Der Schöneberger Regenbogenkiez

Willkommen im Regenbogenkiez!

Schon in den 1920er Jahren gab es im Gebiet um den Nollendorfplatz die ersten „Tanzlokale für Herren“. Trotz der gesetzlichen Verbote in der Weimarer Republik und der damaligen Moralvorstellungen war hier vieles möglich, und so fanden lesbische, schwule, bisexuelle und trans- und intergeschlechtliche (LSBTT*IQ-) Menschen in der Schöneberger Szene zusammen.

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten fand diese „Freiheit“ ein jähes Ende. Die von den Nationalsozialisten als „anrüchig” eingestuften Lokale wurden geschlossen, Schwule und Lesben verfolgt und in Konzentrationslager deportiert.

Nach den Schrecken des Nationalsozialismus konnte die Szene im gleichen Kiez wieder Fuß fassen. Trotz des noch bis 1994 geltende Paragraphen 175 des Strafgesetzbuches entwickelte sich hier mit stetig wachsendem Selbstbewusstsein der uns heute bekannte Regenbogenkiez mit seinen schwul-lesbischen Lokalen, Friseuren, Blumenläden, Boutiquen, Buchhandlungen, Reisebüros und Hotels, die sich gezielt an ein LSBTT*IQ Publikum richten.

An dem Wochenende vor der Parade zum Christopher Street Day, findet üblicherweise am Nollendorfplatz das traditionelle Lesbisch-Schwule-Stadtfest statt.

MANEO hat seinen Sitz beim Mann-O-Meter e.V.

MANEO – das schwule Anti-Gewalt Projekt

Seit 1990 besteht MANEO als eigenständiges Projekt vom Mann-O-Meter e.V. und ist das erfahrenste und bekannteste schwule Anti-Gewalt-Projekt in Deutschland.

Die Mitarbeiter beraten jährlich über 300 Betroffene von Gewalt, erfassen gegen Schwule gerichtete Gewalttaten und leisten gewaltpräventive Öffentlichkeitsarbeit. MANEO gehört zu den ganz wichtigen Organisationen der LSBTT*IQ-Community, die hier im Regenbogenkiez ihren Sitz haben.

Erinnerung an die Opfer des Attentats auf die Diskothek „Pulse Club“ in Orlando in Florida.

Am Fenster des Sitzes von MANEO erinnerten Bilder der Opfer an das Attentat auf die Diskothek „Pulse Club“ in Orlando/Florida, das sich am 12. Juni 2016 ereignet hatte. Der Anschlag auf den vorwiegend von Homosexuellen frequentierten Club, bei dem 50 Menschen getötet und mindestens 53 Menschen verletzt wurden, zeigt, wie wichtig der Kampf gegen Homophobie und Transphobie ist. Auch hier im Regenbogenkiez reagierten viele Menschen mit Bestürzung auf das Attentat, das sich gezielt gegen Mitglieder der LSBTT*IQ -Community richtete.

Ein Archivbild vom Tag der Straßenumbenennung.

Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße

Auf Initiative der Bezirksverordnetenversammlung von Tempelhof-Schöneberg wurde die Einemstraße am 17. Dezember 2013 in Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße umbenannt.

Der bisherige Namensgeber der Straße war Karl von Einem, Königlich Preußischer Kriegsminister von 1903 bis 1909. Nach den neuesten Erkenntnissen sind sein berufliches Handeln und Wirken sowie seine Grundeinstellungen zur Demokratie mit den heutigen Vorstellungen nicht mehr vereinbar. So forderte er in seiner Amtszeit u.a. die Vernichtung von homosexuellen Männern. Mit seinen Ansichten gilt er auch als Wegbereiter des Nationalsozialismus. Mit der Umbenennung wurde diesem Umstand Rechnung getragen.

Mit Karl Heinrich Ulrichs (1825-1895) erhielt die Straße den Namen des ersten bekannten Vorkämpfers für die rechtliche Gleichstellung von Homosexuellen. Der Jurist, Journalist und Verleger forderte bereits 1867 auf dem Deutschen Juristentag die Abschaffung antihomosexueller Gesetze.

Der Gedenkstein am U-Bahnhof Nollendorfplatz erinnert an die Verfolgung homosexueller Männer durch die Nationalsozialisten.

Gedenkstein „Rosa Winkel“

Der Gedenkstein „Rosa Winkel“ am Gebäude des U-Bahnhofes Nollendorfplatz erinnert an die Verfolgung schwuler Männer durch die Nationalsozialisten und wurde auf Initiative der Allgemeinen Homosexuellen Arbeitsgemeinschaft (AHA) und der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) 1989 am Bahnhofgebäude angebracht.

