Stolperstein für Fritz Hasselhuhn

  • Kiefholzstraße 177, 12437 Berlin

Am 06.10.2020 wurde in der Kiefholzstraße 177 ein Stolperstein für Fritz Hasselhuhn verlegt.

Fritz Hasselhuhn (1910 – 1943)

Fritz Hasselhuhn wurde am 05. Mai 1910 in Berlin-Baumschulenweg geboren. Seine Mutter zog ihn hier auch groß. Er erlernte den Beruf eines Grafikers. Früh trat er dem Arbeitersportverein „Fichte“ und der SAJ bei, der Jugendorganisation der SPD. Im Alter von 20 Jahren wurde Fritz Hasselhuhn Mitglied dieser Partei. Später schloss er sich der SAP an, einer linken Abspaltung der SPD. Hier war er auch als Funktionär tätig.

Nach dem Verbot der Partei 1933 nutzte Fritz Hasselhuhn seine Wohnung in der Kiefholzstraße 177 für geheime Treffen mit den Genossen. Seine beruflichen Kenntnisse als Lithograph kamen ihm bei der Herstellung illegalen Materials zugute.

Bereits 1939 zur Wehrmacht eingezogen, musste er in den Krieg gegen Frankreich ziehen. Einem kurzen „Wirtschaftsurlaub“ bei der Firma Telefunken folgte im Februar 1941 eine erneute Einberufung, diesmal in das besetzte Dänemark.

Im März 1942 wurde gegen Fritz Hasselhuhn ein Verfahren wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ eingeleitet, wenig später jedoch durch das Reichskriegsgericht „bis zur Beendigung des Kriegszustandes“ ausgesetzt.

Am 23. Oktober 1942 desertierte Fritz Hasselhuhn. Für seine Flucht hatte er zuvor noch Dienstausweise und -stempel, Fahrscheine und Urlaubsmarken für zwei Wochen aus der Schreibstube entwenden können. Ein Koffer mit Zivilkleidung war bereits bei einem befreundeten Ehepaar untergestellt.

Fritz Hasselhuhn lebte nun illegal in Berlin und wohnte abwechselnd in kleinen Hotels in der City. Er verschaffte sich neue Papiere mit dem Namen Heinz Jürgensen und arbeitete kurz als Lithograph bei einer Berliner Firma.

Noch einmal zog es ihn nach Dänemark. Von Dezember 1942 bis Januar 1943 schlug er sich in Kopenhagen mit Handelsgeschäften als dänischer Zivilist unter dem Namen Paulsen durch. Vergeblich hoffte er, nach Schweden fliehen zu können.

Da er neue Papiere benötigte, kehrte Fritz Hasselhuhn nach Berlin zurück. Im Februar 1943 bestellte er, angeblich im Auftrag von Telefunken, bei einem ihm bekannten Drucker 1.000 Blanko-Werksausweise. Es gelang ihm, aus der Druckerei weitere Ausweisformulare verschiedener Rüstungsunternehmen mitzunehmen.

Er konnte sich jetzt als Heinz Jürgensen und Mitarbeiter der Hermann-Göring-Werke ausweisen.

Mit den gefälschten Werkausweisen von Telefunken begann Hasselhuhn weitere Aktionen. Die Abnehmer seiner Papiere waren untergetauchte Berliner Juden. Mindestens 16 Menschen sicherte er dadurch zumindest zeitweilig das Überleben im Untergrund.

Ein Treffen zur Übergabe falscher Papiere im Pichelsdorfer Wassersportheim am 20. Juli 1943 wurde an die Gestapo verraten und Fritz Hasselhuhn daraufhin verhaftet.

Das Gericht der Wehrkreiskommandantur Berlin in der Lehrter Straße verurteilte ihn wegen Fahnenflucht zum Tode.

Erst 33 Jahre alt, wurde Fritz Hasselhuhn am 13. Dezember 1943 im Zuchthaus Brandenburg-Görden mit dem Fallbeil hingerichtet.