- Wassermannstraße 69, 12489 Berlin
Die Stolpersteine für die Brüder wurden am 07.05.2006 verlegt:
„HIER WOHNTE \ FRANZ KIRSCH \ JG. 1901 \ ZUCHTHAUS BRANDENBURG \ ERMORDET 3.2.1944”
„HIER WOHNTE \ FRITZ KIRSCH \ JG. 1903 \ KZ SACHSENHAUSEN \ ERMORDET 30.4.1940”
Die Brüder Kirsch stammten aus einer Johannisthaler Arbeiterfamilie und engagierten sich politisch im Kommunistischen Jugendverband, der Roten Hilfe und dem Rotfront Kämpferbund. Franz Kirsch setzte sich im Widerstand für die KPD Gruppe in der Schering AG ein, wo er auch Betriebsratsmitglied war. Er wurde am 20.12.1939 im Zuge der Verhaftungen der KPD in Adlershof festgenommen und vom Volksgerichtshof zu 12 Jahren Haft verurteilt. Er verstarb in Brandenburg Görden laut Aktenlage in der Haft an Tuberkulose. Fritz Kirsch engagierte sich im Transformatorenwerk Oberschöneweide als Betriebsrat und war als Bezirksverordneter in Treptow tätig. 1933 wurde er verhaftet und ins “Braune Haus” Johannisthal gebracht (heute: Friedrich-Wolf-Bibliothek). Dort wurde er misshandelt und nach der U-Haft ins KZ verschleppt. Helene Friedrich, geb. Kirsch erinnert sich: “Die SA glaubte in ihm seinen Bruder Otto verhaftet zu haben. Otto war Leiter des Kommunistischen
Jugendverbandes in Johannisthal und unter dem Spitznamen Pflaume bekannt. Fritz sollte zugeben, dass er Pflaume sei. Damit sein Bruder Otto nicht auch noch verhaftet wurde, sagte er: Ja, ich bin Pflaume. So entging Otto, der für eine Zeit aus Johannistal verschwand, der Verhaftung.” Nachdem im Fritz Kirsch im Oktober 1933 aus dem KZ entlassen wurde, setzte er seine illegale Arbeit fort. Im September 1939 wurde er bei der Firma Weber & Co in Tempelhof, wo er als Dreher angestellt war, verhaftet und nach Sachsenhausen verschleppt. Dort verstarb er an „Kreislaufschwäche“.
Die Urnen von Franz und Fritz Kirsch finden sich auf dem Waldfriedhof Oberschöneweide. Am 20.04.1948 wurde die Westendstraße in Oberschöneweide in Fritz-Kirsch-Zeile umbenannt. Auf dem Firmengelände der Berlin Chemie AG befand sich bis 1992 eine Gedenktafel für Franz Kirsch und Herbert Mittag, die jedoch wegen Neubauten auf dem Gelände entfernt wurde.
Ihr Text lautete:
„IHR OPFER UNSERE VERPFLICHTUNG \ IN DIESEM BETRIEB ARBEITETEN \ FRANZ KIRSCH VON DEN FASCHISTEN IM ZUCHTHAUS BRANDENBURG ERMORDET 1944; \ HERBERT MITTAG WEGEN ZERSETZUNG DER WEHRKRAFT ERSCHOSSEN 1944 \ ERFÜLLT IHR VERMÄCHTNIS”
Auch in Johannisthal und Oberschöneweide wird Fritz und Franz Kirsch auf Gedenktafeln und -steinen gedacht.