- Heidelberger Straße 35, 12059 Berlin
Der gelernte Fleischer Heinz Jercha floh 1959/60 aus der DDR nach West-Berlin, wo er mit Frau und Kind lebte. Im Frühjahr 1962 schloss er sich Harry Seidel und Fritz Wagner an, um DDR-BürgerInnen bei der Flucht in die BRD zu unterstützen. Von den Kellern des Hauses in der Heidelberger Straße 35 bis zur Nummer 75 gruben Heinz Jercha und Harry Seidel im selben Jahr einen Fluchttunnel. Seit 2012 erinnert eine Gedenktafel im Bezirk Neukölln in der Heidelberger Straße 35:
“Zum Gedenken an Heinz Jercha.
Vom Keller dieses West-Berliner Hauses wurde im März 1962 ein Fluchttunnel zum gegenüberliegenden Haus Heidelberger Straße 75 in Ost-Berlin gegraben. Zwischen dem 22. und dem 27. März 1962 konnten hier etwa 50 Menschen in den Westen flüchten. Nachdem der im Ost-Berliner Haus lebende Stasi-Spitzel »IM Naumann« den Tunnel verraten hatte, geriet Heinz Jercha beim Versuch, weitere Flüchtlinge zum Tunnel zu bringen, am 27. März 1962 in einen Hinterhalt der DDR-Staatssicherheit. Von den zahlreichen auf ihn abgefeuerten Schüssen traf ihn ein Querschläger aus der Pistole eines Stasi-Leutnants um 20.50 Uhr in den Rücken. Heinz Jercha konnte durch den Tunnel in den Westen zurückkriechen, verlor hier aber das Bewusstsein und starb kurz nach 21 Uhr an den durch den Schuss verursachten inneren Blutungen. Die Heidelberger Straße war die Straße Berlins, die zu Zeiten der Mauer am häufigsten untertunnelt wurde. Die Gesamtzahl der von Treptow nach Neukölln durch Tunnel
Geflüchteten ist nicht genau bekannt, liegt aber bei über 100 Menschen. Immer wieder wurden Flüchtlinge und Fluchthelfer aber auch verhaftet. Im Oktober 1962 schoss die Stasi – wieder unter Beteiligung des Todesschützen von Heinz Jercha – einen weiteren Fluchthelfer an und verletzte ihn schwer.”
Gestiftet durch den Berliner Unterwelten e.V. Berlin, 27. März 2012 Harry Seidel, der mit Jercha den Tunnel erbaute, weihte die Gedenktafel gemeinsam mit Neuköllns Baustadtrat Thomas Blessing ein. Sie ersetze eine vorherige Gedenktafel.