Ortsteil Mariendorf

Alte Landkarte mit der Beschriftung Mariendorf

Mariendorf 1874

Mariendorf, im Süden des Bezirkes Tempelhof-Schöneberg, besticht durch seine ruhigen Wohnviertel und ist weit über die Landesgrenzen Berlins durch die Trabrennbahn bekannt. Moderne und Geschichte prägen hier das Stadtbild.

Gegründet wurde Mariendorf im 13. Jahrhundert als Angerdorf von den Tempelrittern. Dieser geistliche Ritterorden wurde 1312 aufgelöst, danach wurde das Dorf von dem Johanniterorden übernommen. Die erste urkundliche Erwähnung ist aus dem Jahre 1373.

Zusammen mit den Gemeinden Tempelhof, Marienfelde und Lichtenrade wurde Mariendorf 1920 nach Berlin eingemeindet und wurde ein Ortsteil des Bezirks Tempelhof.
Mit der Bezirksfusion 2001 wurde Mariendorf Teil des heutigen Verwaltungsbezirk Tempelhof-Schöneberg.

Dorfkirche Mariendorf

Dorfkirche Mariendorf

Dorfkirche Mariendorf

Aus dem 13. Jahrhundert stammt auch die mittelalterliche Dorfkirche Mariendorf , die immer noch ein Spiegel des ländlichen Mariendorfs ist. Im Kirchturm befindet sich seit 1970 ein Glockenspiel, das stündlich Choräle und geistliche Volkslieder spielt.

Der Kirchhof der Mariendorfer Dorfkirche wurde 1873 durch den Bau der Berliner Chaussee, dem heutigen Mariendorfer Damm, verkleinert. Kreuzt hier auch die moderne Zeit das historische Ensemble, so trutzt die historische Kirche doch immer noch der Neuzeit.

Rudolf-Hildebrand-Grundschule

Gemeindeschule Mariendorf

Wie stark sich der Ortsteil Mariendorf am Anfang des 20. Jahrhunderts bevölkerungsmäßig entwickelte, lässt sich erahnen, wenn man die ehemalige Gemeindeschule betrachtet.

Auf dem Grundstück in Alt-Mariendorf 43 befindet sich das Gebäude des alten Mariendorfer Schulhauses. Es wurde 1873 eingeweiht und bot auf zwei Etagen Platz für bis zu 250 Schüler_innen.
Nach nur etwas über 30 Jahren wurde es bereits eng in dem Gebäude und so wurde ein neues Schulgebäude in der Friedenstraße 23 gebaut. Das 1907-1908 von Otto Kerwien errichtete Gebäude beherrscht mit seiner Größe den gesamten ehemaligen Dorfkern.

Tempelhof Museum im alten Schulgebäude

Im ehemaligen Schulgebäude ist heute das Tempelhof-Museum untergebracht. Das Regionalmuseum widmet sich der Erforschung und Vermittlung der Geschichte Tempelhofs mit seinen Ortsteilen Alt-Tempelhof, Alt-Mariendorf, Marienfelde und Lichtenrade.

Grundstück Alt-Mariendorf 41

Bauernhaus Alt-Mariendorf

Auf dem benachbarten Grundstück in Alt-Mariendorf 41 kann man ein altes Bauernhaus aus der Mitte des 19. Jahrhunderts bewundern.
Die spätklassizistische Dekoration des Hauses dokumentiert das Selbstbewusstsein und den Wohlstand der Mariendorfer Bauern der damaligen Zeit.

Trabrennbahn Mariendorf

Trabrennbahn Mariendorf

Mariendorf teilt sich in den dicht bebauten Bereich im Norden und den dünner besiedelten Gebiet im Süden. Im nordöstlichen Ortsteil befinden sich heute große Kleingartenkolonien und einige Friedhöfe. Das Gebiet südlich war noch bis in die 1950er Jahre landwirtschaftlich geprägt.

Die Bebauung hier setzte mit der Eröffnung der Trabrennbahn Mariendorf im Jahre 1913 ein. Sie wurde bei ihrer Eröffnung als modernste Trabrennsportanlage Deutschlands beschrieben. In ihrer Geschichte wurden viele Erfolge des Trabrennsportes gefeiert.

