Die frühere Schultheiss-Malzfabrik
Schöneberg. Im November geht es auf das Gelände der ehemaligen Schultheiss Brauerei in der Bessemerstraße. Jeden Monat stellt die Berliner Woche gemeinsam mit der Unteren Denkmalschutzbehörde ein Denkmal im Bezirk vor. Mit der Malzfabrik trifft es nun einen Ort, der nicht nur dieVergangenheit von Tempelhof-Schöneberg geprägt hat. Sondern das auch in Zukunft wieder tun wird.
Im obersten Stock der sechsgeschossigen Alten Mälzerei wird es spätestens dann gruselig, wenn der Wind weht. Denn dann hallt ein Knarren und Quietschen durch die dunklen, leeren Gänge des Gebäuderiesen. Die vier „Darren“, also die Kappen der riesigen Entlüftungstürme auf dem Dach, drehen sich im Wind. Weil sie beinahe 100 Jahre alt sind, tun sie das alles andere als geräuschlos. Und weil das alte Mälzerei-Gebäude seit 1996 leer steht, sind diese Töne schon lange das einzige, was hier zu hören ist.
Der zwischen 1914 und 1917 errichtete Bau mit den vier Entlüftungsschloten im Norden des Areals ist sicher der bekannteste Bau auf dem ehemaligen Industriegelände. Die Schornsteine mit ihren Kappen, die aussehen wie riesige Ritterhelme, sind schon von weitem zu sehen und prägen so den Stadtraum. Gemeinsam mit ihnen entstanden nach dem Ersten Weltkrieg auch andere Bauten, nachdem Schultheiss 1914 beschlossen hatte, eine moderne Mälzereianlage in der damals noch eigenständigen Stadt Schöneberg zu errichten. Gebaut wurden zeitgleich das Verwaltungs-, Maschinen- und Kellereigebäude. Zudem ein Waggonschuppen, ein Pferdestall und eine Lagerhalle. Nachdem die Anlagen im Zweiten Weltkrieg leicht beschädigt worden waren und die Russen das technische Gerät mitgenommen hatten, wurde der Betrieb erst 1950 wieder aufgenommen. 1958 wurde schon ein weiteres Kesselhaus nördlich der Alten Mälzerei sowie ein – inzwischen wieder abgerissener – Industrieschornstein errichtet. 1962/63
kam ein Siloturm dazu. Nachdem der Betrieb durch die Schultheiss Brauerei seit Mitte der 1990er-Jahre nach und nach eingestellt wurde, sind die Bauten bis heute weitgehend im Originalzustand erhalten. Und das soll auch so bleiben.
Vor sieben Jahren hat der Schweizer Investor Frank Sippel das Areal mit seiner Firma Real Future AG gekauft. Und die kleineren Gebäude aus der ersten Bauphase bereits denkmalgerecht saniert. Nachdem er im vergangenen Jahr auch das Nachbargrundstück mit einem bis dato leerstehenden Neubau aus den 90er-Jahren erworben und zu Ende gebaut sowie den Rest dieses Nachbarareals als Naturfläche eingerichtet hat, will er sich in den kommenden Jahren an die übrigen Altbauten machen. Und dort vor allem Büros für die Kreativszene einrichten. Dabei ist die Alte Mälzerei, die Kastenfabrik aus den 50ern und den Siloturm. „Wir wollen auch hier alles wiederverwenden, was wir vorfinden“, sagt er. 15.000 Quadratmeter Nutzfläche hat er in den kleineren Gebäuden bisher saniert. Mit den großen Bauten werden noch einmal 35.000 dazu kommen. „Der große Schwung kommt also noch“, ist sich Sippel sicher. 20 Millionen Euro wurden bisher investiert. „Und das wird sicher nochmal so viel.“