Stolperstein - Werner Sylten

  • Ostendorfstraße 19, 12557 Berlin

Sylten studierte Theologie in Marburg, leistete seinen Militärdienst während des ersten Weltkriegs ab und leitete ab 1925 ein Mädchenerziehungsheim in Bad Köstritz bei Gera. Nach den Nürnberger Rassengesetzen 1935 musste er diese Arbeit aufgrund seiner jüdischen Abstammung aufgeben, seine Ehefrau Hildegard nahm sich das Leben. 1936 übernahm er ehrenamtlich die Leitung des illegalen Büros der Lutherischen Bekenntnisgemeinde Gera bis zu ihrer Schließung durch die Gestapo 1938. Sylten zog zunächst nach Friedenau, dann 1940 nach Wendenschloß. Er verhalf als Mitarbeiter des Büros Grüber – der evangelischen Hilfsstelle für Rasseverfolgte in Deutschland – über 1000 Jüdinnen und Juden zur Ausreise. 1940 verhaftete die Gestapo den Leiter des Büros Pfarrer Grüber und am 27.02.1941 ebenfalls Werner Sylten. In Dachau inhaftiert, wirkte er als Seelsorger für Mitgefangene, wurde dann aufgrund seines durch Folter bedingten schlechten Gesundheitszustands nach Hartheim bei Linz transportiert. Dort wurde er vergast. Sechs Tage vor seiner Ermordung wendet er sich an seine Familie:

„‘Nun aber bleibet Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei – aber die Liebe ist die größte unter ihnen.‘ [Korinther 13] In solcher Gewißheit laßt uns innig verbunden bleiben und immer neue Mut und Kraft daraus schöpfen.“

Seine zwei Söhne, die neue Lebensgefährtin sowie zahlreiche Bekannte gaben ihm das letzte Geleit bei seiner Beisetzung auf dem Friedhof der evangelischen Kirchengemeinde in der Rudower Straße (Köpenick). Die von Werner Rosenthal gestaltete Gedenkstele mit Portraitmedaillon für Sylten wurde am 26.06.1985 eingeweiht. Bei der Einweihung anwesend waren Dr. Dietrich Voigtberger, Vorsitzender des CDUBezirksvorstandes Berlin, sowie der Sohn des Theologen, Reinhard Sylten.

Ihr Text lautet:

„WERNER SYLTEN \ EVANGELISCHER PFARRER \ RETTER RASSISCH VERFOLGTER \ OPFER DES FASCHISMUS \ GEBOREN 9.8.1893 \ ERMORDET 26.8.1942”

Der Gedenkstein steht in der Nähe seines früheren Wohnorts Ostendorfstraße 19 (ehemals Lessingstraße), wo seine Familie noch bis 1945 wohnte. Vor dem Wohnhaus befindet sich seit dem 02.12.2013 ein Stolperstein mit dem Text:

„HIER WOHNTE \ PFARRER \ WERNER SYLTEN \ JG. 1893 \ VERHAFTET 27.2.1941 \ KZ DACHAU \ LANDESANSTALT \ SCHLOSS HARTHEIM / LINZ \ ERMORDET 26.08.1942”