Am 18. März 1990 findet die einzige freie Wahl zur Volkskammer in der Geschichte der DDR statt. Die Wahlbeteiligung liegt bei über 90 Prozent. Das Ergebnis ist eindeutig: Die SED wird abgewählt. Die große Mehrheit will das Modell Bundesrepublik. Die deutsche Einheit soll rasch vollzogen werden. Es entwickelt sich ein neues Lebensgefühl zwischen Hunger nach allem, Hoffnungen und Ängsten.
Durch die Demokratisierung ist vieles möglich. Politische und soziale Initiativen “von unten” entstehen. Sie engagieren sich für die Umwelt, den Erhalt der Städte und die Rechte der Arbeitnehmer. Viele machen sich selbstständig. Der gestern noch verbotene Westen wird erkundet. Rund eine viertel Million Menschen verlässt allein im ersten Halbjahr 1990 die DDR. Die wirtschaftliche Krise tritt immer deutlicher zutage. Die Sozial-, Währungs- und Wirtschaftsunion gestaltet den Übergang in ein anderes System.
Politisch bleiben die Folgen der SED-Diktatur gegenwärtig: Die SED/PDS versucht, ihr Vermögen zu retten. Die Staatssicherheit wird abgewickelt; Hauptamtliche und Spitzel suchen neue Jobs. Der Umgang mit den Stasi-Akten ist umstritten. Forderungen nach einer Bestrafung der Verantwortlichen werden lauter.
Die außenpolitische Weichenstellung für die Herstellung der deutschen Einheit gelingt. Deutschland erhält seine Souveränität zurück. Berlin erfindet sich neu. Für die Stadtregierung aus Magistrat und Senat (MagiSenat) gibt es kein Beispiel. Berlin ist das Laboratorium der deutschen Einheit: Probleme und Chancen werden hier wie unter einem Brennglas sichtbar.