Die Wilhelm-Foerster-Sternwarte am Insulaner in Schöneberg bündelt Astronomiebegeisterung gleich mehrerer Jahrzehnte.
„Ein altes Fernrohr sucht ein neues Zuhause – ja, so könnte man das zusammenfassen“, sagt Gerold Faß, der Technische Leiter der Sternwarte, während er unter der großen Kuppel oben auf dem Plateau des Insulaners steht. Neben ihm: das 4,5 Tonnen schwere Teleskop, beziehungsweise „Refraktor“, mit dem Ansichten aus dem Weltraum in 70- bis 700facher Vergrößerung gezeigt werden können. 1889 wurde das Gerät von der Firma Carl Bamberg in Friedenau gefertigt für die – im Krieg zerstörte – Sternwarte der Urania an der Invalidenstraße. 1955 wurde es geborgen und in eine provisorisch hergerichtete Sternwarte in der Halbruine eines Offizierscasinos an der Papestraße untergebracht. Bis es sein „neues Zuhause“ ab 1963 auf dem Insulaner fand.
In der dortigen Sternwarte werden auf diese Weise nicht nur Himmelskörper sichtbar, sondern gleich mehrere Stränge der Berliner und der deutschen Geschichte, sowie der allgemeinen Wissenschaftsgeschichte. Denn der Bau einer Volkssternwarte in den frühen 1960er-Jahren hängt natürlich auch mit der damaligen Begeisterung für den Weltraum und seine Erkundung zusammen. Die Tatsache, dass sich hier die Berliner Bevölkerung einen Einblick sowohl ins All als auch in die astronomische Wissenschaft beschaffen konnte, spricht zudem für den Bildungsanspruch der Zeit. Und: Die Errichtung einer Sternwarte in Westberlin gerade in der Zeit um den Mauerbau erklärt sich natürlich auch dadurch, dass der Zugang zur Sternwarte im Treptower Park durch die Teilung der Stadt immer schwieriger wurde.
Der Bau auf dem Insulaner spricht selbst deutlich die Sprache seiner Zeit. Der heute weitgehend unbekannte Architekt Carl Bassen schuf einen funktionalen Bau, der sich im Wesentlichen eingeschossig zwischen zwei unterschiedlich großen Kuppeln aufspannt und großteils auf einer „Dachterrasse“ begehbar ist. Die große Kuppel, die den historischen „Bamberg-Refraktor“ beherbergt, ist ebenfalls älter als das Gebäude selbst: Das Halbrund mit einem Durchmesser von elf Metern ist ein Geschenk der Berliner Zeiss-Ikon Werke, das zuvor in der Friedenauer Rheinstraße auf deren Werksgelände stand. Auf der anderen Seite des Baus steht ein kleinerer Refraktor unter einer – neuen – Kuppel mit fünf Metern Durchmesser. Im Erdgeschoss der Sternwarte eine weitere Zeitkapsel: Der Hörsaal mit 75 Sitzplätzen verfügt noch über seine originale Ausstattung inklusive einer leuchtenden und sich bewegenden „Planeteninstallation“ an der Decke. Der gesamte Raum und seine fest verbaute Einrichtung stehen heute – genau wie die Sternwarte an sich – unter Denkmalschutz. „Das respektieren wir, müssen uns damit aber auch oft auseinandersetzen“, sagt die wissenschaftliche Leiterin Monika Staesche. „Schließlich müssen wir schon sehen, dass wir hier zeitgemäße Wissenschaft präsentieren. Wir sind ja kein Sternwarten-Museum.“ Insgesamt entsprächen der Bau und seine technischen Geräte allerdings auch nach 50 Jahren noch seinen Anforderungen. „Auch, wenn man heute natürlich anders bauen würde.“
Zur eigentlichen Sternwarte gehört seit 1965 auch das Zeiss-Planetarium am Fuß des Insulaners. Auch dieser Bau – ebenfalls geplant von Carl Bassen – steht unter Denkmalschutz. Staesche: „Dass Planetarium und Sternwarte fußläufig untereinander erreichbar sind, gibt es selten. Das macht uns bis heute zu einer Besonderheit.“
Planetarium und Sternwarte am Munsterdamm 90 (am Insulaner), 12169 Berlin-Schöneberg
sind bei zahlreichen Veranstaltungen zu besichtigen.
Das genaue Programm gibt es unter www.planetarium-berlin.de
oder unter der Telefonnummer: (030) 79 00 93 – 20.
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