierter für das Forum besonders einsetzen?

    Ich setze mich dafür ein, dass das Forum fortlaufend über die Entwicklung im Rathausblock informiert wird und dort eine Meinungsbildung zu zentralen Themen stattfindet. Außerdem ist mir wichtig, dass die Beteiligung am Forum verbreitert wird. Zum Beispiel durch Bevölkerungsgruppen, die bisher nicht anwesend sind. Aber auch durch Institutionen in der Nachbarschaft, etwa Nachbarschaftshaus Urbanstraße, Handwerkskammer und Mehringhof.

    Was wäre ihr größter Wunsch für den Rathausblock/das Dragonerareal?

    Mein Wunsch ist, dass alle im Dragonerareal künftig vertretenen Gruppen, also Mieter*innen, Kleingewerbe und Sozialeinrichtungen, diesen Raum als ihr gemeinsames Zuhause verstehen und lebendige Beziehungen zur Nachbarschaft gestalten. Ich wünsche mir auch, dass dort ein Lern- und Geschichtsort entsteht, der die Bedeutung der Kaserne für zwei deutsche Revolutionen erfahrbar macht und zur Beschäftigung mit heutigen Herausforderungen einlädt.

  • Hans-Christian Höpcke

    Was motiviert Sie, sich im Modellprojekt Rathausblock einzubringen?

    Der Rathausblock ist der Prototype für eine moderne gemeinsame Stadtentwicklung durch Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung. Das Ergebnis wird Ausstrahlungskraft auf noch viele weitere Stadtentwicklungsprojekte in Berlin und darüber hinaus haben. Diesen wichtigen Prozess möchte ich unterstützen.

    Was verbindet Sie mit dem Modellprojekt?

    Die aktuelle Situation des Berliner Wohnungswesens stellt viele Menschen vor Probleme und führte Freunde und mich zur Überzeugung, dass wir uns nicht nur um eignen Wohnraum kümmern können. Zusammen mit vielen anderen Gruppen arbeiten wir im Netzwerk Berliner Mietshäuser Syndikat Initiativen aktiv daran, das Bedürfnis nach eigenem Wohnraum mit einem Nutzen für den umgebenden Kiez und die ganze Stadt zu vereinen. Und zwar bezahlbar, selbstverwaltet und dauerhaft dem Markt entzogen. Dafür habe wir auf dem Rathausblock die Arbeitsgruppe Gewisel – Gemeinschaftlich wohnen in Selbstverwaltung – gegründet, wo wir zusätzlich zu dem klassischen Wohnungsangebot der WBM weitere gemeinwohlorientierte und vielfältige Wohnlösungen schaffen möchten.

    Für was wollen Sie sich als Delegierter für das Forum besonders einsetzen?

    Ich möchte mich dafür einsetzen, dass auch an die Menschen gedacht wird, die tagtäglich unsere Stadt am Laufen halten und bisher beim geförderten Wohnungsbau nicht berücksichtigt werden. Für Polizist*innen oder Krankenpfleger*innen sind weder WBS-Wohnungen noch die Deckelung der Neubaumieten auf zehn Euro das richtige Angebot. Hier bedarf es eines Mittelweges durch Mietshäuser Syndikat und Genossenschaften.

    Was wäre ihr größter Wunsch für den Rathausblock/das Dragonerareal?

    Ich wünsche mir, dass der enorme politische und zeitliche Druck der auf dem Projekt lastet am Ende nicht zu einem minimal Ergebnis auf Basis des kleinsten gemeinsamen Nenners führt, sondern dass dies als Rückenwind genutzt wird, um die ambitionierten Ziele gemeinsam bestmöglich zu realisieren.

  • Cosima Santoro

    Was motiviert Sie, sich im Modellprojekt Rathausblock einzubringen?

    Als Zugewanderte braucht frau mehr integrative Vernetzung, damit frau grundlegende Rechte verwirklichen kann, wie eine Wohnung – eine bezahlbare Wohnung – zu finden. Und zwar dort, wo man sich zu Hause wähnt, nämlich in meinem Fall, Kreuzberg 61. Ich lebe seit Mitte der 80er in Berlin und ich habe mit der Wende erlebt, wie rasant der Wohnungsmarkt eng geworden ist. Wie bedrohlich es für selbständige Kulturschaffende geworden ist, wenn die Mieten steigen aber die Honorare überhaupt nicht. Mit meiner Rente in ein paar Jahren kann ich mir meine jetzige Wohnung gar nicht mehr leisten. Und ich habe keine Lust auf Altersheim am Rande der Stadt.

    Für was wollen Sie sich als Delegierte für das Forum besonders einsetzen?

    Mein Engagement im Dragonerareal ist prinzipiell damit verbunden, dass Bürger mit Migrationshintergrund auch eine Möglichkeit bekommen sich in das Projekt einzubringen. Bürgerinitiative ist mit viel Arbeit verbunden, ist auch anstrengend, weil es mit viel Reden verbunden ist. Das ist abschreckend. Für all diejenigen, die im Beruf stecken, aus einer anderen Kultur stammen, ist es mit Hürden verbunden sich in eine Bürgerinitiative einzubringen. Ich möchte eine Brücke schlagen, Menschen miteinbeziehen, die Interesse am Projekt haben, aber nicht an den langen und vielen Sitzungen teilnehmen können oder wollen.

    Was wäre ihr größter Wunsch für den Rathausblock/das Dragonerareal?

    Wichtig finde ich, dass im Dragonerareal Häuser gebaut werden, klimaverträglich, mit viel grün, an Fassaden, Dächer, und Gärten zwischen den Häuser, altersgerecht und barrierefrei. Gemeinschaftliche Nutzflächen, wie Waschküchen, Werkstätten, Medienräume, Tausch- und Recicle Börsen sollen dazu beitragen, dass weniger technischer Müll produziert wird. Mehr Gemeinschaft schont Ressourcen.