Der Tempelhofer Adolf Lewissohn legte 1872 den Grundstein für das Seebad Mariendorf. Vier Jahre später öffnete die Anlage und erlangte in den kommenden Jahrzehnten über Mariendorf hinaus große Bekanntheit. Sie galt in den 1920er Jahren sogar als die „größte und schönste Sportbadeanstalt Groß-Berlins“.
Der Gründer Adolf Lewissohn hatte auch über das Seebad hinaus prägenden Einfluss. Dank seines Verhandlungsgeschicks entstand ab 1898 in Mariendorf das bis dahin größte Gaswerk in und um Berlin. Zudem beriet er den ersten Tempelhofer Bürgermeister Friedrich Mussehl und den „Vater des Teltowkanals“ Landrat Ernst von Stubenrauch.
1927 starb Adolf Lewissohn, und seine Tochter Helene übernahm die Leitung des Seebades. Zu Beginn der 1930er Jahre sah sie sich als Jüdin zunehmend öffentlichen Anfeindungen ausgesetzt. Mit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten blieben Gäste und Einnahmen aus. 1934 musste Helene Lewissohn Teile des Grundstücks erheblich unter Wert verkaufen und 1938 der Zwangsversteigerung des Bades zustimmen.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Seebad stark zerstört. Im September 1950 schloss es endgültig seine Tore. Helene Lewissohn hatte zuvor vergeblich um die Rückgabe des Familienbesitzes gekämpft. Verarmt und mittellos starb sie am 17. April 1957 in Berlin.