Stolperstein für Gertrude und Georg Heinsius

  • Baumschulenstraße 90, 12437 Berlin

Am 16.03.2018 wurden vor dem Haus Baumschulenstraße 90 zwei Stolpersteine zur Erinnerung an Georg und Gertrude Heinsius verlegt.

Georg Heinsius (1882 – 1941)
Gertrude Heinsius (1885 – 1965)

Georg Heinsius wurde am 23. Oktober 1882 als Sohn des Kaufmanns Alexander Heinsius und seiner Ehefrau Rosa, geb. Zadeck, in Berlin geboren. Nach Absolvierung des Königstädtischen Gymnasiums studierte er Medizin an den Universitäten Berlin, Heidelberg und München. Zwischendurch diente er beim 4. Garderegiment in Berlin.

Seine erste ärztliche Niederlassung in Berlin befand sich am Nollendorfplatz. Bereits im September 1914 ging Georg Heinsius freiwillig an die Front. Bis Ende des 1. Weltkrieges war er im Osten und Westen als Arzt tätig. Nach seiner Entlassung praktizierte er vorrübergehend im Rheinland.

Im Juni 1919 heiratete Georg Heinsius die am 18. Oktober 1885 in Berlin geborene Lehrerin Gertrude Eger. Kurze Zeit später kehrte er wieder nach Berlin zurück, wo er zunächst in der Rudower Straße 75 in Berlin-Rudow arbeitete. 1922 wurde Sohn Fritz Werner geboren.

Ab ca. 1928 wohnten Gertrude und Georg Heinsius in der Baumschulenstraße 90/91. Hier befand sich auch die Arztpraxis. Zu den Patienten gehörten viele der in diesem Ortsteil wohnenden Beamten, auf die die Nazis aber mehr und mehr Druck ausübten. Ende März 1933 stand zum Beispiel seine Adresse in einer Liste der NSDAP von Treptow und Neukölln zur Vorbereitung des landesweiten Boykotts jüdischer Ärzte und Geschäfte vom 01.04.1933.

Wegen seines jüdischen Glaubens wurde das Ehepaar Heinsius in Baumschulenweg zunehmend boykottiert und bedrängt. Deshalb zogen die beiden Anfang 1938 in die Wrangelstraße 49, doch bereits im Oktober 1938, noch vor den Novemberpogromen, enteigneten die Nazis die Arztpraxis. Nach zahlreichen Denunziationen und polizeilichen Vernehmungen entschloss sich das Ehepaar Heinsius wenig später zur Ausreise in die USA. Ihre Umzugsgüter wurden von der Gestapo beschlagnahmt und später versteigert.

Der erhoffte berufliche Neuanfang in New York war Dr. Georg Heinsius nicht möglich. Völlig mittellos nahm er sich am 23.12.1941 in einem Akt der Verzweiflung das Leben. Gertrude Heinsius hielt sich als Sekretärin in verschiedenen Arztpraxen über Wasser.

Sie starb am 07.08.1965 in New York.