Gedenktafel - Wilhelm Sült

  • Rummelsburger Landstraße 2 – 12, 12459 Berlin

Auf dem ehemaligen Bewag-Gelände des alten Kraftwerks Rummelsburg wurde 1946, 25 Jahre nach der Ermordung des Gewerkschaftlers Sült, in Erinnerung an ihn eine Bronzetafel mit der folgenden Inschrift eingeweiht:

“Zum Gedenken \ an \ Wilhelm Sült \ Im Kampf um die Freiheitsrechte \ der Arbeiterschaft \ unseren Reihen entrissen \ durch Mörderhand \ am 30. März 1921. \ Sühnt seinen Tod durch rastlose Tat \ für Frieden Freiheit und Gerechtigkeit \ Gestiftet \ im Aufstieg aus Trümmern und Not \ am 1. Mai 1946. \ Von der Belegschaft der \ BEWAG.”

Emil Gumbel veröffentlichte in den 1920er Jahren das Buch „Vier Jahre politischer Mord“ und schildert darin die Tat wie folgt:
„Sült, Führer der Elektrizitätsarbeiter bei mehreren Streiks, wurde am 30. März 1921 durch die politische Polizei (Abt. 1) in Schutzhaft genommen. Als er am 1. April zur Vernehmung ins Polizeipräsidium gebracht wurde, soll er nach dem amtlichen Bericht („Vossische Zeitung”, 1. April) dem Beamten einen Stoß versetzt haben und die Treppe hinaufgesprungen sein, worauf der Beamte, Janike, zweimal auf ihn schoß und ihn in die Leber und Nieren traf. Sült erklärte seinem Rechtsanwalt Dr. Weinberg auf dem Totenbett, er habe weder den Beamten gestoßen, noch sei er geflohen. Als Sült am Boden lag, wurde er von einem Polizeioffizier mit dem Ruf: „Verrecke, Du Aas” („Das Tagebuch”, 9. April), mit Füßen getreten. Zunächst wurde er einfach auf einer Pritsche liegen gelassen. Um 3 Uhr kam Dr. Eylenburg, wurde aber nicht vorgelassen mit der Begründung, Sült sei schon in der Charite. Erst um 7 Uhr abends kam er dorthin. „Vor der Operation hatte er schon 1,5 Liter Blut verloren” (Prof. Lubarsch). Am 2. April, morgens 4 Uhr, starb er. Gegen alle Vorschriften wurde die Leiche bereits am Vormittag seziert. Dr. Klauber, der verabredungsgemäß an der Sektion teilnehmen sollte, fand die Leiche bereits seziert vor. „Es fehlten sämtliche Eingeweide, so daß über die Art der Verletzung durchaus nichts mehr festgestellt werden konnte. Zu meiner großen Überraschung war die Stelle der Einschußwunde herausgeschnitten.” Durch die voreilige Sektion war die Möglichkeit einer weiteren Aufklärung beseitigt. Eine Bestrafung wegen dieses Falles ist nicht erfolgt.“

Welche Bedeutung Wilhelm Sült in der historischen Rezeption gehabt hatte, zeigt die Verlegung eines Ehrengrabes in der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde. Die Gedenkstätte wurde 1951 eingeweiht. Im mittleren Rondell befanden sich acht Ehrengräber für Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Franz Mehring, Franz Künstler, Rudolf Breitscheid, Ernst Thälmann, John Schehr und Wilhelm Sült. Letzter wurde 1973 durch Walter Ulbricht ersetzt.