Gedenktafel - Zwangsarbeiter, NS-Zeit

  • Wendenschloßstraße 154/158

Auf dem Gelände des ehemaligen Funkwerks Köpenick befand sich seit 1978 eine Gedenktafel zur Erinnerung an NS-Zwangsarbeiter.
Das Gebäude wurde zu DDR-Zeiten als VEB Funkwerk genutzt.

Der Text befand sich auf der Rückseite von Gebäude 4, ihre Tafel lautete:

„Ehrendes Gedenken den antifaschistischen Kämpfern aus der Sowjetunion, Jugoslawien, Belgien, Frankreich und Deutschland, die in dem faschistischen Rüstungsbetrieb GEMA zwangsverpflichtet waren und in diesem Haus von der Gestapo inhaftiert, entwürdigt, gequält und danach in die faschistischen Todeslager verschleppt wurden.“

Im Bezirk Treptow-Köpenick waren laut Arbeitsamt 1944 über 26.000 ausländische Arbeitskräfte im Einsatz, die in 230 Unterkünften unterkamen. Die Gesellschaft für elektroakustische und mechanische Apparate GEMA wurde 1934 gegründet, und produzierte ab Ende der 1930er Jahre in der Wendenschloßstraße kriegswichtige Güter. Im Mai 1941 wurde durch die GEMA ein Lager für ausländische Arbeitskräfte in der Ausflugsgaststätte Marienlust eingerichtet.

Nicht zu verwechseln ist der Gedenkort für die Zwangsarbeiter der GEMA in der Wendenschloßstraße 154/158 mit dem Lager der AEG Kabelwerk in der Wendenschloßstraße 304/308. Das Außenlager Oberspree wurde Anfang 1942 als Gefangenenlager, wahrscheinlich für sowjetische Kriegsgefangene geplant und war für circa 1200 Personen konzipiert. Dort wurden zum Jahreswechsel 1942/1943 rund 1295 Zwangsarbeiter untergebracht. Es zählte damit zu den fünfzehn größten Zwangsarbeiterlagern der Zeit in Berlin. Im September 1944 wurde das Gelände als Außenlager Oberspree des KZ Sachsenhausens genutzt. Im Oktober 1944 wurden 680 weibliche, mehrheitlich polnische Häftlinge aus Ravensbrück in das Außenlager Oberspree gebracht. Über Dahme und Spree wurden die Häftlinge zum Kabelwerk Oberspree per Schiff verfrachtet und wurden dort für das Pressen und Zuschneiden von Kabeln eingesetzt. Im April 1945 löste man das Lager auf und transportierte die Häftlinge per Schiff in das Hauptlager Oranienburg. Nach Kriegsende wurden die Baracken des Außenlagers bis 1989 zivil genutzt, anschließend wurden dort Wohnhäuser errichtet. Die Gedenktafel für die GEMA am Funkwerk von 1978 beendete eine Phase des Schweigens in Bezug auf die Erinnerung an Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Berlin.