- Mahlsdorfer Straße 99, 12555 Berlin
Im Seniorenheim der Volkssolidarität Berlin befindet sich an der Hauswand neben dem Eingangsportal eine schwarze Granittafel mit weißer Inschrift. Diese wurde anlässlich des Jahrestages der 60jährigen Befreiung von Auschwitz am 27.01.2005 unter Anwesenheit eines Enkels eines damals deportierten Bürgers angebracht.
Ihr Text lautet:
„Hier befand sich von 1932 bis 1942 ein Altersheim der Jüdischen Gemeinde Berlin. Nach der Räumung des Heimes durch die Nationalsozialisten wurden die hier lebenden Bewohner nach Theresienstadt und von dort in die Vernichtungslager Auschwitz und Riga deportiert.”
1915 wurde das Haus als Israelitische Fürsorge-Erziehungsanstalt für Mädchen geplant. 25 Mädchen konnten hier untergebracht werden, außerdem befand sich im Haus ein Kleinkinderheim für 36 Kinder von zwei bis sechs Jahren. Ab 1932 wurde das Haus als Altersheim der Jüdischen Gemeinde genutzt. Die 32 Zimmer waren für 63 Menschen ausgelegt. Zur Volkszählung 1939 lebten im Heim bereits 82 Personen. Im selben Jahr erfolgten erste Deportationen, am 26. Oktober 1942 schließlich wurde das Heim mit dem 22. Osttransport nach Riga endgültig geräumt.
Charlotte von Mahlsdorf erinnerte sich 1992 an die Geschichte des Hauses und ihre Bewohnenden:
„Ende 1942 hatten die Nazis alle jüdischen Bewohner ‚abgeholt‘, deportiert und vergast. Danach okkupierte die Hitlerjugend (HJ) das Haus, Ölgemälde, die den alten Juden geraubt worden waren, hingen auf den Korridoren und in den Dienstzimmern der Hitlerjugendführer. Der Davidsstern wurde durch das HJ-Emblem verdeckt.“
Gegen Ende des Kriegs wurde das Haus als Luftschutzlazarett genutzt, dann belegte der Verlag der Sowjetischen Militäradministration die Räumlichkeiten. In der Friedrichshagener Seestraße 43 (heute Müggelseedamm 212) befand sich vermutlich ein weiteres jüdisches Altersheim.