Auch heute noch wird hier das größte deutsche Trabrennen, das Deutsche Traber-Derby, ausgetragen. Wer sich auskennt im Trabrennsport, weiß, dass einer der ganz Großen des Trabrennsports, Heinz Wewering, hier viele, viele Erfolge mit wunderbaren Trabern eingefahren ist. Die Trabrennbahn Mariendorf ist beides, historisch grandios und sportlich topaktuell. Ein Besuch lohnt sich immer, und ist es auch nicht ganz wie in Ascot, so ist es doch ein bisschen wie bei „My fair lady“, nur auf berlinisch. Die Trabrennbahn ist ein Highlight, das zur Metropole Berlins gehört, und mit der Trabrennbahn in Karlshorst gemeinsam für den Trabrennsport ein unschlagbares Duo ist. Berlin und der Trabrennsport gehören einfach zusammen.

Volkspark Mariendorf

Volksparks Mariendorf

Ein weiterer Traditionsort dieses berückenden Stadtteils ist der Volkspark Mariendorf. Er entstand 1924 und bildet auch heute noch die größte zusammen hängende Grünfläche Mariendorfs. Am östlichen Rand der Parks befindet sich Berlins siebtgrößtes Stadion.Das 1935 fertiggestellte Volksparkstadion Mariendorf ist die Heimspielstätte des TSV Mariendorf 1897 e. V. und bietet bis zu 10.000 Zuschauer_innen Platz.

Im Volkspark wurde über 30 Jahre der berühmte „Kulturlustgarten“ ausgetragen, ein Musikfestival der besonderen Art. Heute finden hier jährlich der auch schon seit Jahrzehnten aktive „Rocktreff“ sowie das „Spielfest“ des Bezirkes statt.

Adlermühle

Adlermühle

Ein weiteres wichtiges historisches Zeugnis Mariendorfs ist die Adlermühle, die seit 1759 an der Lohmühlenstraße vor dem Köpenicker Tor stand. Sie belieferte die dort ansässigen Lederfabriken. Die „Adlermühle“ brannte mehrmals aus, wurde aber immer wieder aufgebaut. Aufgrund der besseren Windverhältnisse wurde sie 1888 nach Mariendorf an den Buchssteinweg 32/34 versetzt. Bis 1959 war die Mühle sogar noch in Betrieb, danach verfiel sie.

1968 hat der Schwimmverein „Friesen 1895 e. V.“ die Mühle übernommen und zu einem Vereinsheim ausgebaut. Die Adlermühle steht unter Denkmalschutz. Von den vier Mühlenrädern sind zurzeit leider nur zwei intakt.

Café Achteck

Café Achteck

Ein lebendiges Objekt einer ganz besonderen Berliner Geschichte, ist das „Café Achteck“ in der Friedenstraße. Die Bezeichnung „Café Achteck“ dieser Berliner Urinale für Männer begründet sich aus ihrem Grundriss. Sie bestehen aus sieben gusseisernen Wandsegmenten. Die achte Wand fehlt und bildet den Eingang mit einem davor stehenden Paravent, der als Sichtschutz dient. Der Entwurf für diese Bedürfnisanstalten stammte vom Stadtbaurat Carl Theodor Rospatt aus dem Jahr 1878. 1920 gab es 142 dieser Pissoirs in Groß-Berlin. Nur wenige dieser historischen, aber immer noch funktionstüchtigen Pissoirs, sind heute noch erhalten.

Gewerbegebiet

In Mariendorf hat sich Industrie in der Großbeerenstraße angesiedelt. Sie führt vom alten Dorfkern hinüber nach Marienfelde. Ein interessantes Beispiel der sachlichen Industriebauten der 1950er Jahre befindet sich an der Großbeerenstraße 169/171. Hat es früher die Schindler GmbH beheimatet, so ist es heute an verschiedene Gewerbebetriebe vermietet, die sich zu einem symbiotischen Netzwerk zusammen geschlossen haben. Bauwerke besonderer Machart sind Zeugen der erfolgreichen Industrieansiedlung im Bezirk.

Mariendorf ist vielfältig, beschaulich und doch modern und mit seinen Industrieansiedlungen ein wichtiger Wirtschaftsmotor von Tempelhof-Schöneberg und Berlin.

Statistik

Einwohner_innen: 53.094 (Stand: 31.12.2019)
Fläche: 9,3 km²

Weitere statistische Informationen zu Mariendorf und dem Bezirk Tempelhof-Schöneberg finden Sie unter “Zahlen und Fakten”