Veranstaltungen im Jahr 2009

Die Friedliche Revolution. Berlin 1989

Veranstaltungsreihe des Berliner Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR und der Robert-Havemann.Gesellschaft e.V.

Anfang 1989 spitzt sich die Lage in der DDR weiter zu. Versorgungsengpässe und eine heruntergekommene Infrastruktur steigern den Unmut der Bevölkerung. Die SED-Führung ist kaum noch fähig, die Missstände zu verdecken oder zu erklären. Ausreisewillige suchen Zuflucht in der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Berlin und in den Botschaften in Warschau, Prag und Budapest. Die Opposition beginnt, den öffentlichen Raum zu erobern. Die Kirche bietet Schutz vor staatlichen Übergriffen, will aber auch “beruhigend” wirken. Die Kommunalwahlen am 7. Mai 1989 markieren einen ersten Höhepunkt der Proteste. Bürgerrechtler beobachten die Auszählungen – und können das offizielle Ergebnis von 98,85 Prozent Zustimmung widerlegen. -
Wie wird die Friedliche Revolution heute – 20 Jahre danach – wahrgenommen? Welches Bild von ihr hat sich in der Öffentlichkeit durchgesetzt? War allein die marode Wirtschaft für das Ende der DDR verantwortlich? Welche Rolle spielte die Kirche – förderte sie die Revolution oder wiegelte sie sie eher ab? Welche Bedeutung kam der Entlarvung der Wahlen vom Mai 1989 als Fälschung zu? Diese und weitere Fragen stehen im Mittelpunkt der Veranstaltungen.

9. Dezember 2009

Der Kampf um die Macht – die DDR Ende 1989

Nach dem Mauerfall setzen sich die Demonstrationen fort. Tausende Menschen verlassen die DDR. Die wirtschaftliche Lage spitzt sich zu. Immer mehr Ostdeutsche fordern die deutsche Einheit. Der bisherige “Block” der DDR-Parteien löst sich auf. Die SED muss ihren Führungsanspruch aufgeben. Gregor Gysi und Hans Modrow verhindern aber die Selbstauflösung der Partei. Regierungschef Modrow will aus der Staatssicherheit einen “Verfassungsschutz” machen. Akten werden weiter gezielt vernichtet, gleichzeitig wird die Forderung nach Abschaffung der Geheimpolizei immer lauter. An den Runden Tischen ringen Vertreter der alten Gewalten und der Opposition miteinander.

Diskussion:
  • Markus Meckel (Mitbegründer der SPD)
  • Hans Modrow (1989/90 Regierungschef der DDR)
  • Reinhard Schult (Mitbegründer Neues Forum)

Moderation:
Peter Wensierski (Spiegel)

28. Oktober 2009

Ein Volk geht auf die Straße – die Demonstrationen im Herbst 1989

Berliner Schauspieler und Künstler organisieren auf Initiative des Neuen Forums am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz die größte systemkritische Demonstration in der Geschichte der DDR. Sogar das regierungstreue Fernsehen der DDR überträgt live. Die SED-Führung erteilt die Genehmigung, allerdings mit der Absicht, diese Veranstaltung für ihre Zwecke zu nutzen. Einige Redner wie Christa Wolf oder Jens Reich sagen auf der Bühne, was die Massen auf dem Platz denken. Die Vertreter der Regierung wie Markus Wolf oder Günter Schabowski werden gnadenlos ausgepfiffen.

Vortrag:
Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk (Projektleiter bei der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen)

Diskussion:
  • Marion van de Kamp (Organisatorin der Demo auf dem Alex)
  • Dr. Dietmar Keller (1989 Stellvertretender Minister für Kultur der DDR)
  • Tina Krone (Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Robert-Havemann-Gesellschaft)
  • Jens Reich (Redner auf dem Alexanderplatz)

Moderation:
Christine Richter (Journalistin; DIE WELT / Berliner Morgenpost)

30. September 2009

Der heiße Oktober 1989

DDR, Herbst 1989: Empörung über die SED-Diktatur, der Wille zur Veränderung und das Verlangen nach Freiheit brechen sich Bahn. In Leipzig, Dresden, Plauen und vielen anderen Orten demonstriert die Bevölkerung. Der letzte Tag der Republik wird in Berlin zu ihrem Abgesang. FDJ und Armee paradieren letztmalig vor der Staatsführung. Dann erhebt sich das Volk. Staatssicherheit und Volkspolizei antworten mit einer Orgie der Gewalt. – Die Darstellung erfolgt erstmals anhand der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen.

