Ortsteil Tempelhof

Wappen Tempelhof mit Krone

Tempelhof war bis zur Bezirksreform im Jahre 2001 ein eigenständiger Bezirk von Berlin mit den Ortsteilen Mariendorf, Marienfelde und Lichtenrade. Seit der Zusammenlegung mit Schöneberg gehört Tempelhof zu den 12 Berliner Verwaltungsbezirken und heißt „Tempelhof-Schöneberg“.

Das genaue Gründungsdatum von Tempelhof ist nicht bekannt, als sicher kann jedoch gelten, dass die Namensgebung auf die christlichen Tempelritter zurückgeht, die sich hier um 1200 angesiedelt haben. Papst Clemens der V. hat 1312 den Tempelorden aufgehoben und dessen Besitz dem Johanniterorden übertragen.

In einer Urkunde aus dem Jahr 1247 wird ein „Magister Hermanus de Templo“ erwähnt. 1290 tauchte der Name Tempelhof dann im Zusammenhang mit der Schenkung des Ritters Jacob von Neyde auf, der der Franziskaner-Klosterkirche eine Ziegelscheune „die zwischen Tempelhof und Berlin“ lag, schenkte. 1344 wird erstmals der johannitische Komtur „Buchhard von Arenholz“ als „commendator in Tempelhoff“ benannt. Das Zeichen der Tempelritter – ein rotes Kreuz auf einem Schild – war bis zur Bezirksreform von 2001 auch das Wappenzeichen Tempelhofs. Es findet sich heute gemeinsam mit dem „Schöneberger Hirschen“ auf dem Wappen von Tempelhof-Schöneberg.
1910 hatte Tempelhof bereits 20.733 Einwohner_innen. 1920 wurde Tempelhof nach Groß-Berlin eingemeindet.

Tempelhofer Hafen

Auf der gegenüberliegenden Seite des Tempelhofer Damms, der auch liebevoll „Te-Damm“ genannt wird, liegt das 1938 eröffnete Rathaus Tempelhof. Bis heute sind dort zahlreiche bezirkliche Verwaltungsstellen untergebracht, wie beispielsweise das viel besuchte Bürgeramt des Stadtteils. Der Te-Damm ist eine lebendige Hauptverkehrsader, und die Einkaufsstraße bietet nicht nur bekannte Filialisten, sondern auch traditionelle Einzelhandelsgeschäfte. Am Ende des Te-Damms befindet sich das große Einkaufszentrum „Tempelhofer Hafen“. Der Tempelhofer Hafen selbst, ein Binnenhafen am Teltowkanal, wurde zwischen 1901 und 1908 mit Lagerhaus und Kränen errichtet und steht unter Denkmalschutz. Seit der Eröffnung des Einkaufszentrums hat sich der Tempelhofer Hafen positiv entwickelt und bietet ein besonderes Highlight: Besucher_innen sowie Einheimische können hier sogar ihren Bootsführerschein machen. Besonders an sonnigen Tagen schätzen Gäste die Möglichkeit, mitten in der Stadt am Wasser zu entspannen.

Blick auf den Tempelhofer Hafen

Der Tempelhofer Hafen

Ullsteinhaus

Das Ullsteinhaus

An der Stubenrauchbrücke, benannt nach dem Initiator des Teltowkanals, erhebt sich das von Eugen Schmohl entworfene Ullsteinhaus, ein beeindruckendes Baudenkmal des Backsteinexpressionismus. Mit seiner markanten Turmhöhe von 77 Metern ist das Gebäude weit sichtbar und gilt als Wahrzeichen Tempelhofs. Ursprünglich für den Ullstein-Verlag erbaut, diente es als bedeutendes Druckhaus, in dem unter anderem renommierte Zeitungen wie die „Vossische Zeitung“, die „Berliner Morgenpost“, die „Berliner Illustrierte Zeitung“ und die „B.Z.“ gedruckt wurden. Auch literarische Klassiker wie Erich Maria Remarques Antikriegsroman „Im Westen nichts Neues“ wurden hier publiziert.

