Bild: BA-TS
Heute sehen wir den Bezirk Tempelhof-Schöneberg fast selbstverständlich als ein in sich geschlossenes Gebilde an. Dabei ist es erst knapp 100 Jahre her, dass aus den fünf märkischen Dörfern Schöneberg, Tempelhof, Mariendorf, Marienfelde und Lichtenrade ein Teil einer politischen Einheit wurde.
Bereits um 1900 hatte die immer mächtiger werdende Wirtschaftsmetropole Berlin insbesondere die vor ihrer Haustür liegenden Dörfer wie ein Magnet angezogen. Viele der Gemeinden wünschten, am Reichtum und Glanz der Reichshauptstadt teilhaben zu können. Mit dem “Gesetz über die Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin” erfüllte sich dieser Wunsch nach einem Zusammenschluss am 01. Oktober 1920. Die Entwicklung von Schöneberg und Tempelhof zum großstädtischen Wohnbezirk vollzog sich allerdings sehr unterschiedlich.
Schöneberg kam schon Mitte des 19. Jahrhunderts in den Einflussbereich der Metropole Berlin. Nachdem Schöneberg 1898 aus dem Kreis Teltow ausgeschieden war, und Stadtrechte verliehen bekommen hatte, vollzog sich hier ein Verstädterungsprozess in unglaublichem Tempo. Als Schöneberg 1920 der Einheitsgemeinde Groß-Berlin angeschlossen wurde, zeigte es sich mit sehr unterschiedlichen Stadtvierteln. Vierteln mit großstädtischem Flair, bessere Wohnquartiere, aber auch Gebiete mit tiefen Baublöcken und Mietskasernenfluchten. Nicht zu vergessen die ehemalige Villenkolonie Friedenau, die erst 1920 mit Schöneberg vereinigt wurde.
Der hektische Bauboom und die Grundstücksspekulationen der Gründerjahre hatten die vier Gemeinden des späteren Bezirks Tempelhof weitgehend verschont. Länger als Schöneberg blieben die Dörfer Tempelhofs beliebte Ausflugsorte für die Erholung suchende Berliner Bevölkerung. Mit der Inbetriebnahme des Teltowkanals im Jahre 1906 und der damit verbundenen industriellen Ansiedlung begann auch für Tempelhof, Mariendorf, Marienfelde und Lichtenrade ein wirtschaftlicher Aufwärtstrend, ein Bevölkerungsanstieg und in der Folgezeit eine stärkere Anbindung an Berlin.
Über Jahrzehnte hinweg bot das Gebiet Tempelhofs und der drei übrigen Orte Freiflächen, die als Baulandreserven für Gewerbe und Wohnbebauung zur Verfügung standen. Kleinere Wohnsiedlungen, vor allem der zwanziger Jahre waren geprägt von der Gartenstadtidee und wollten in Abkehr von enger Mietshausbebauung gesündere Wohnverhältnisse bieten. Mit der Bezirksreform im Jahre 2001 wuchsen also zwei Bezirke zusammen, wie sie unterschiedlicher kaum scheinen könnten.
All diese Entwicklung ist auf Karten und Plänen, die im Stadtentwicklungsamt, Fachbereich Vermessung und Geoinformation, in den Archiven noch vorhanden sind, zu erkennen.
In der Plankammer können die hier als kleine Auswahl gezeigten und weitere historische bzw. aktuelle Karten vom Bezirk in verschiedenen Maßstäben käuflich erworben werden.