Denkmal - Widerstandskämpfer

  • Dahmestraße/ Zur Gartenstadt, 12526 Berlin

In der Mitte der Freifläche steht vor dem Spielplatz in Nähe des Kiezklubs ein grob behauener Granitstein mit angebrachter Metalltafel, der am 12.09.1964 enthüllt wurde.

Die Inschrift verweist auf die Korintherbriefe:

„ZUM TODE GEFÜHRT \ DOCH SIEHE \ WIR LEBEN \ JUDITH AUER \ KARL MATERNA \ PAUL WEGMANN \ HERMANN DAVID \ GERHARD FLIEHS \ ALFRED GRÜNBERG \ WERNER COMMICHAU”

Nach dem frühen Tod ihrer Eltern wurden Judith Auer und ihre Geschwister von jüdischen Familien aufgenommen. Seit ihrem Studium der Musik in Leipzig und Berlin unterstützte Auer sozialistische und kommunistische Gruppierungen. 1926 heiratete sie den kommunistischen Funktionär Erich Auer. Zu Kriegszeiten arbeitete sie im Kabelwerk Oberspree als Stenotypistin und nutzte ihre Dienstreisen zur Kontaktherstellung zwischen verschiedenen Widerstandsgruppen. In ihrer Wohnung im Gehrenweg 63 (Bohnsdorf) beherbergte sie über Monate den Widerstandskämpfer Franz Jacob und hielt dort konspirative Treffen ab. 1944 wurde Judith Auer verhaftet und mit Bruno Hämmerling sowie Franz Schmidt zum Tode verurteilt. Der Gefängnisgeistliche Dr. Ohm berichtete, dass sie bis zu ihrem Tod das Bildnis ihrer Tochter Ruth bei sich trug.

Der Maler Karl Materna war bei der Firma Lorenz in Berlin Tempelhof angestellt. Dort wurde er am 07. Dezember 1939 – am gleichen Tag wie Otto Nelte – aufgrund der Verteilung illegaler Schriften von der Gestapo aufgegriffen. Nach Berichten des Schriftstellers Emil Rudolf Greulich entschied er sich am 22. März 1940 im Polizeipräsidium Alexanderplatz für den Freitod.

Hermann David beteiligte sich am Widerstand in der Ernst Heinkel Flugzeugwerke A.G in Waltersdorf bei Berlin-Grünau. Ende 1944 wurde gegen ihn ein Prozeß wegen „wehrkraftzersetzender Äußerungen“ an der Arbeitsstelle geführt, unter anderem weil er Fritz Willner 1944 in seiner Weigerung unterstützte, ausländische „Ostarbeiter“ trotz schlechter Verpflegungslage zur Arbeit anzutreiben. David wurde zu zwei Jahren Zuchthaus in Sonnenburg bei Küstrin verurteilt und wurde vermutlich von der SS im Februar 1945 ermordet.

Gerhard Fliehs war im Kreis um Otto Nelte aktiv und womöglich in die Produktion der Unterbezirkszeitung „Der Rote Adler“ sowie in die Herstellung oder Verteilung von Flugblättern involviert. 1934 kam es zu ersten Festnahmen in der Gruppe, Fliehs nahm sich dauraufhin in der Haft das Leben.

Der gelernte Mechaniker Paul Wegmann engagierte sich in der Novemberrevolution als führendes Mitglied in den Arbeiter- und Soldatenräten. Er unterstützte bis 1921 die KPD, und vertrat anschließend im Reichstag einen Potsdamer Wahlkreis für die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD). Ab 1924 war er für die SPD tätig. Zeitweilig lebte er in Bohnsdorf in der Dahmestraße 69. 1937 wurde er zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Nach Verbüßung der Strafe kam er ins KZ Sachsenhausen, wo er bis April 1940 verblieb. Am 20. Juli 1944 erfolgte eine erneute Internierung ebenfalls in Sachsenhausen, anschließend im KZ Bergen-Belsen. Er verstarb dort an Flecktyphus.

Werner Commichau trat 1928 der SPD bei. Er war seit 1938 im Widerstand bei der BVG in Treptow (Eichenstraße 4) aktiv. In der Widerstandsgruppe um Otto Nelte und Willi Gall engagierte er sich 1939 als Drucker bei der Fertigung der Sonderausgabe der Berliner Volkszeitung Für Frieden, Freiheit, Demokratie. Ebenso fertigte er Flugzettel wie den Linolschnitt „DEUTSCHLAND ERWACHE, HITLER VERRECKE“. Nach den Festnahmen um die Nelte/Gall-Gruppe wurde er vom Volksgerichtshof zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Er wurde gegen Ende des Krieges ermordet.