Verdienter Bürger oder NS Täter? Die Lebensgeschichte des Chronisten Rudolf Dörrier

Ausstellung vom 19.05. bis 20.11.2022 (verlängert bis 07.05.2023)
Museum Pankow – Standort Heynstraße

Plakat: Verdienter Bürger oder NS Täter? Die Lebensgeschichte des Chronisten Rudolf Dörrier | Verlängerung bis 7. Mai 2023

Plakat: Verdienter Bürger oder NS Täter? Die Lebensgeschichte des Chronisten Rudolf Dörrier | Verlängerung bis 7. Mai 2023

Ausstellung

Als ehemaliger Leiter der Stadt­bezirks­bibliothek und Gründer der Stadt­bezirks­chronik in den heutigen Museums­räumen der Heynstraße 8 war Rudolf Dörrier bis zu seinem Tod eng mit der Pankower Geschichts­arbeit verbunden. Seit 2017 im Bezirk eine Debatte um seine Person entbrannte, standen und stehen sich unver­söhnliche Positionen gegenüber: Für die einen war Rudolf Dörrier ein Antifaschist und Retter seiner jüdischen Ehefrau und Tochter, für die anderen ein opportu­nistischer Zeit­genosse, der zeit­lebens über seine Rolle als SS-Wachmann im Konzentrations­lager Sachsenhausen schwieg.
Als Debatten­beitrag nähert sich die Sonder­aus­stellung nicht nur der wider­sprüch­lichen Biografie Rudolf Dörriers an, sondern ist auch eine Aus­ein­ander­setzung mit einem Teil der eigenen Museums­geschichte.
Die zahlreich von Dörrier hinter­lassenen Quellen und Zeug­nisse werden kritisch hinter­fragt und mithilfe weiterer Quellen und Forschungs­ergeb­nisse kontextu­alisiert. Gleich­zeitig dokumen­tieren diese Aus­stellung und ge­plante Begleit­ver­an­stal­tun­gen unter­schied­liche Posi­tio­nen, Erinne­rungen und Meinun­gen von Weg­gefährt*innen, Expert*innen, und Prota­gonist*innen der Debatte.

Eine Ausstellung des Museums Pankow, gefördert durch den Bezirkskulturfonds.

Eine Doppelseite der handgeschriebenen Chronik von Rudolf Dörrier

Begleitveranstaltungen zur Sonderausstellung

Donnerstag, 10.11.2022, 18.30-20.00 Uhr | Museum Pankow – Standort Heynstraße

Verdienter Bürger oder NS-Täter? Die Lebensgeschichte des Chronisten Rudolf Dörrier

Identität und Geschichte in autobiografischen Lebenskonstruktionen – am Beispiel Rudolf Dörrier

Die historischen Auf­arbeitungs- und Ver­arbeitungs­prozesse nach zwei Welt­kriegen und der Shoah finden nicht nur in Politik und Wissen­schaft statt. Sie durch­ziehen in ihrer Komplexität auch Lebens­zusammen­hänge und Biografien. Die soziolo­gi­sche Biografie­forschung ist damit befasst, den Zu­sammen­hang von persön­licher Lebens­geschichte in zeit­geschicht­lichen Kontexten zu klären und die narrativen Wider­sprüch­lich­keiten auf­zu­decken, in die Menschen sich beim Erzählen ihrer Lebens­geschichte aus identitäts­relevanten Motiven verstricken. Am Beispiel von Selbst­aus­sagen Rudolf Dörriers, der offen­bar stärker als zu Leb­zeiten bekannt und von ihm selbst ein­geräumt in den National­sozialis­mus involviert war, wird ein Gespräch und eine Diskussion über die Be­deutung von Zeit­geschichte, Geschichts­kultur, Erinnerun­gen und (auto-)biografi­scher Identität geführt.

Referent: PD Dr. habil. Carsten Heinze , Universität Hamburg

Moderation: Bernt Roder , Leiter Museum Pankow und Mit-Kurator der Sonderausstellung

Aufnahme aus dem Gerichtsprozess gegen Josef S. vor dem Landgericht Neuruppin

Donnerstag, 15.09.2022, 18.30-20.00 Uhr | Museum Pankow – Standort Heynstraße
Verdienter Bürger oder NS-Täter? Die Lebensgeschichte des Chronisten Rudolf Dörrier

Prozess gegen einen 101 Jahre alten KZ-Wachmann

Die Auseinandersetzung mit der Lebens­geschichte von Rudolf Dörrier erfuhr uner­wartet eine aktuelle Brisanz durch das zeitlich parallel stattfindende Gerichts­verfahren gegen den ehemaligen SS-Wachmann Josef S. vor dem Land­gericht Neuruppin.

Die rbb-Reporterin Lisa Steger war von Anfang bis Ende dabei. Im Gespräch mit Annette Leo schilderte sie ihre Erfahrungen vom ver­mutlich letzten NS-Prozess vor einem deutschen Gericht.

Führungen durch die Sonderausstellung

Dienstag, 18.10.2022, 17.00 Uhr
Ausstellungsrundgang mit der Kuratorin Annette Leo

Sonntag, 06.11.2022, 14.00 Uhr
Ausstellungsrundgang mit dem Kurator Bernt Roder

In dem Rundgang gab Bernt Roder, Mit-Kurator der Sonder­ausstellung und Museums­leiter, einen Einblick in die ambiva­lente Biografie von Rudolf Dörrier. Außerdem stellte er die Recherchen zur Aus­stellung, die vor­raus­ge­gangene Debatte um den Bezirks­chronisten und die ver­schiedenen Themen der Ausstellung vor.

