- Späthstraße 80-81, 12437 Berlin
Die Geschichte der Firma Späth geht bis zum Anfang des 18ten Jahrhunderts zurück, als Christoph Späth 1720 eine kleine Gemüseund Blumengärtnerei eröffnete, deren Inhaber er bis 1746 war. Nach seinem Tod führte sein Sohn Carl Späth wiederum bis zu seinem Ableben 1782 die Gärtnerei fort. Zu der Zeit wurde sie von Johannistisch vor dem Halleschen Tor in die Köpenicker Straße verlegt. Weitere Inhabende folgten: Anna Späth (1782 – 1792), Friedrich Späth (1792 – 1831) und Ludwig Späth (1831 – 1863).
Neue Ideen brachte Franz Späth in die Gärtnerei ein, die er sich durch sein Studium und auf einer längeren Reise zu den größeren Baumschulen in Belgien, Frankreich, England und Holland aneignete. Da in der Region bisher nur ausländische Baumschulerzeugnisse genutzt wurden, wandelte er den väterlichen Betrieb in eine Baumschule um. 1863 übernahm Franz Späth die Führung der Gärtnerei und gründete Baumschulen in Baumschulenweg und Britz. Nach der gesetzlichen Einführung des Handelsregisters nannte er den Gartenbaubetrieb nach seinem Vater L. Späth.
1874 errichtete Späth auf dem Gelände Baumschulenweg ein eigenes Wohnhaus mit anliegendem Rosarium und einer Gartenanlage. 1879 erweiterte er die Anlage zu einem Arboretum (Gehölzsammlung). Hier ließ er über 4000 verschiedene Arten von Bäumen und Sträuchern anpflanzen. Der Berliner Gartendirektor Gustav Meyer (siehe OT Alt-Treptow) gestaltete die Anlage nach englischem Stil. Am Spät‘schen Herrenhaus von 1874, welches jetzt als Betriebsgebäude des Arboretums genutzt wird, befanden sich zwei kreisrunde Reliefs für Friedrich und Ludwig Späth. Zum 100. Gründungsjubiläum des Parks 1979 wurden sie als Ensemble mit einem Findling in der Mitte des Arboretums, Quartier 22 aufgestellt.
Sie tragen neben den vollen Namen und den Lebensdaten unter den Porträts ebenfalls die Jahreszahlen, der Zeit, in der diese das Unternehmen führten:
„*20.11.1768 CARL FRIEDR. SPÄTH II † 26.8.1831 \\ 1782 – 1831”
„*25.4.1793 JOH. CARL LUDW. SPÄTH †28.4.1883 \\ 1831 – 1863”
Die Inschriften sind kreisförmig um die Medaillons angeordnet. Der genannte Carl Friedrich Späth II ist nicht zu verwechseln mit Carl Späth, dem zweiten Inhaber der Firma von 1746 bis 1782. Das Relief unterschlägt die Witwe Anna Späth, die das Unternehmen ab 1782 leitete. Zum Todeszeitpunkt von Carl Späth war sein 14jähriger Sohn Friedrich noch unmündig.
Am Wohnhaus Franz Späths in der Späthstraße 80/81 wurde durch den Kulturstadtrat Siegfried Stock im September 1995 – zum 275jährigen Jubiläum der Gründung – eine Berliner Ehrentafel mit folgendem Text enthüllt:
„IN DIESEM HAUS WOHNTE VON 1874 BIS 1913 \ FRANZ SPÄTH \ 25.2.1839-3.2.1913 \ EINEN 1720 IN BERLIN ALS FAMILIEN- \ UNTERNEHMEN GEGRÜNDETEN GARTENBAUBETRIEB \ FÜHRTE ER ZU INTERNATIONALER ANERKENNUNG \ MIT SEINER ENTSCHEIDUNG, DIE \ SPÄTHSCHE BAUMSCHULE 1864 HIER ANZUSIEDELN, \ LEGTE ER DEN GRUNDSTEIN FÜR DAS AUFBLÜHEN \ VON » BAUMSCHULENWEG«”
Auf Franz Späth folgte 1912 Hellmut Späth als Inhaber der Baumschule. Unter seine Zeit fiel am Sonnabend, den 11.09.1920 das 200jährige Gründungsjubiläum der Firma. An diesem Tag wurden auf „dem Denkmalplatz“ vor der Villa Späth ein Denkmal für den Kgl. Landesökonomienrat Franz Späth enthüllt. Es zeigt ihn im Anzug mit Gehstock, Hut und Bart im fortgeschrittenen Alter. Die Hand hängt locker in der Anzugtasche, das rechte Bein ist leicht erhoben, so als liefe er als Spaziergänger durch die Parkanlage. Am selben Tag erfolgte ebenfalls die Einweihung eines Denkmals für Friedrich Späth. 1927 verstarb der Generaldirektor der Firma, der Königl. Preußische Gartenbaudirektor Wilhelm Teetzmann. Ihm zu Ehren wurde circa 1929 eine von Professor Limburg entworfene Bronzebüste an der Jubiläums-Allee in Baumschulenweg aufgestellt. Über den Verbleib der Denkmäler ist nichts bekannt.
Der Betrieb wurde nach dem Zweiten Weltkrieg mit Hinweis auf Hellmut Späths nationalsozialistische Gesinnung enteignet. 1997 wurde er an die Erben zurückübertragen und es erfolgte eine Rehabilitierung.
Zu Neuzeiten wurde am Firmengelände für Hellmut Späth die folgende Informationstafel angebracht:
„Dr. Hellmut Späth \ geboren am 4. Dezember 1885 \ ermordet am 15. Februar 1945 \\ Dr. Hellmut Späth führte die 1720 \ gegründete Traditionsforma L. Späth \ als Familienunternehmen in sechster\ Generation von 1912 bis 1945.\\ Dank seiner klugen Leitung überstand die Firma die \ Schwierigkeiten zweier Weltkriege, die Weltwirtschaftskrise und \ die Inflation.\\ Er führte die Firma zu Weltruhm. Die Belegschaft umfasste \ zeitweise mehr als 1.500 Mitarbeiter, die nahezu 1000 Hektar \ Fläche bearbeiteten. Gärten, Park- und Sportanlagen in vielen \ Ländern Europas künden vom Können, Fleiß und Ideenreichtum \ der “Spaethianer”.\\ Dr. Hellmut Späths Hilfsbereitschaft stützte zahlreiche in Not\ geratene Menschen gerade auch in der Zeit der national- \ sozialistischen Diktatur.\\ Er wurde von den Nationalsozialisten am 15. Februar 1945 \ im Konzentrationslager Sachenhausen auf Befehl von \ Ernst Kaltenbrunner erschossen\\ Wir ehren sein Andenken Im Beisein des Sohns Manfred Späth und des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit wurde im September 2010 65 Jahre nach dem Tod Hellmut Späths ein Stolperstein enthüllt:
„HIER WOHNTE \ UND ARBEITETE \ DR. HELLMUT SPÄTH \ JG. 1885 \ DENUNZIERT \ VERHAFTET 1.3.1943 \ ZUCHTHAUS BAUTZEN \ 1944 SACHSENHAUSEN \ ERSCHOSSEN 15.2.1945”
Eine Büste Späths, die bisher im KZ Sachsenhausen stand, wurde am Eingang zum Verwaltungsgebäude aufgestellt.