Die Redaktion der Verlegerfamilie Ullstein war damals in der Kochstraße – heute Rudi-Dutschke-Straße – ansässig, einem Standort, an dem bis heute große Berliner Verlagshäuser vertreten sind. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die jüdische Familie Ullstein enteignet. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erhielten die Erben das Ullsteinhaus zurück. Seitdem wurde das Gebäude mehrmals verkauft und beherbergt heute moderne Konzepte wie „The Drivery“, ein Zentrum für Mobilitätsinnovationen. Das geschichtsträchtige Ullsteinhaus steht unter Denkmalschutz und ist über den nahegelegenen U-Bahnhof Ullsteinstraße hervorragend erreichbar.

ufaFabrik

Ein Café auf dem Gelände der ufaFabrik

Nicht weit entfernt liegt die über die Grenzen Berlins hinaus bekannte „ufaFabrik“, ein Ort, den man eher im dynamischen Kreuzberg als im eher bürgerlich geprägten Tempelhof erwarten würde.

Die heutige ufaFabrik, bekannt für ihre zahlreichen alternativen Initiativen und kreativen Ideen, befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Ufa-Film-Kopierwerke. Am 9. Juni 1979 wurde das Areal von einer Gruppe alternativer Aktivisten besetzt, die neue Formen des Zusammenlebens suchten. West-Berlin befand sich zu dieser Zeit im Aufbruch, und immer mehr junge Menschen strebten in der begrenzten Stadt nach gemeinschaftlichen, alternativen Lebensmodellen und wollten zugleich der zunehmenden Grundstücksspekulation entgegenwirken. Die Besetzung stieß anfangs auf politischen Widerstand, doch die Initiative setzte sich durch.

Heute ist die ufaFabrik mit ihrem kleinen Bauernhof, der Freien Grundschule, dem Café „Rudi & Rosa“ und der beliebten Veranstaltungsstätte fest im kulturellen Leben der Stadt verwurzelt und hat über Tempelhof-Schöneberg hinaus Bekanntheit erlangt.

Tempelhofer Feld

Das Tempelhofer Feld ist ein Ort von besonderer Bedeutung in der Geschichte des Nachkriegs-West-Berlins. Nach dem Abzug der Alliierten und der Schließung des Flughafens im Jahr 2008 wurde das weitläufige Gelände den Bürger_innen der Stadt zur freien Nutzung überlassen. Das Feld symbolisiert die Freiheit Berlins und wird heute als Erholungsraum, für zahlreiche sportliche Aktivitäten und gelegentlich auch für große Konzerte genutzt, bei denen Bands wie Die Ärzte oder Die Toten Hosen auftreten.

In einem Volksentscheid am 25. Mai 2014 stimmten die Berliner_innen dafür, das Gelände unbebaut zu lassen. Ob dies angesichts des steigenden Wohnraumbedarfs und der wachsenden Migration so bleiben wird, bleibt abzuwarten. Seit September 2015 dienen die ehemaligen Hangars des Flughafens als Unterkünfte für Geflüchtete.

Der Flughafen Tempelhof um 1930

Heute ist das Temelhofer Feld ein Naherholungsgebiet mitten in der Stadt

Dies ist jedoch nur ein kleiner Teil der faszinierenden Geschichte Tempelhofs. Ein Blick zurück führt uns in das Jahr 1722, als König Friedrich Wilhelm I. das flache Acker- und Weideland des damaligen Dorfes Tempelhof zum Exerzier- und Paradeplatz für seine Soldaten machte. Bis 1918 blieb das Feld Schauplatz beeindruckender Paraden. Doch die bedeutendste Zeit des Tempelhofer Feldes sollte noch folgen.

Das Luftbrückendenkmal vor dem ehemaligen Flughafengebäude

In den 1920er Jahren entstand auf dem Tempelhofer Feld der Flughafen Berlin-Tempelhof. Während der Berlin-Blockade wurde von diesem Flughafen aus ganz West-Berlin mit lebenswichtigen Gütern versorgt. Die Blockade, die die Sowjets als Reaktion auf die Währungsreform in den Westzonen verhängten, dauerte vom 24. Juni 1948 bis zum 12. Mai 1949. Mit dieser Maßnahme versuchten sie, den Rückzug der West-Alliierten aus Berlin zu erzwingen und ihren Anspruch auf die gesamte Stadt zu verdeutlichen. Zwischen dem 26. Juni und dem 30. September wurden rund 278.000 Versorgungsflüge von der U.S. Air Force und der Royal Air Force durchgeführt, die etwa 2,3 Millionen Tonnen Fracht nach Berlin brachten.