Die Aufschrift des Gedenksteins lautet: „Totgeschlagen / Totgeschwiegen – Den homosexuellen Opfern des Nationalsozialismus“

1993 wurde unterhalb des Gedenksteins eine Bronzetafel mit folgender Erläuterung hinzugefügt: „Der “Rosa Winkel” war das Zeichen, mit dem die Nationalsozialisten Homosexuelle in den Konzentrationslagern in diffamierender Weise kennzeichneten.
Ab Januar 1933 wurden fast alle rund um den Nollendorfplatz verteilten homosexuellen Lokale von den Nationalsozialisten geschlossen oder zur Anlegung von “Rosa Listen” (Homosexuellen-Karteien) durch Razzien missbraucht.“

Form und Farbe der Tafel aus rotem Granit, sind dem Rosa Winkel nachempfunden, den die KZ-Häftlinge als Stoffaufnäher auf der linken Brust ihrer Kleidung tragen mussten.

In der europäischen Schwulenbewegung der 1970er Jahre entwickelte sich der Rosa Winkel dann zu einem Symbol für Emanzipation und Selbstbewusstsein. 1975 gründete sich in Berlin der Verlag Rosa Winkel. Es war der erste Verlag, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg im deutschsprachigen Raum auf schwule Themen spezialisierte. Auch Regisseur und Autor Holger Mischwitzky soll bei der Wahl seines Künstlernamens von diesem Zeichen inspiriert worden sein: Rosa von Praunheim.

In den 1990er Jahren begann sich dann in Europa die Regenbogenfahne als Symbol der LSBTT*IQ-Bewegung gegen den Rosa Winkel durchzusetzen.

Weitere Eindrücke aus dem Regenbogenkiez

  • Über einer Straße ist ein U-Bahnhof mit Kuppel.

    Der Nollendorfplatz erhielt seinen Namen in Erinnerung an die für das Königreich Preußen siegreiche Schlacht bei Kulm und Nollendorf (heute in Tschechien gelegen) im Jahr 1813.

  • Metallkuppel mit Lichtern in Regenbogenfarben

    Nachts erstrahlt die Kuppel des U-Bahnhofes in den Farben des Regenbogens

  • Tafel mit Aufschrift: Hier wohnte von März 1929 bis Jan./Febr. 1933 Christopher Isherwood.

    In der Nollendorfstraße 17 lebte von 1929 bis 1933 der englische Schriftsteller Christopher Isherwood. Seine Erlebnisse aus jener Zeit verarbeitete er in seinen Berlin Stories, die wiederum zur Grundlage für das weltberühmte Broadway-Musical „Cabaret“ wurden.

  • Tafel mit der Aufschrift: In diesem Haus wohnte die Schriftstellerin Else Lasker-Schüler von 1924 bis 1933

    Eine Gedenktafel am Hotel Sachsenhof in der Motzstraße erinnert an die Schriftstellerin Else Lasker-Schüler, die hier von 1924 bis 1933 im Hotel lebte.

  • Bio-Markt mit der Aufschrift Speisekammer im Eldorado

    In der Motzstraße 24 befand sich in den 1920er Jahren der Tanzclub Eldorado, der nicht nur in Berlin für seine Travestie-Shows bekannt war. Wo einst Persönlichkeiten wie Marlene Dietrich, Claire Waldorff oder Wilhelm Bendow verkehrten, bietet heute ein Bio-Markt seine Waren an.

  • Geldautomat mit Regenbogenfarben im Hintergrund

    Haben Sie nicht genügend Bares für Ihren Einkauf im Bio-Markt dabei, können Sie schräg gegenüber am vermutlich queerste EC-Automat der Republik noch schnell Geld abheben.

  • Auf einer schwarzen Gedenktafel: Rote Schleife mit Schrift: Gegen das Vergessen

    Die Gedenkstele „Gegen das Vergessen“ erinnert an die Menschen, die an den Folgen von HIV und Aids verstorbenen sind.

  • Schwarzer Eingang mit Anschrift Connection

    Die schwule Diskothek Connection in der Fuggerstraße trug von 1974 bis 1983 den Namen „Chez Romy Haag“. Das Lokal wurde von eben dieser Romy Haag geführt und zog auch internationale Künstler wie Freddie Mercury, Grace Jones oder David Bowie an.