Berlin-Köpenick, Grünauer Straße 140, das war bis 1990 die Adresse von tausenden Frauen, die in der DDR zu einer Haftstrafe verurteilt worden waren. Viele von ihnen saßen aus politischen Gründen, verurteilt nach dem sogenannten Asozialenparagrafen 249.
„Wer das gesellschaftliche Zusammenleben der Bürger oder die öffentliche Ordnung und Sicherheit beeinträchtigt, indem er sich aus Arbeitsscheu einer geregelten Arbeit entzieht, obwohl er arbeitsfähig ist, wird mit Verurteilung auf Bewährung, Haftstrafe oder mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren bestraft“. Unter diesen Paragrafen vielen oft Frauen, die gelegentlich oder zum Broterwerb der Prostitution nachgingen, weil sie keinen Bock hatten, in irgendeinem VEB für wenig Geld zu schuften.
Nach einem Zeitzeugenaufruf, unter anderem in der Berliner Woche, hatten sich mehrere frühere Insassen der Haftanstalt gemeldet. Sie hatten berichtet, wie sie in der nahen Großwäscherei des VEB Rewatex schwere Arbeit verrichten mussten.
Jetzt erinnert eine Gedenktafel an diesen unrühmlichen Teil der ostdeutschen Geschichte. Nachdem Anfang 1990 alle inhaftierten Frauen entlassen worden waren, standen die Haftgebäude eine Zeit lang leer, dann zog der Abschiebegewahrsam des Landes Berlin ein. In den letzten Jahren diente ein Teil des früheren Gefängnisses als Ausweichstandort der Feuerwache Köpenick, derzeit sind die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Grünau hier untergebracht, weil deren Wache erneuert wird. Die Gedenktafel befindet sich im zugänglichen Außenbereich direkt an der Grünauer Straße.
Text Ralf Drescher, Heimatverein Köpenick e.V.