Bevor wir weitergehen, sollten sie einen Blick in die Prinzessinnenstraße werfen. Zum einen ist bemerkenswert, dass in nur wenigen hundert Metern die Stadtgrenze zu Brandenburg erreicht ist.
Zum anderen wohnte in der Prinzessinnenstraße 14 Hermione von Preuschen. Sie verbrachte dort die letzten zehn Jahre ihres Lebens. Das Haus gibt es allerdings nicht mehr.
Zur Erinnerung: Beim Kiezspaziergang durch Mariendorf habe ich Sie auf eine Ausstellung über Hermione von Preuschen im Tempelhof-Museum aufmerksam gemacht (Ausstellung endete am 03.11.2013).
Sie war eine bemerkenswerte Frau.
Sie wurde 1854 geboren und wuchs privilegiert in einem hessischen Adelsgeschlecht auf. Bereits mit
15 Jahren bekam sie privaten Malunterricht. Ein Studium durfte sie als Frau zur damaligen Zeit nicht aufnehmen. Dies kritisierte sie auf dem „Internationalen Kongress für Frauenwerke und Frauenbestrebungen“ 1896 in einer kämpferischen Rede.
Sie sagte unter anderem: „Der talentvollen hübschen Anfängerin schaut der Mann duldsam von oben herab auf die Finger, wehe aber der Frau, die ernst genommen werden muss und die es wagt, ebenso Gutes oder gar Besseres zu leisten als der Durchschnittsmann“.
Hermione von Preuschen setzte sich über alle Konventionen ihrer Zeit hinweg und führte ein unabhängiges Leben als Künstlerin und Schriftstellerin. Zahlreiche Reisen führten sie rund um die Welt.
Die Künstlerin gilt als Begründerin des „Historischen Stilllebens“.
1887 erregte sie mit ihrem Bild Mors Imperator große Aufmerksamkeit: das Gemälde zeigte ein Skelett mit den Herrschaftszeichen eines Königs und wurde als Majestätsbeleidigung gewertet.
Die letzten zehn Jahre ihres Lebens lebte sie in Lichtenrade.
In ihrem Buch „Der Roman meines Lebens – Ein Frauenleben um die Jahrhundertwende“ schreibt sie:
„Ich male sehr fleißig im Winter und im ersten Frühling 1908 führte mich der Zufall nach Lichtenrade bei Berlin. Bekannte hatten mir gesagt, dort sei Grund und Boden noch erschwinglich…Ich fuhr also nach Lichtenrade, an dem Tag, da ich zum ersten Mal seinen Namen gehört hatte.“
Sie kaufte eine Villa in der Prinzessinnenstraße, in der sie Kunstausstellungen veranstaltete und schillernde Feste in der Gesellschaft berühmter Persönlichkeiten feierte.
1918 starb sie.
Ein Jahr später wurde das Wahlrecht eingeführt (Reichstag / Weimarer Republik) und auch Frauen erhielten das Recht, Universitäten zu besuchen.