Eröffnung

Dienstag, 17.05.2022, 18.00 Uhr | Reinhold-Burger-Schule, Neue Schönholzer Straße 32, 13187 Berlin

  • Begrüßung
    Bernt Roder , Leiter Museum Pankow
  • Grußwort
    Sören Benn , Bezirksbürgermeister
  • Podiumsgespräch
    Prof. Dr. Peter Steinbach , Gedenkstätte Deutscher Widerstand
    Dr. Harry Waibel , Historiker
  • Moderation Bernt Roder
  • Einführung in die Ausstellung
    Dr. Annette Leo , Historikerin und Publizistin
  • Danksagung
  • Musikalische Begleitung
    Musikschule Béla Bartók

Die Eröffnungs­veranstaltung fand in der Aula der Reinhold-Burger-Schule statt. Anschließend be­stand die Möglich­keit zur Besichtigung der Aus­stellung in den Museums­räumen in der Heynstraße 8.

Podiumsdiskussion im Rahmen der Ausstellungseröffnung zu Rudolf Dörrier

Videobild zum Podiumsgespräch zur Ausstellung Rudolf Doerrier

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Formate: video/youtube

Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung fand eine Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Peter Steinbach (Gedenkstätte Deutscher Widerstand) und dem Historiker Dr. Harry Waibel statt. Moderiert wurde die Diskussion vom Museumsleiter Bernt Roder, Veranstaltungsort war die Aula der Reinhold-Burger-Schule.

Bildauswahl zur Ausstellung

  • Familienfoto von Lily, Vera und Rudolf Dörrier, etwa 1934

    Familienfoto von Lily, Vera und Rudolf Dörrier, etwa 1934

  • Das Wachkommando im Kriegsgefangenenlager Perleberg mit Rudolf Dörrier (links), 1940

    Das Wachkommando im Kriegsgefangenenlager Perleberg mit Rudolf Dörrier (links), 1940

  • Rudolf Dörrier in den baulichen Überresten des ehemaligen KZ-Außenlagers Falkensee, 1959

    Rudolf Dörrier in den baulichen Überresten des ehemaligen KZ-Außenlagers Falkensee, 1959

  • Rudolf Dörrier in den Arbeitsräumen der Pankower Chronik, Heynstraße 8, undatiert

    Rudolf Dörrier in den Arbeitsräumen der Pankower Chronik, Heynstraße 8, undatiert

  • Der Nachlass von Rudolf Dörrier im Bundesarchiv Berlin, 2021 - Bild 1

    Der Nachlass von Rudolf Dörrier im Bundesarchiv Berlin, 2021 - Bild 1

  • Der Nachlass von Rudolf Dörrier im Bundesarchiv Berlin, 2021 - Bild 2

    Der Nachlass von Rudolf Dörrier im Bundesarchiv Berlin, 2021 - Bild 2

  • Plakat: Verdienter Bürger oder NS Täter? Die Lebensgeschichte des Chronisten Rudolf Dörrier

    Plakat: Verdienter Bürger oder NS Täter? Die Lebensgeschichte des Chronisten Rudolf Dörrier

Katalog: Verdienter Bürger oder NS Täter? Die Lebensgeschichte des Chronisten Rudolf Dörrier

Publikation

Katalog zur Ausstellung: Verdienter Bürger oder NS-Täter? Die Lebensgeschichte des Chronisten Rudolf Dörrier

Annette Leo, Bernt Roder (Hg.), Museum Pankow 2022, 110 Seiten, 10,00€

Die Veröffentlichung des Historikers Harry Waibel über Rudolf Dörriers Dienst als SS-Wachmann im Konzen­trations­lager Sachsen­hausen hat das Museum Pankow zu einer Sonder­aus­stellung veranlasst.
Als ehemaliger Leiter der Stadt­bezirks­bibliothek und Gründer der Stadt­bezirks­chronik in den heutigen Museums­räumen der Heynstraße 8 war Dörrier bis zu seinem Tod eng mit der Pankower Geschichts­arbeit verbunden. Für uns ist die Aus­einander­setzung mit seiner wider­sprüch­lichen Biografie deshalb auch Teil der eigenen Museums­geschichte.
Ausstellung und Katalog versuchen eine Annäherung an die gesamte Lebens­geschichte von Rudolf Dörrier. Dabei wird sich auf die von ihm zahl­reich hinter­lassenen Quellen und Zeug­nisse gestützt, die natürlich vor allem seine Sicht auf sein Leben bekunden. Diese Sicht hinterfragen die Autor*innen kritisch und ziehen dazu weitere Quellen und Forschungs­ergebnisse heran. Gleich­zeitig werden unter­schiedliche Positionen, Erinnerungen und Meinungen von Weg­gefährt*innen, Expert*innen, und Protagonist*innen der Schuldiskussion dokumentiert.

  • Faltblatt: Verdienter Bürger oder NS Täter? Die Lebensgeschichte des Chronisten Rudolf Dörrier

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