Bereits in den zwanziger Jahren gab es in diesem Teil von Schöneberg, also dem Gebiet um die Fuggerstraße, Motzstraße und den Nollendorfplatz Tanzlokale für Herren und es begann die Geschichte des ersten Schwul-lesbischen Bezirkes im Westen der Stadt.
Trotz der strengen Moralvorstellungen im Kaiserreich und auch in den 1920ern Jahren war hier vieles möglich, was gesetzlich verboten war.
Besondere Berühmtheit hatte das Lokal „Eldorado“. Hier verkehrten Persönlichkeiten wie Marlene Dietrich, Claire Waldorff oder Wilhelm Bendow. Es war der Hauptanziehungspunkt für Schwule und Lesben nicht nur in Berlin. Ein jähes Ende fand diese „Freiheit“ nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. Binnen kürzester Zeit wurden die “anrüchigen” Lokale geschlossen, viele der Schwulen und Lesben verfolgt und in Konzentrationslager deportiert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand in diesem Kiez wieder schwul-lesbisches Leben. Zunächst nur zaghaft – es gab immer noch den Paragraphen 175 des Strafgesetzbuches – aber nach und nach mit immer größerem Selbstbewusstsein und Selbstverständlichkeit. Heute gibt es hier nicht nur schwul-lesbische Kneipen, sondern auch Friseure, Blumenläden, Boutiquen, Reisebüros und Hotels, die sich gezielt an ein homosexuelles Publikum richten – eben einen Regenbogenkiez.
Jährlich an einem Wochenende im Juni findet hier im Kiez das lesbisch-schwule „Motzstraßenfest“ statt, das mit einer Mischung aus Informationsständen gleichgeschlechtlicher Gruppen, Show-Bühnen sowie Imbiss- und Verkaufsbuden tausende Besucherinnen und Besucher anzieht und sich zu einer internationalen Touristenattraktion entwickelt hat.
Viele Organisationen bzw. Vereine haben hier ihren Sitz. U.a.
- der LSVD (Lesben und Schwulenverband Deutschlands)
- Maneo und
- Mann-o-Meter.
Sie treten für die Gleichberechtigung gleichgeschlechtlicher Lebensweisen ein. Sie werben für Toleranz und Akzeptanz, informieren, beraten und bieten Hilfe an.