Vortrag: Revolution. Die DDR im Herbst 1989
Dr. Jens Schöne (Stellvertretender Berliner Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen)

Vortrag: Der letzte Tag der Republik. Berlin, 7. Oktober 1989
Dr. Klaus Bästlein (Wissenschaftlicher Referent beim Berliner Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen)

anschließend Diskussion

Moderation:
Ulrike Poppe (Studienleiterin bei der Evangelischen Akademie zu Berlin)

26. August 2009

“Gründungsfieber”. Die Opposition als Kristallisationspunkt des gesellschaftlichen Aufbruchs

Im August 1989 bahnte sich in der DDR ein gesellschaftlicher Aufbruch an. Die vielen kleinen Zirkel und Kreise der Opposition wandelten sich in einer Art “Gründungsfieber” zu politischen Parteien und Gruppierungen. Dadurch gelang es, immer offener aufzutreten und die Straßen zu erobern. Die Bevölkerung erwachte aus dem verordneten Zwangsschlaf. Die Revolution kündigte sich an. Der Westen war verwundert und besorgt. War die Opposition der Kristallisationspunkt der Opposition? Worin unterschieden sich die Gruppierungen und Parteien? Wie verhielten sich die Blockparteien und die etablierten Parteien im Westen?

Vortrag:
Prof. Dr. Wolfgang Schuller (Historiker, Konstanz)

Diskussion:
  • Dr. Michael Bartuscheck (Chemiker; 1989 Mitbegründer von Demokratie Jetzt)
  • Bärbel Bohley (Künstlerin; 1989 Mitbegründerin des Neuen Forums)
  • Reinhard Weißhuhn (Architekt; 1989 Mitglied der Initiative Frieden und Menschenrechte)
  • Gert Weisskirchen (außenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag; 1989 MdB-SPD mit Kontakten zu DDR-Oppositionellen)

Moderation:
Sven Felix Kellerhoff (Journalist bei DIE WELT / Berliner Morgenpost)

29. Juli 2009

Ungarn – das Loch im Eisernen Vorhang. Die Abstimmung mit den Füßen

Nachdem Ungarn am 2. Mai 1989 mit dem Abbau der Grenzanlagen zu Österreich begonnen hatte, wurde die Grenze am 19. August 1989 erstmals für einige Stunden geöffnet: Hunderte DDR-Bürger stürmten in die Freiheit. Gorbatschow tolerierte das Geschehen; Proteste der DDR-Führung wurden ignoriert. Zehntausende DDR-Bürger zogen daraufhin los und campierten in Budapest und am Balaton. Am 11. September 1989 öffnete Ungarn die Grenze endgültig. Welche Folgen hatte das für die DDR, die Bundesrepublik und Europa? Wie konnte Ungarn 1989 Weltpolitik machen? Welche Rolle spielte Österreich für die Flüchtlinge?

Begrüßung:
  • Zsolt Bóta (Gesandter der Republik Ungarn in Berlin)
  • André Schmitz (Staatssekretär für Kulturelle Angelegenheiten des Landes Berlin)
Diskussion:
  • Dr. Erhard Busek (1989 Österreichischer Bundesminister für Wissenschaft und Forschung)
  • Dr. Károly Manherz (Ungarischer Fachstaatssekretär für Bildung und Kultur)
  • Uwe P. Richter (1989 Ungarn-Flüchtling)
  • Dr. Rudolf Seiters (1989 Staatsminister und Chef des Bundeskanzleramtes)

Moderation:
Dr. Ulrich Mählert (Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)

In Kooperation mit den Botschaften Ungarns und Österreichs in Berlin

24. Juni 2009

Die Gründung der SDP

Zur Gründung einer Sozialdemokratischen Partei (SDP) wurde im August 1989 in der Ost-Berliner Golgatha-Gemeinde aufgerufen. Der Aufruf war die radikale Infragestellung der SED und ihres Alleinvertretungsanspruchs für die Arbeiterbewegung. Gefordert wurde ein demokratischer und sozialer Rechtsstaat und damit die Abschaffung der Diktatur in der DDR. Bis auf Ausnahmen begegnete die westdeutsche SPD-Spitze der ostdeutschen Neugründung mit Skepsis.

