(1904 – 1968)
Annedore Rosenthal, 1904 in Berlin geboren, zieht mit ihrer Familie 1918 nach Lübeck.
1922 beginnt sie ein Jurastudium, das sie jedoch abbricht, um den Beruf der Schneiderin zu erlernen.
Im November 1927 heiratet sie Julius Leber. Aufgrund seiner politischen Arbeit tritt sie in die SPD ein. 1929 kommt ihre Tochter Katharina zur Welt, 1931 ihr Sohn Matthias.
Ihr Vater verliert auf Betreiben der Nazis seine Position als Direktor des Katharineums, eines Lübecker Gymnasiums, und verstirbt 1934.
Nach der Verhaftung ihres Mannes 1933 arbeitet Annedore Leber als Schneiderin, um die Familie zu ernähren. 1935 zieht sie nach Berlin.
Dort kämpft sie mehrere Jahre um die Freiheit ihres Mannes, schreibt Bittbriefe an die NS-Behörden und wird dort vorstellig. Nach der Entlassung Julius Lebers 1937 unterstützt sie ihn im Widerstand. Ab 1938 arbeitet sie im Deutschen Verlag für die Schnittmusterabteilung.
Nach der erneuten Verhaftung Julius Lebers am 5. Juli 1944 und dem Attentat vom 20. Juli wird sie von August bis September 1944 in Sippenhaft genommen. Ihre Kinder kommen zwangsweise in eine fremde Familie.
Annedore Leber kann nach der eigenen Freilassung ihren Mann im Gefängnis besuchen, bevor er Anfang 1945 hingerichtet wird.
Kurz nach Kriegsende beginnt sie eine eigene politische Karriere. Im Oktober 1945 wird sie in den Zentralausschuss der SPD gewählt und zur Leiterin des Frauensekretariats berufen.
Von Oktober 1946 bis Dezember 1948 sitzt sie in der ersten und letzten Großberliner Stadtverordnetenversammlung.
Zusammen mit Paul Löbe und Arno Scholz ist Annedore Leber Lizenzträgerin der SPD-nahen Zeitung „Telegraf“.
1947 gründet sie zudem den „Mosaik Verlag“, in dem 1954 ihr erster Band mit Widerstands-Biografien unter dem Titel „Das Gewissen steht auf“ erscheint.
Sie legt damit einen Grundstein für die gesellschaftliche Anerkennung des Widerstands nach dem Krieg. Zeitgleich baut sie die zerstörte Kohlenhandlung ihres Mannes wieder auf, in deren Räumen auch ihr Verlag seinen Sitz findet.
Ihre politische Laufbahn setzt sie 1954-1962 als Bezirksverordnete von Berlin-Zehlendorf und 1963-1967 dann als Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses fort.
1955 wird Annedore Leber Mitglied des Personalgutachterausschusses für die Bundeswehr und Vorstandsmitglied der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Darüber hinaus ist sie Delegierte der Beratenden Versammlung des Europarates und Mitglied der Deutschen UNESCO-Kommission.
Als Vorsitzende des „Vereins für Handwerkliche Lehrstätten“ (heute „Annedore-Leber-Berufsbildungswerk”) in Berlin-Britz setzt sie sich für Jugendbildung ein.
1968 stirbt Annedore Leber und wird auf dem Zehlendorfer Waldfriedhof beigesetzt.