- Güldenhofer Ufer 10, 12437 Berlin
„HIER WOHNTE \ HEINRICH SELBIGER \ JG. 1884 \ DEPORTIERT 9.12.1942 \ AUSCHWITZ”
„HIER WOHNTE \ EMMA SELBIGER \ GEB. BEHR \ JG. 1885 \ DEPORTIERT 9.12.1942 \ AUSCHWITZ”
„HIER WOHNTE \ ALFRED SELBIGER \ JG. 1911 \ VERHAFTET \ SACHSENHAUSEN \ ALS GEISEL ERSCHOSSEN \ 20.11.1942”
„HIER WOHNTE \ ERIKA SELBIGER \ GEB. KATZ \ JG. 1914 \ DEPORTIERT 9.12.1942 \ AUSCHWITZ”
Heinrich Selbiger war Frontkämpfer im Ersten Weltkrieg und Lehrer für Geschichte und Hebräisch an der Mittelschule der Jüdischen Gemeinde zu Berlin in der Großen Hamburger Straße. Mit Emma Selbiger bekam er 1911 einen gemeinsamen Sohn, Alfred Selbiger. Dieser studierte zunächst Medizin, und wechselte aufgrund von Berufseinschränkungen für Juden und Jüdinnen zum Rabbiner-Seminar. Er war ab 1933 in der zionistischen Jugendbewegung aktiv. Mit seiner Ehefrau Erika Selbiger leitete er 1938/39 das Gut Havelberg der Hachschara. Mitte 1939 reiste er zum Zionisten Kongress in die Schweiz und kehrte trotz oder gerade wegen der sich politisch zuspitzenden Lage mit dem Gefühl zurück, in Deutschland gebraucht zu werden. Er leitete 1939 die verbleibenden zwanzig Hachschara-Güter und arbeitete nach Arisierung der meisten Güter im Palästina-Amt Meineckestaße. Nach der sogenannten „Gemeinde-Aktion“ wurde 1942 zwanzig Mitglieder der Reichsvereinigung, darunter Selbiger, für
nicht zur Deportation erschienene Juden verhaftet und am 20.11.1942 erschossen.
Die Stolpersteine wurden am 10.12.2007 gesetzt. Sie gingen auf eine Initiative einer ehemaligen Nachbarin zurück. Die feierliche Ansprache erfolgte durch den Neffen Heinrich Selbigers, Horst Selbiger, Ehrenvorsitzender von Child Survivors Deutschland. Er überlebte nach der “Fabrikaktion” am 27. Februar 1943.