Vortrag:
Dr. Daniel Friedrich Sturm (Historiker)

Diskussion:
  • Dr. Ehrhart Körting (Senator für Inneres und Sport; SDP-Unterstützer)
  • Markus Meckel (MdB, SDP-Mitbegründer)

Moderation:
Margit Miosga (Journalistin beim RBB)

27. Mai 2009

Im Osten beginnt das Eis zu schmelzen. Das polnische Experiment 1989

Polen schritt 1988/89 bei den Veränderungen in Europa voran. Im Herbst 1988 verhandelte Solidarnosc mit der Regierung am Runden Tisch über eine Demokratisierung. Am 4. Juni 1989 fanden in Polen die ersten freien Wahlen in einem Land des kommunistischen Machtbereichs statt. Am 13. September 1989 bildete der katholische Publizist Thadeusz eine neue Regierung.

Filmvorführung:
“STRAjK – Die Heldin von Danzig” von Andreas Pflüger (Drehbuch) und Volker Schlöndorff (Regie)

Diskussion:
  • Adam Michnik (Bürgerrechtler und Publizist, Warschau)
  • Andreas Pflüger (Autor)
  • Gerd Poppe (Bürgerrechtler)

Moderation:
Prof. Dr. Gesine Schwan

In Kooperation mit dem Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften.

29. April 2009

Gefälschtes “Zettelfalten”. Die Kommunalwahlen am 7. Mai 1989

Die Wahlen im Mai 1989 wurden von Bürgerrechtlern überwacht. Dennoch verkündete die SED-Führung eine Zustimmung von 98,85 Prozent – ein Ergebnis, das so nicht stimmen konnte. Obwohl das “Zettelfalten” ein bekanntes und verlogenes Ritual war, brachte der Wahlbetrug das Fass zum Überlaufen. Die offensichtliche Fälschung der Ergebnisse regte Proteste an, führte zu Strafanzeigen und wurde zu einer der Initialzündungen für die Friedliche Revolution.

Vorträge:
  • Rainer Eppelmann (Bürgerrechtler)
  • Dr. Klaus Bästlein (Historiker)
Diskussion:
  • Dr. Hans Michael Kloth (Historiker)
  • Dr. Peter Przybylski (1989 DDR-Staatsanwalt)
  • Wolfgang Rüddenklau (1989 Umwelt-Bibliothek Berlin)
  • Mario Schatta (1989 Weißenseer Friedenskreis)

Moderation:
Ulrike Poppe (Studienleiterin bei der Evangelischen Akademie)

In Kooperation mit der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen und der Evangelischen Akademie zu Berlin

25. März 2009

DDR-Wirtschaft am Ende?

Milliardenkredite aus dem Westen, überholte technologische Standards und eine kaputte Infrastruktur – die DDR-Wirtschaft stand Ende der achtziger Jahre vor dem Zusammenbruch. Darüber wird anhand konkreter Beispiele berichtet. Vor allem aber wird gefragt, welche politischen Folgen der ökonomische Niedergang hatte. Bestanden für die SED-Führung noch Alternativen? Wie pleite war die DDR wirklich? Führte tatsächlich nur die marode Wirtschaft zur Friedlichen Revolution und zum Ende der DDR?

Begrüßung:
Dr. Rudolf Steinke (Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Berliner Wirtschaftsgespräche e.V.)

Vortrag:
Prof. Dr. André Steiner (Wirtschaftshistoriker, Universität Potsdam)

Diskussion:
  • Dr. Jeannette Madarász (Historikerin, Wissenschaftszentrum Berlin)
  • Dr. Thilo Sarrazin (Senator für Finanzen, Stellv. Vorsitzender der Berliner Wirtschaftsgespräche e.V.)
  • Günter Schabowski (Journalist, 1989 Mitglied des Politbüros der SED)
  • Prof. Dr. André Steiner (Wirtschaftshistoriker, Universität Potsdam)
  • Jörg Stoye (Leiter der BStU-Außenstelle Magdeburg)

Moderation:
Dr. Jens Schöne (Historiker, Stellv. Berliner Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen)

In Kooperation mit den “Berliner Wirtschaftsgesprächen”

25. Februar 2009

Kirche in der Revolution. Hemmschuh oder Avantgarde?

