Gedenkttafel für Siegfried Widera, Georg Feldhahn, Opfer der Berliner Mauer

Gedenktafeln der Gedenkstätte Berliner Mauer, Feldhahn, Widera

Gedenkstätte Berliner Mauer

  • Stubenrauchstraße / Massantebrücke, 12487 Berlin

Der Informations- und Erinnerungsort unmittelbar am Ufer des Teltowkanals besteht aus einer Informationsstele sowie zwei Gedenktafeln.

Der Text der Stele lautet:
„Berliner Mauer:
43,1 km Ost-Berlin / West-Berlin;
111,9 km DDR / West-Berlin

Am 13. August 1961 riegelte die Führung der DDR die Grenze zu West-Berlin ab und baute sie in den folgenden Jahren zu mehrfach gesicherten Sperranlagen aus. Die Grenzmauern oder Sperrzäune waren bis zu 3,60 Meter hoch, der Todesstreifen zwischen fünf und mehreren hundert Metern breit.
Weit über 100 000 Bürger der DDR versuchten nach dem Mauerbau aus der DDR zu fliehen. An der Berliner Mauer wurden Hunderte von ihnen von Grenzsoldaten der DDR verletzt, erschossen oder starben bei Fluchtversuchen.
Aufgrund der politischen Veränderungen in den Staaten Ost-Europas und infolge der friedlichen Revolution in der DDR fiel die Berliner Mauer am 9. November 1989.

Todesopfer an der Berliner Mauer
Mindestens 136 Menschen wurden zwischen 1961 und 1989 an der Berliner Mauer getötet oder kamen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem DDR-Grenzregime ums Leben:
- 98 Flüchtlinge, die beim Versuch, die Grenzanlagen zu überwinden, erschossen wurden, verunglückten oder sich das Leben nahmen,
- 30 Menschen aus Ost und West ohne Fluchtabsichten, die erschossen wurden oder verunglückten,
- 8 DDR-Grenzsoldaten, die während ihres Dienstes durch Fahnenflüchtige, Kameraden, Flüchtlinge oder einen West-Berliner Polizisten getötet wurden.
Darüber hinaus verstarben mindestens 251 Reisende aus Ost und West vor, während oder nach Kontrollen an Berliner Grenzübergängen. Ungezählt sind die Menschen, die aus Kummer und Verzweiflung über die Auswirkungen des Mauerbaus auf ihr Leben starben.“

Die beiden Gedenktafeln sind den Opfern der Mauer gewidmet die in unmittelbare Nähe starben.

„Georg Feldhahn
geboren am 12. August 1941
ertrunken am 19. Dezember 1961

Im März 1962 trieb an der Späthbrücke im Neuköllner Ortsteil Britz eine Leiche im Wasser. Der Tote trug die Uniform eines DDR-Grenzpolizisten und hatte schon wochenlang im Wasser gelegen. Kopf und Gesicht waren durch Schiffsschraubenverletzungen bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Es war Georg Feldhahn. Als er starb, war er 20 Jahre alt und Angehöriger der 1. Grenzbrigade. Georg Feldhahn wuchs im Havelland auf und ließ sich mit 18 Jahre für den Dienst bei der Deutschen Grenzpolizei werben. Am 19. Dezember 1961 tat er als Streifenposten Dienst in der Nähe der Massantebrücke am Ufer des Teltowkanals. Gegen 22.00 Uhr überprüfte er im Auftrag seines Postenführers ein Signalgerät am Drahtzaun, kehrte aber nicht zurück, sondern bewegte sich langsam auf die nach West-Berlin führende Brücke zu. Als er merkte, dass er beobachtet und verfolgt wurde, gab er, ohne die Absicht jemanden zu treffen, aus seiner Maschinenpistole mehrere Schüsse ab. Dann war er wie vom Erdboden verschwunden. Aufgrund entsprechender Spuren gingen die Ost-Berliner Ermittler zunächst davon aus, der Flüchtende habe den Kanal erfolgreich an den Rohren überquert, die sich unterhalb der Brücke befanden. Allem Anschein nach stürzte er aber bei seinem Fluchtversuch in den Kanal und ertrank im eiskalten Wasser.“

„Siegfried Widera
geboren am 12. Februar 1941
am 23. August 1963 von Flüchtlingen niedergeschlagen;
am 8. September 1963 seinen Verletzungen erlegen

Der 22-jährige Stabsgefreite Siegfried Widera stand am Abend des 23. August 1963 zusammen mit weiteren Grenzsoldaten an der durch Mauer und Stacheldraht gesperrte Massantebrücke auf Posten. Am Ost-Berliner Kanalufer waren zu dieser Zeit Ausschachtungen für Abwasserleitungen im Gang, so dass sich dort tagsüber oft Arbeiter aufhielten. Obwohl die Bauarbeiten schon seit dem frühen Abend ruhten, schöpften Siegfried Widera und sein Kamerad offenbar keinen Verdacht, als sich gegen 19.00 Uhr drei Männer an einem Bagger zu schaffen machen. Die Männer erwecken den Eindruck, als würden sie den Bagger reparieren. Tatsächlich waren sie bei dem volkseigenen Betrieb beschäftigt, der die Grabungsarbeiten durchführte, und hatten dadurch seit Wochen Zugang zum Grenzgebiet. Diese Gelegenheit wollten sie nutzen, um nach West-Berlin zu flüchten. Bevor die beiden Grenzer begriffen was ihnen geschah, wurden sie mit Fäusten und einer Eisenstange niedergeschlagen. Dann überwanden die Flüchtlinge die Absperrungen und erreichten, obwohl einer der Posten ihnen hinterherschoss, unverletzt das West-Berliner Ufer. Siegfried Widera erlitt einen Schädelbruch und starb zwei Wochen später an den Folgen der Verletzungen.“