Am 14. Mai 2018 feierten wir den 150. Geburtstag von Magnus Hirschfeld. Gleichzeitig ist der 14. Mai auch Hirschfelds Todestag.
An historischer Stelle, dort wo einst das Institut für Sexualwissenschaften stand, lud die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld zum Festakt, um den 150. Geburtstag des Arztes, Aufklärers, Aktivisten und Vorkämpfers Dr. Magnus Hirschfeld zu feiern und sein Lebenswerk zu würdigen.
Nach einem einleitenden Kurzfilm und der Begrüßung, insbesondere auch der Verwandten von Magnus Hirschfeld, die aus Italien, den USA und Australien angereist waren, durch die Moderatorin Manuela Kay gab es eine Talkrunde mit Jörg Litwinschuh (Bundesstiftung Magnus Hirschfeld), Ralf Dose (Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft) und Jan Feddersen (Queer Nations/Elbersfeld-Hirschfeld-Haus). Kernaussagen waren, dass Hirschfeld langsam wieder in das kollektive Gedächtnis Deutschlands zurückkehrt, nachdem 1982 (Gründung der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft) fast nichts über Magnus Hirschfeld bekannt war. Durch die Nazis wurde nicht nur das Institut für Sexualforschung geschlossen und geplündert, sondern eine gesamte queere Infrastruktur vernichtet. Deshalb ist es wichtig aufmerksam zu sein, damit die Errungenschaften der heutigen Zeit nicht wieder zurückgedreht werden.
Bundesjustizministerin Katarina Barley betonte in ihrer Rede, dass das Leben von Magnus Hirschfeld trotz Irrtümern von einer humanen und aufklärerischen Grundhaltung geprägt war. Freiheitsrechte müssen immer wieder aufs Neue verteidigt werden und gerade am Umgang mit Minderheiten zeigt sich, welchen Wert die Freiheit in einer Gesellschaft wirklich hat. Diskriminierungen dürften nicht hingenommen werden, sondern es muss darauf hingewirkt werden, dass es keinen Unterschied mehr macht, welche sexuelle Orientierung ein Mensch hat.
Kultursenator Klaus Lederer erinnerte zunächst an Karl Heinrich Ulrichs, der noch vor Magnus Hirschfeld für die Abschaffung des § 175 eintrat, aber letztendlich ein Einzelkämpfer blieb. Hirschfeld dagegen hatte vielfältige Kontakte zu Intellektuellen in Kunst und Politik und verstand es Bündnispartner_innen zu finden. Das Institut war nur ein Zeichen des bunten und vielfältigen Berlins in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg. Hirschfeld, der zum Ordnen und Sortieren neigte und so immer neue “Schubladen” schuf, hatte aber für viele Betroffene eine emanzipatorische Wirkung; endlich konnte man das, was einen bewegte und beschäftigte, wie man sich fühlte, in Worte fassen. Aber auch trotz seiner humanistischen Forderungen darf eine kritische Betrachtung seines eugenischen Denkens nicht außer Acht gelassen werden. Lederer betonte auch, dass der Kampf mit der Eheöffnung noch lange nicht vorbei ist und das Akzeptanz einen konstanten Einsatz für die universellen
Rechte aller Menschen erfordert.
In einem verlesenen Grußwort von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (Förderkreis der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld) bezeichnte sie diesen Tag als Höhepunkt in der wechselvollen Geschichte des Erinnerns an den “Senior der Sexualforschung”, der heute seinen Platz in Forschung und Bildung gefunden hat. Auch heute gibt es Anfeindungen von Menschen, die anders sind und dieser Intoleranz und Respektlosigkeit muss mit Fakten geantwortet werden.
Die eigentliche Festrede wurde von Professorin Dr. Dagmar Herzog (Universität New York) gehalten, die unter dem Titel “Liebe und Gerechtigkeit: Magnus Hirschfeld in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft” das Leben und Wirken von Magnus Hirschfeld nachzeichnete.
Das musikalische Rahmenprogramm gestaltete Vivian Kanner, die von Maxim Shagaev auf dem Akkordeon begleitet wurde.