Die evangelische Kirche und die Opposition in der DDR waren vielfältig miteinander verbandelt. Das vielzitierte “schützende Dach der Kirche” spielte für Oppositionelle eine wichtige Rolle – ob als Versammlungsort oder verhältnismäßig sichere Brutstätte regimekritischer Gedanken. Andererseits bemühten sich manche Kirchenvertreter, ein allzu deutliches Aufbegehren zu unterbinden. Über die Rolle der Kirche in der Revolution diskutieren Akteure, die 1989 ganz unterschiedliche Positionen vertraten.

Vortrag:
Dr. Ehrhart Neubert (Theologe und Historiker)

Diskussion:
  • Bernd Albani (Pfarrer)
  • Hans-Otto Furian (Propst i.R.)
  • Dr. Ehrhart Neubert
  • Rudi Pahnke (Pfarrer)

Moderation:
Gerhard Rein (Journalist)

29. Januar 2009

Geschichte wird gemacht. Die Friedliche Revolution 1989/90

Die DDR lebt – und war nie so schön wie heute. Die Erinnerungen an die Diktatur verblassen. Die Stasi mutiert zu einem “normalen” Geheimdienst. Das kommunistische Herrschaftssystem wird zu einem sozialen Wohlfahrtsstaat. Nestwärme und Fürsorglichkeit prägen das kollektive Gedächtnis. Wie kommt es dazu? Auf welche Weise entstehen Bilder von der Geschichte? Wie beeinflusst der öffentliche Diskurs nachträglich das Bild der DDR und der Friedlichen Revolution im kollektiven und kulturellen Gedächtnis der Deutschen?

Vortrag:
Liza Candidi (Universität Udine)

Diskussion:
  • Michael Jürgs (Publizist)
  • Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk (Historiker)
  • Hannelore Steer (bis 2008 stellv. Intendantin des RBB)

Moderation:
Alfred Eichhorn (Journalist beim RBB)

Veranstaltungen außerhalb der Veranstaltungsreihe

2. Dezember 2009

Spontane Inszenierung?
Die “Besetzungen” der Staatssicherheit im Licht neuer Erkenntnisse

Die DDR Anfang Dezember 1989: Während der Friedlichen Revolution erodieren mehr und mehr die Machtstrukturen des SED-Staates. Medien berichten über Aktenvernichtungen in den Dienststellen des Ministeriums für Staatssicherheit. Dann beginnen nahezu zeitgleich “Besetzungen” der militärisch gesicherten Stasi-Zentralen durch Bürgergruppen und Demonstranten. Überall hilft die Staatsanwaltschaft den Besetzern – auch, wenn sie gar nicht gerufen wurde. In “Sicherheitspartnerschaften” mit den Bürgern bewachen systemnahe Volkspolizisten die Gebäude des Geheimdienstes.
Sind die nahezu identischen Prozesse der “Stasi-Besetzungen” in den verschiedenen Bezirks- und Kreisstädten purer Zufall oder das Ergebnis strategischer Überlegungen? Sollte mit der Lenkung der Bürgerproteste auf die Staatssicherheit vom eigentlichen Träger der Diktatur, der SED, abgelenkt werden? Diese und weitere Fragen diskutieren unmittelbar Beteiligte und Historiker.

Einführung:
Dr. Jens Schöne (LStU Berlin)

Podium:
  • Dr. Frank Eigenfeld (Halle)
  • Martin Gutzeit (Berlin)
  • Tobias Hollitzer (Leipzig)
  • Wolfgang Loukidis (Schwerin)

Moderation:
Sven Felix Kellerhoff (DIE WELT / Berliner Morgenpost)

In Kooperation mit dem Sächsischen Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen und der Zentral- und Landesbibliothek Berlin

7. bis 9. Oktober 2009

Revolution in Berlin
Kerzen für Freiheit und Demokratie

7. Oktober 1989: Während im Palast der Republik die kommunistischen Partei- und Staatsführer den 40. Jahrestag der DDR feierten, demonstrierte das Volk auf der Straße für demokratische Veränderungen. “Wir sind das Volk!”, riefen die Demonstranten. Die Machthaber antworteten mit brutaler Gewalt, doch die Menschen ließen sich nicht mehr einschüchtern und zogen zur Gethsemanekirche. Aus dem Mut von wenigen erwuchs eine Massenbewegung. Die Kirche im Prenzlauer Berg war das damalige Zentrum der Proteste in Ost-Berlin. Hier forderte eine Mahnwache ab dem 2. Oktober 1989 die Freilassung von inhaftierten Leipziger Demonstranten. Tausende versammelten sich täglich vor und in der Kirche. Mit Kerzen traten sie der Staatsgewalt und ihrer eigenen Angst entgegen.

