Auslöser für die Gewalt im Juni 1933
Die Verhaftungen zu Beginn der „Köpenicker Blutwoche“ standen in Zusammenhang mit dem reichsweiten Verbot des Deutsch-Nationalen Kampfrings am selben Tag. Angeblich hatten Sozialdemokraten und Kommunisten die deutsch-nationalen Verbände unterwandert. Die NSDAP-Führung und der Berliner Gauleiter Joseph Goebbels nutzten das Verbot zugleich als Vorwand und Legitimation, um gezielt und systematisch gegen die organisierte Arbeiterbewegung vorzugehen und sich des deutsch-nationalen Koalitionspartners Schritt für Schritt zu entledigen. Am 22. Juni 1933 folgte das reichsweite Verbot der SPD. Die „Köpenicker Blutwoche“ war damit keine lokale SA-Terroraktion, sondern besaß aufgrund ihrer Einbettung in die reichsweite NS-Herrschaftssicherung eine überregionale Bedeutung.
Die Gewalt eskaliert: Die „Köpenicker Blutwoche“ (21. Juni – 26. Juni 1933)
Eine besondere Rolle während der „Köpenicker Blutwoche“ spielten die Ereignisse um die Familie Schmaus. Am Abend des 21. Juni 1933 versuchten SA-Angehörige in das Haus der Familie einzudringen, um den Sozialdemokraten Johann Schmaus und seine Söhne Hans und Anton festzunehmen. Anton Schmaus schoss in Notwehr drei SA-Männer nieder, woraufhin die SA-Gewalt eskalierte. Nach den Schüssen konnte Anton Schmaus zunächst fliehen, stellte sich aber kurz darauf auf dem Köpenicker Polizeirevier 244. Ins Polizeipräsidium am Alexanderplatz überführt, wurde er hier von einem SA-Trupp unter Herbert Gehrkes Führung niedergeschossen. Er erlag seiner Verletzung sowie weiteren Misshandlungen durch die SA am 16. Januar 1934. Der Tod der drei SA-Männer wurden von den Nationalsozialisten propagandistisch ausgenutzt, um das gewaltsame Vorgehen gegen politische Gegner vor der Öffentlichkeit zu rechtfertigen.
Bis zum 26. Juni 1933 verschleppten und folterten SA-Männer vermutlich mehrere Hundert Menschen. Über 130 von ihnen sind bisher namentlich bekannt. Mindestens 23 Menschen starben, darunter der ehemalige Ministerpräsident von Mecklenburg-Schwerin, Johannes Stelling (SPD), sowie Georg Eppenstein, eines der ersten jüdischen Todesopfer in Berlin. Der konfessionslose Unternehmer und promovierte Chemiker Georg Eppenstein, der einer jüdischen Familie aus Berlin-Nikolassee entstammte, wurde am ersten Tag der „Köpenicker Blutwoche“ von SA-Männern verhaftet und im Sturmlokal „Demuth“ schwer misshandelt.