Stolperstein für Bruno Lüdke

Grüne Trift 32, 12557 Berlin

Wer war Bruno Lüdke (1908-1944)? Die Menschen, die sich an den Sohn einer Köpenicker Wäscherfamilie aus der Grünen Trift erinnern können, dürften inzwischen selten geworden sein.

Seit Ende August 2021 erinnert dort, wo sich die Wäscherei Lüdke einst befand (Grüne Trift 32) ein Stolperstein an den „Doofen Bruno“, wie in Zeitgenossen und Nachbarn nannten. Denn Lüdke (geboren 1908) galt damals als „schwachsinnig“, hatte eine Hilfsschule besucht und arbeitete in der Wäscherei der Eltern als Kutscher und fuhr die fertige Wäsche in Köpenick aus. Nachdem im Januar 1943 in den nahen Müggelbergen eine ermordete Rentnerin gefunden wurde, geriet Lüdke in die Fänge der Nazijustiz. Ein übereifriger Kriminalkommissar verleitete Lüdke dazu, diesen und rund 50 weitere Morde zu gestehen. Beweise gab es keine. Trotzdem wurden an Lüdke medizinische Experimente vorgenommen, in deren Folge er 1944 verstarb. Erst Mitte der 1990er Jahre hatte ein niederländischer Kriminalist Zweifel an der Täterschaft Lüdkes veröffentlicht.

Vor einigen Jahren hatte der Schauspieler Mario Adorf (90), dessen Karriere 1957 mit dem Spielfilm „Nachts, wenn er Teufel kam“ erfahren, dass er mit der Rolle des Bruno Lüdke zur Dämonisierung eines Unschuldigen beigetragen hatte. Deshalb hatte sich Adorf an den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier (SPD) gewandt, der die Verlegung eines Stolpersteins vermittelte. Am 28. August 2021 wohnten Adorf und Steinmeier der Verlegung des Stolpersteins für Bruno Lüdke in Köpenick bei. „Ich denke, das damit die Ehre eines Menschen, dem ich vor über 60 Jahren durch meine Darstellung den Ruf eines Verbrechers aufgedruckt habe, wieder hergestellt wurde“, sagte Mario Adorf. Der Schauspieler hatte im Rahmen seines Berlin-Aufenthalts noch einmal einer Aufführung von „Nachts, wenn der Teufel kam“ im Zoo-Palast beigewohnt und sich danach der Debatte gestellt.

Text Ralf Drescher, Heimatverein Köpenick e.V.