- nahe Hornkleepfad, 12524 Berlin
Der Informations- und Erinnerungsort besteht aus einer Informationsstele sowie zwei Gedenktafeln. Der Text der Stele lautet:
„Berliner Mauer:43,1 km Ost-Berlin / West-Berlin; 111,9 km DDR / West-Berlin
Am 13. August 1961 riegelte die Führung der DDR die Grenze zu West-Berlin ab und baute sie in den folgenden Jahren zu mehrfach gesicherten Sperranlagen aus. Die Grenzmauern oder Sperrzäune waren bis zu 3,60 Meter hoch, der Todesstreifen zwischen fünf und mehreren hundert Metern breit. Weit über 100 000 Bürger der DDR versuchten nach dem Mauerbau aus der DDR zu fliehen. An der Berliner Mauer wurden Hunderte von ihnen von Grenzsoldaten der DDR verletzt, erschossen oder starben bei Fluchtversuchen. Aufgrund der politischen Veränderungen in den Staaten Ost-Europas und infolge der friedlichen Revolution in der DDR fiel die Berliner Mauer am 9. November 1989.
Todesopfer an der Berliner Mauer
Mindestens 136 Menschen wurden zwischen 1961 und 1989 an der Berliner Mauer getötet oder kamen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem DDR-Grenzregime ums Leben:
- 98 Flüchtlinge, die beim Versuch, die Grenzanlagen zu überwinden, erschossen wurden, verunglückten oder sich das Leben nahmen,
- 30 Menschen aus Ost und West ohne Fluchtabsichten, die erschossen wurden oder verunglückten,
- 8 DDR-Grenzsoldaten, die während ihres Dienstes durch Fahnenflüchtige, Kameraden, Flüchtlinge oder einen West-Berliner Polizisten getötet wurden.
Darüber hinaus verstarben mindestens 251 Reisende aus Ost und West vor, während oder nach Kontrollen an Berliner Grenzübergängen. Ungezählt sind die Menschen, die aus Kummer und Verzweiflung über die Auswirkungen des Mauerbaus auf ihr Leben starben.“
Die zwei Gedenktafeln sind den Opfern der Mauer gewidmet, die in unmittelbarer Nähe ums Leben kamen. Die Texte lauten:
„Horst Kutscher
geboren am 5. Juli 1931
erschossen am 15. Januar 1963
Horst Kutscher hatte ein unruhiges Leben hinter sich, als er am 15. Januar 1963 nach einer abgewiesenen Arbeitsgerichtsklage mit einem Kollegen spontan beschloss, nach West-Berlin zu flüchten. Er hatte bei verschiedenen Kohlenhändlern und als Putzer auf dem Bau gearbeitet. Mehrfach war er wegen Diebstahl, Einbruch und Körperverletzung vorbetraft, zeitweise hatte er sich als Geheimer Informant für die Volkspolizei verpflichtet. Schon einige Zeit lebte er von seiner Familie getrennt. Die beiden Männer wollten zunächst über den zugefrorenen Teltowkanal nahe der Semmelweißstraße nach West-Berlin gelangen. Da das Grenzgebiet dort hell beleuchtet war, entschieden sie, die Flucht nahe der Rudower Straße zu wagen. Sie unterkrochen den Stacheldrahtzaun, beobachteten dabei die Grenzposten und warteten, bis sich diese entfernt hatten. Erst dann robbten sie weiter durch den Sicherungsgraben Richtung Grenze. Kurz nach Mitternacht waren sie nur noch 25 Meter von West-Berlin entfernt. Plötzlich fielen zwei Schüsse. Die Flüchtlinge warfen sich Schutz suchend auf die Erde. Während der eine festgenommen wurde, zogen die Grenzposten den von einer Kugel getroffenen Horst Kutscher in den Laufgraben und transportierten ihn mit einem LKW zum Stützpunkt, wo ein Sanitäter seinen Tod feststellte.“
„Johannes Sprenger
geboren am 3. Dezember 1905
erschossen am 10. Mai 1974
Johannes Sprenger wurde am 19. Mai 1974 in die Gemeindevertretung seines Heimatortes gewählt – neun Tage nach seinem Tod, von dem bis dahin nur die Staatssicherheit wusste. Der 68-Jährige war wegen Lungenkrebs in einer Spezialklinik in Berlin-Buch in Behandlung. Am 9. Mai 1974 suchte er mit zwei weiteren Patienten des Klinikums eine nahe gelegene HO-Gaststätte auf. Gegen 19.30 Uhr verließ er das Lokal, fünf Stunden später tauchte er am anderen Ende der Stadt im Grenzgebiet zwischen Altglienicke und West-Berlin auf. Zwei Grenzsoldaten bemerkten ihn nach Mitternacht im Todesstreifen, wo er sich auf sie zu bewegte. Auch nachdem sie ihn angerufen hatten, sei er weiter auf sie zugelaufen. 60 bis 80 Meter war Johannes Sprenger von dem Wachturm entfernt, als ein Posten einen Feuerstoß von fünf Schüssen abgab. Tödlich in Kopf und Hals getroffen, stürzte er zu Boden.
Erst neun Tage später, am Tag der Kommunalwahl, wurde der Familie sein Verschwinden mitgeteilt und scheinheilig versprochen, ‘Suchmaßnahmen’ einzuleiten. Stasi-Mitarbeiter unterrichteten sie bereits am folgenden Tag, dass Johannes Sprenger angeblich stranguliert in einem Waldstück nahe des Klinikums aufgefunden worden sei: ‘einwandfreier Selbstmord’ wie sie sagten. Der Totenschein enthielt als Todesursache jedoch den Eintrag ‘offenbar Schussverletzung’.”