- Ernst-Ruska-Ufer / Hermann-Dorner-Allee, 12489 Berlin
Der Informations- und Erinnerungsort besteht aus einer Informationsstele sowie drei Gedenktafeln. Der Text der Stele lautet:
„Berliner Mauer:
43,1 km Ost-Berlin / West-Berlin;
111,9 km DDR / West-Berlin
Am 13. August 1961 riegelte die Führung der DDR die Grenze zu West-Berlin ab und baute sie in den folgenden Jahren zu mehrfach gesicherten Sperranlagen aus. Die Grenzmauern oder Sperrzäune waren bis zu 3,60 Meter hoch, der Todesstreifen zwischen fünf und mehreren hundert Metern breit. Weit über 100 000 Bürger der DDR versuchten nach dem Mauerbau aus der DDR zu fliehen. An der Berliner Mauer wurden Hunderte von ihnen von Grenzsoldaten der DDR verletzt, erschossen oder starben bei Fluchtversuchen. Aufgrund der politischen Veränderungen in den Staaten Ost-Europas und infolge der friedlichen Revolution in der DDR fiel die Berliner Mauer am 9. November 1989.
Todesopfer an der Berliner Mauer
Mindestens 136 Menschen wurden zwischen 1961 und 1989 an der Berliner Mauer getötet oder kamen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem DDR-Grenzregime ums Leben:
- 98 Flüchtlinge, die beim Versuch, die Grenzanlagen zu überwinden, erschossen wurden, verunglückten oder sich das Leben nahmen,
- 30 Menschen aus Ost und West ohne Fluchtabsichten, die erschossen wurden oder verunglückten,
- 8 DDR-Grenzsoldaten, die während ihres Dienstes durch Fahnenflüchtige, Kameraden, Flüchtlinge oder einen West-Berliner Polizisten getötet wurden.
Darüber hinaus verstarben mindestens 251 Reisende aus Ost und West vor, während oder nach Kontrollen an Berliner Grenzübergängen. Ungezählt sind die Menschen, die aus Kummer und Verzweiflung über die Auswirkungen des Mauerbaus auf ihr Leben starben.“
Die drei Gedenktafeln sind den Opfern der Mauer gewidmet, die in unmittelbarer Nähe ums Leben kamen.
Die Texte lauten:
„Dieter Berger
geboren am 27. Oktober 1939
erschossen am 13. Dezember 1963
Dieter Berger arbeitete als Maurer auf einer Baustelle der Ost-Berliner Akademie der Wissenschaften in Adlershof. Er wohnte mit Frau und Tochter in Glienicke, einem nördlichen Vorort von Berlin. Am 13. Dezember 1963 fuhr Dieter Berger wie gewohnt zur Arbeit. In der Mittagspause soll er sich mit einem Kollegen betrunken und danach die Baustelle verlassen haben. Gegen 15.00 Uhr beobachten zwei Grenzposten, wie er sich den Grenzanlagen am Ufer des Teltowkanals nahe der Wredebrücke näherte. Die Posten gingen davon aus, es mit einem Flüchtling zu tun zu haben. Trotz ihrer Aufforderung, stehen zu bleiben, habe der Mann versucht, den Zaun zu erklimmen und sie dabei beschimpft. Auf ihre Warnschüsse hin kletterte er vom Zaun herunter und hob die Hände. Angestellte des West-Berliner Eternitwerkes beobachteten, wie sich der vermeintliche Flüchtling ein Stück von den Grenzanlagen wegbewegte und daraufhin niedergeschossen wurde. Bei der Obduktion stellte sich heraus, dass er durch einen Treffer in den Oberschenkel gestürzt war und bereits am Boden lag, als ihn der tödliche Schuss traf. Auch war er stark alkoholisiert, weshalb er nicht mehr in der Lage gewesen sei, das Gefährliche seiner Handlungen einzuschätzen. Seine Angehörigen glauben nicht an einen Fluchtversuch.“
„Michael Kollender
geboren am 19. Februar 1945
erschossen am 25. April 1966
Michael Kollender wuchs im sächsischen Oberlungwitz in einem katholisch geprägten Elternhaus auf. 1965 wurde der Traktorist zum Wehrdienst in die NVA einberufen, in einem Flugabwehr-Raketenregiment der Luftstreitkräfte durchlief er eine Ausbildung zum Kanonier. In der Nacht auf den 25. April 1966 war der 21-Jährige in Berlin-Johannisthal zur Bewachung der Kampftechnik seiner Einheit eingesetzt. Er flüchtete während seines Postendienstes in Uniform und mit geladener Maschinenpistole, lief über das Gelände des ehemaligen Flugplatzes auf die Grenzanlagen zu und überwand den Hinterlandsicherungszaun. Gegen 3.45 Uhr bemerkten Grenzposten den Flüchtenden, verfolgten ihn und feuerten etliche Salven ab. Er hatte nur noch den dreifachen Stacheldraht vor sich; die dahinter liegende Uferböschung des Teltowkanals gehörte bereits zu West-Berlin. Nicht weniger als 109 Schuss wurden auf den Flüchtenden abgegeben. Michael Kollender erlitt zwei Kopfdurchschüsse und zahlreiche schwere Verletzungen. Er selbst hatte keinen einzigen Schuss abgegeben. Eine halbe Stunde lang lag der Schwerverletzte unversorgt im Todesstreifen. Dann wurde er – vom Westen unbeobachtet – in ein Sanitätsfahrzeug eingeladen. Michael Kollender verstarb im Volkspolizei-Krankenhaus in Berlin-Mitte.“
„Max Sahmland
geboren am 28. März 1929
angeschossen und ertrunken am 27. Januar 1967
Max Sahmland siedelte im Januar 1961 ohne Frau und Kinder nach West-Berlin über. Wenige Monate später kehrte er in die DDR zurück, doch seine Ehe zerbrach. Wiederholt geriet er mit dem Gesetz in Konflikt, so dass er sich nochmals zur Flucht entschloss. Am 26. Januar 1967 gelangte er – stark alkoholisiert – mit zwei Begleiterinnen von Berlin-Adlershof aus ins Grenzgebiet. Der 37-Jährige wollte mit einer Drahtschere einen Durchlass schneiden, die Frauen sollten ihm nachfolgen oder sich bei Gefahr zurückziehen. Beim Überwinden des Signalzauns löste Max Sahmland Alarm aus, worauf das Feuer auf ihn eröffnet wurde. Verletzt erreichte er den Teltowkanal und versuchte, sich schwimmend zu retten. Doch die Grenzposten schossen auch noch auf ihn, als er sich bereits auf West-Berliner Gebiet befand. Er wurde von mehreren Kugeln getroffen: ein Geschoss drang in den rechten Lungenflügel ein. Rettungsversuche von Arbeitern des West-Berliner Eternitwerkes mussten wegen der Schüsse aufgegeben werden. Max Sahmland versank im Wasser. Die Feuerwehr, die das westseitige Ufer mit Hilfe von Tauchern absuchte, fand Max Sahmland nicht. Erst Wochen später entdeckte die Wasserschutzpolizei seine Leiche im Teltowkanal.“