Themen der Veranstaltung:
  • Brennpunkt Gethsemanekirche
  • Machtfrage – Wie die Staatssicherheit versuchte, die Friedliche Revolution zu verhindern
  • Ringen um Demokratie 1989 und heute
Veranstalter:
  • Evangelische Kirchengemeinde Prenzlauer Berg Nord
  • Robert-Havemann-Gesellschaft e.V.
  • Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR
  • Berliner Landesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR
  • Bezirksverordnetenversammlung Pankow
  • Kulturprojekte Berlin

3. September 2009

Das Gleiche – aber anders.
Die Ahndung von NS-Gewaltverbrechen in der Bundesrepublik und in der DDR

Der Umgang mit den NS-Gewaltverbrechen ist eines der umstrittensten Kapitel der jüngsten Zeitgeschichte. Dabei verlief die Entwicklung in beiden deutschen Staaten erstaunlich parallel: Bis Ende der 1950er Jahre nahm die Zahl der Prozesse stark ab; die Verbrechen im Zuge der Vernichtung der europäischen Juden wurden kaum geahndet. Dann begann eine Professionalisierung: Im Westen entstand die Zentrale Stelle in Ludwigsburg, im Osten ermittelte fortan die Staatssicherheit.
In beiden deutschen Staaten kam es daraufhin zu wichtigen NS-Prozessen, die die Massentötungen im Ausland betrafen. Es gab aber auch deutliche Unterschiede, die ihre Erklärung nicht nur in den verschiedenen gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen finden. In vielen Fällen waren stattdessen in beiden Staaten die traditionellen und systemübergreifenden Muster strafrechtlicher Verfolgung entscheidend.

Begrüßung:
Dr. Jens Schöne (Stellvertretender Berliner Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen)

Einführung:
Prof. Dr. Johannes Tuchel (Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand)

Vortrag:
Prof. Dr. Christiaan Frederik Rüter (Prof. em. für Strafrecht und Strafprozessrecht an der Universität Amsterdam und Herausgeber der Sammlungen “Justiz und NS-Verbrechen”)

Diskussionsleitung:
Monika Nöhre (Präsidentin des Kammergerichts)

Eine Veranstaltung des Berliner Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, der Gedenkstätte Deutscher Widerstand und des Forums Recht und Kultur im Kammergericht e.V.

18. bis 20. Februar 2009

Die deutsche Frage in der SBZ und DDR
Eine Konferenz über deutschlandpolitische Vorstellungen von Bevölkerung und Opposition 1945-1990

In der Vergangenheit hat es viele Konferenzen zur deutschen Frage gegeben. Dennoch sind nicht wenige Probleme ungeklärt. Das gilt vor allem für die deutschlandpolitischen Vorstellungen von Bevölkerung und Opposition in der SBZ und DDR. In der Friedlichen Revolution vor 20 Jahren trat die Frage der Schaffung der deutschen Einheit immer mehr hervor. Noch Mitte 1989 hatte sie schlicht als unmöglich gegolten.
Im ersten Teil der Tagung wird die Geschichte der deutschen Teilung behandelt. Der Fokus liegt auf dem Weg zur Teilung bis 1961, der Zementierung der Teilung bis 1971 und dem Einrichten in der Teilung bis 1988. Im zweiten Teil der Tagung wird auf die deutsche Frage vor dem Hintergrund der Friedlichen Revolution eingegangen. Dabei entwickelte sich eine Dynamik, die Rahmenbedingungen und Handlungsperspektiven in kurzer Zeit völlig veränderte.
Die dahinter stehenden Abläufe sollen im Wechsel von Vorträgen ausgewiesener Wissenschaftler und Diskussionen aktiv Beteiligter erörtert werden. Wie kam es zur deutschen Teilung? Was bedeutete der Mauerbau? War die DDR auf dem Weg zur “sozialistischen Nation”? Welche deutschlandpolitischen Vorstellungen hatte die Opposition? Was bedeutete der Fall der Mauer? Was vollzog sich im Vorfeld der Volkskammerwahlen im März 1990? Und welche Konstellationen ließen das Unmögliche – nämlich die Herstellung der deutschen Einheit – zu einem ganz realen politischen Handlungsziel werden?

Veranstalter:
  • Berliner Landesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR
  • Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
  • Deutsche Gesellschaft e.V.