Gedenkstelen für Chris Gueffroy, Hans-Joachim Wolf, Werner Kühl, Opfer der Berliner Mauer

Museen Treptow-Köpenick, Berliner Mauer

Geschichtsmeile Berliner Mauer

  • Chris-Gueffroy-Allee, neben Britzer-Allee-Brücke

An der Treptower Mauer kamen insgesamt 23 Personen ums Leben, 19 davon durch Schusswaffen.Die Gedenktafel erinnert an drei Todesopfer, die an der Berliner Mauer erschossen wurden:

Hans-Joachim Wolf * 08.08.1947 + 26.11.1964 im Britzer Zweigkanal

Werner Kühl * 10.02.1949 + 24.07.1971 nahe der Britzer-Allee-Brücke (heute:
Chris-Gueffroy-Allee)

Chris Gueffroy * 21.06.1968 + 05.02.1989 am Britzer Zweigkanal, nahe den Kleingartenkolonien „Harmonie” und „Sorgenfrei”

Die zwei Acrylglasstelen der Geschichtsmeile Berliner Mauer 1961 – 1989 wurden am 25. Jahrestag des Mauerfalls am 09.11.2014 gesetzt und ersetzen eine Tafel für Chris Gueffroy. Sie erinnern nun neben Chris Gueffroy auch an Hans-Joachim Wolf und Werner Kühl, die in der Nähe des Aufstellungsorts bei dem Versuch der Grenzüberquerung ihr Leben ließen sowie an alle weiteren Opfer der Mauer.

Insgesamt wurden mindestens 136 Menschen zwischen 1961 und 1989 an der Berliner Mauer getötet oder kamen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem DDR-Grenzregime ums Leben:
- 98 Flüchtlinge wurden erschossen, verunglückten oder nahmen sich das Leben.
- 30 Menschen aus Ost und West ohne Fluchtabsichten wurden erschossen oder verunglückten.
- 8 DDR-Grenzsoldaten wurden im Dienst von Fahnenflüchtigen, Kameraden, Flüchtlingen oder einem West-Berliner Polizisten getötet.
- 251 Reisende aus Ost und West starben vor, während oder nach Kontrollen an Berliner Grenzübergängen.
- Ungezählt sind die Menschen, die aus Kummer und Verzweiflung starben über die Auswirkungen des Mauerbaus auf ihr Leben.

Der Text der rechten Tafel lautet:
„Am Abend des 26.November 1964 überstieg Hans-Joachim Wolf den Stacheldrahtzaun und sprang vom südlichen Ufer in den BRITZER ZWEIGKANAL. DDR-Grenzposten eröffneten ohne Vorwarnung das Feuer. Einer ihrer 61 Schüsse verwundete den 17-Jährigen tödlich. Die Eltern erhielten die Nachricht, ihr Sohn sei ”bei Verletzung der Staatsgrenze” ertrunken. Weil sie sich in der DDR ein besseres Leben erhofften, stiegen Werner Kühl und sein Freund am 24. Juli 1971 nahe der Britzer-Allee-Brücke in den Grenzstreifen ein und liefen Richtung Ost-Berlin. DDR-Grenzposten hielten sie für Flüchtlinge und schossen. Werner Kühl verblutete innerhalb weniger Minuten. Die Schützen erhielten die „Medaille für vorbildlichen Grenzdienst”. Der 20-jährige Chris Gueffroy wollte in der Nacht zum 6. Februar 1989 mit einem Freund nach West-Berlin fliehen. Sie gingen davon aus, dass an der Grenze nicht mehr geschossen würde. Im Grenzstreifen eröffneten zwei Doppelstreifen das Feuer. Tödlich getroffen brach Chris Gueffroy am vorderen Grenzzaun zusammen. Er war der letzte Flüchtling, den DDR-Grenzsoldaten erschossen – wenige Monate vor dem Fall der Mauer.“

Der 17-jährige Lehrling Hans-Joachim Wolf wurde bei seinem Fluchtversuch am 26.11.1964 erschossen. Da er sich nicht in den staatlichen Jugendorganisationen engagierte, wurde ihm trotz guter schulischer Leistungen eine Lehrstelle als Funk- und Fernmeldetechniker verwehrt. Bereits am 09.12.1964 scheiterte ein erster Fluchtversuch. Da er davon ausging, dass die Grenzsoldaten Ende November nicht mit einer Flucht über das eiskalte Wasser rechnen würden, versuchte er durch den Kanal zu schwimmen. Die Grenzer entdeckten ihn umgehend und begannen ohne Vorwarnung mit dem Beschuss.

Mit seinem Freund Bernd Langer dachte der 22-jährige Werner Kühl an eine Übersiedlung in die DDR. Beim Baden im Britzer Zweigkanal fasste Kühl den Plan, an Ort und Stelle die Grenze zu überqueren. Trotz Bedenken des Freundes, durchschwammen sie den Kanal und warteten auf den Anbruch der Dunkelheit. Gegen 22:30 Uhr kletterten sie über den Streckmetallgitterzaun und liefen Richtung Treptow. Ein Volkspolizist der Laubenkolonie „Gemütlichkeit III“ entdeckte sie und informierte die Grenztruppen. Diese eröffneten das Feuer gegen die beiden, da sie sie für DDR-Flüchtlinge hielten. Kühl verstarb vor Ort, Langer wurde schwer verletzt ins Haftkrankenhaus gebracht.