SW03: Ein Waldspaziergang zum Rupenhorn

Stößenseebrücke

Revier Eichkamp

Wanderkarte

Am Rupenhorn – Jahrzehnte lang lag dieses Waldgebiet unbeachtet am Stößensee. Doch jetzt wurde das ca. 3,5 ha große Areal an einem Steilhang durch Ausgleichsmaßnahmen der Deutschen Bahn neu erschlossen. 750 Meter neue und alte serpentinenartige Wege und Aussichtspunkte wurden für die Öffentlichkeit überarbeitet und neu gestaltet. Seit dem 09. April 2009 lädt dieses wunderschöne Waldgebiet zum Verweilen ein.

Dieser Ausflugstipp startet am S-Bahnhof Heerstraße und endet dort am Rupenhorn. Direkt neben dem S-Bahnhof führt die Teufelsseestraße nach Süden in den Grunewald in Richtung des Ökowerkes. Erreicht man auf der westlichen (rechten) Seite das Waldgebiet, hat man sogleich auch einen Waldparkplatz vor sich, über den man in westliche Richtung (rechts) in den Wald läuft. Diesem Weg, vorbei an der grün-weißen Schranke, wird immer gefolgt. Südlich des Weges (links) sieht man auf dem 115 Meter hohen Teufelsberg die ehemalige US-Radarabhörstation, an der deutliche Sturmschäden zu erkennen sind.

Nach einiger Zeit befindet man sich am Naturschutzgebiet Postfenn und Teufelsfenn, das durch einen hölzernen Handlauf vor dem Betreten geschützt ist.

Der Name Postfenn ist abgeleitet von Poß Fenn. Namensgeber war einst das Sumpfporst, ein Heidekrautgewächs aus der Gattung des Rhododendrons, das schon im 15. Jahrhundert bei nordischen Völkern beim Bierbrauen Anwendung fand. Der Einsatz dieser Pflanze war aber auch mit Risiken verbunden, denn sie ist leicht giftig. Heute wird sie noch in der Homöopathie verwendet. Durch die Trockenlegung des Kesselmoores im 19. Jahrhundert wurde dieser immergrünen Pflanze die Grundlage genommen.

Weiter dem Weg folgend, durchquert man das Naturschutzgebiet und steht am Ende auf einem breiten Waldweg. Dies ist die alte Spandauer Poststraße. Auf ihr läuft man in nördliche Richtung weiter, bis die Straße “Am Postfenn” überquert wird. Direkt an dieser asphaltierten und für den öffentlichen Straßenverkehr freigegebenen Straße sieht man auch das eingezäunte rot verklinkerte Gebäude, das zu dem riesigen Erdgasspeicher zwischen der Glockenturmstraße und der Straße “Am Postfenn” direkt unter der Heerstraße gehört.

Dort in 860 Metern Tiefe lagern in den natürlichen Sandsteinschichten ca. 680 Millionen Kubikmeter Gas, die durch ein natürliches Bodengemisch aus Ton, Salz und Mergel versiegelt sind. Dieser Erdgasspeicher wurde 1992 angelegt, als die Angst wuchs, dass Russland und die Ukraine den “Gashahn zudrehen” könnten.

Die Wanderung geht auf der anderen Straßenseite wieder hinein in den Wald. Auf diesem Weg, der auch als Reitweg freigegeben ist, läuft man erst noch ein Stück parallel zum eingezäunten Gelände und dann leicht bergauf, bis linker Hand die Mauern des Jüdischen Friedhofes zu sehen sind. Der Weg endet auf dem Parkplatz des Friedhofes. Dort hat man die Möglichkeit, die Begräbnisstätte zu besichtigen.

Dieser Friedhof wurde ursprünglich 1910 für die verstorbenen Anwohner der damaligen Villenkolonie an der Heerstraße errichtet. 1912 wurde der Friedhof als interkonfessionelle (für alle Konfessionen offen) Begräbnisstätte erweitert, und so wurden die ursprünglichen 0,6 ha Forstflächen auf 5 ha vergrößert. Durch die 1953 stattgefundende Teilung der jüdischen Gemeinde in Ost und West wurde ein jüdischer Friedhof auf Westberliner Boden gebraucht. 1955 wurde dieser Friedhof als jüdischer Friedhof geweiht. Heute ist dieser wunderschöne und landschaftsgärtnerisch einmalige Ort die letzte Ruhestätte vieler bedeutender Persönlichkeiten, wie z.B. Hans Rosenthal, Heinz Galinski und vielen anderen.

Es ist aber unbedingt zu beachten, dass Männer den Friedhof nur mit Kopfbedeckung betreten dürfen. Direkt am Tor auf den eigentlichen Friedhof befindet sich ein Korb mit typischen jüdischen Kopfbedeckungen, den so genannten “Kippa”, die genutzt werden können.

Das Wort “Kippa” ist abgeleitet von dem deutschen Wort “Kappel” oder wie es früher im slawischen hieß “Jarmulka”, das aber mit dem traditionellen Wort “Kippa” nicht viel Ähnlichkeit hat. Diese kleine kreisrunde Kopfbedeckung, die hauptsächlich den oberen Hinterkopf bedeckt, wurde erst im 16./17. Jahrhundert zum Symbol ihres Glaubens bei den jüdischen Männern.

Nach einem respektvollen Besuch dieses Ortes geht es weiter zum eigentlichen Ziel dieses Spazierganges. Dazu läuft man ein Stück zurück auf dem Hinweg bis zur letzten Wegkreuzung. Dort wird nach Westen (rechts) abgebogen und man läuft entlang des Friedhofsgeländes. Durch die Bäume hindurch kann man einen großen Sendeturm sehen, dem man sich nähert. Vorbei an dem riesigen Mast spaziert man weiter nach Westen bis zur Straße “Am Rupenhorn”. Befindet man sich an der Straße, sieht man auf der anderen Straßenseite neben einem Mehrfamilienhaus den Zugang zu der neu gestalteten Hanganlage. Sollte man sich an der letzten Waldkreuzung verlaufen haben, stößt man trotzdem auf diese Straße. In diesem Fall muss einer der Zugänge zur Hanganlage von der Straße aus selbstständig gesucht werden. Die Zugänge sind jedoch leicht zu finden. Nun hat man das Ende des Spazierganges erreicht und man kann die bereits in der Einleitung beschriebene neu gestaltete Waldfläche in aller Ruhe erkunden. Um wieder zurück in die City zu kommen, geht man nach Norden, bis zur Stößenseebrücke und dort hinauf zur Heerstraße. Die Bushaltestelle, von der aus man mit einem der Busse wieder zurück zum S-Bahnhof Heerstraße fahren kann, ist schnell zu sehen.

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