Von Kohle für Heizungen bis hin zu Schokolade für die Kinder wurde alles Notwendige geliefert. Besonders die kleinen Fallschirme mit Schokoladentafeln waren ein Highlight für die Berliner Kinder. Diese Idee kam vom amerikanischen Luftwaffenpiloten Gail Halvorsen (geboren am 10. Oktober 1920 in Salt Lake City, Utah), der später für seinen besonderen Einsatz mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde. Damit die Kinder ihn erkannten, wackelte Halvorsen, der „Rosinenbomber“-Pilot, stets mit den Tragflächen seines Flugzeugs – ein Zeichen dafür, dass süße Überraschungen unterwegs waren.

Luftbrückendenkmal

Am Platz der Luftbrücke vor dem ehemaligen Flughafengebäude steht heute das Luftbrücken-Denkmal, das 1951 von Eduard Ludwig entworfen wurde und von den Berliner_innen liebevoll als „Hungerharke“ bezeichnet wird.

Mit seinen drei nach Westen gerichteten Rippen erinnert das 20 Meter hohe Denkmal tatsächlich an eine Harke. Diese Bögen symbolisieren die drei Luftkorridore, über die West-Berlin während der Blockade versorgt wurde. Identische Denkmäler stehen auch an den Startorten der Versorgungsflüge in Wietzenbruch bei Celle und am Frankfurter Flughafen.

Dorfkirche von Tempelhof

Die alte tempelhofer Dorfkirche

Die Dorfkirche von Tempelhof zählt heute zu den ältesten Kirchen Berlins. Erbaut wurde sie Mitte des 13. Jahrhunderts aus Feldsteinfindlingen und im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgestaltet. Auffällig ist ihre Lage außerhalb des Dorfangers. Die Kirche war einst Teil einer von Wehranlagen geschützten Komturei, von der heute noch zwei Teiche erhalten sind. Nach schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg erhielt die Kirche ihr heutiges Aussehen erst durch den Wiederaufbau in den Jahren 1955/1956. Die St. Katharina ist flächenmäßig die größte Dorfkirche Berlins. In ihrem Inneren hängt eine bemerkenswerte Kopie des „Katharinenaltars“, den Lucas Cranach der Ältere 1504 für Torgau schuf; das Original ist in der Gemäldegalerie in Dresden zu sehen. Auf dem Kirchhof erinnert ein Gedenkstein an die 47 Berliner Opfer der Tsunami-Katastrophe von 2004.

Zu Füßen der Dorfkirche lädt der Alte Park zum Verweilen ein. Auf dem Klarensee leben zahlreiche Enten und andere Wasservögel, und besonders junge Familien mit Kindern genießen hier ein Stück Natur inmitten der Großstadt.

Ein Ortsteil mit Geschichte

St. Matthias Friedhof

St. Matthias Friedhof

In Berlin begegnet man der Geschichte an jeder Ecke: Während die einen sie bewusst wahrnehmen, gehen andere einfach daran vorbei. Beides hat seine Berechtigung. Wer jedoch mit wachem Blick durch Tempelhof spaziert – vorbei an der Tempelhofer Gartenstadt, den Ausgrabungen des Arbeitslagers auf dem Tempelhofer Feld oder einem der zahlreichen Friedhöfe mit ihren bewegten Geschichten – wird der Stadt, ihrer Vergangenheit und ihren Menschen ein Stück näherkommen.

Statistik

Einwohner_innen: 63.792 (Stand: 31.12.2023)
Fläche: 12,2 km²

Weitere statistische Informationen zu Tempelhof und dem Bezirk Tempelhof-Schöneberg finden Sie unter Zahlen und Fakten.