Schöneberger Elligton-Hotel
Tempelhof-Schöneberg. In Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalschutzbehörde im Bezirk stellt die Berliner Woche regelmäßig ein „Denkmal des Monats“ vor. Im Dezember geht es um das Ellington-Hotel in der Nürnberger Straße. Und dessen wechselhafte Nutzungsgeschichte.
„Das Spannende an dem Haus“, sagt Hoteldirektorin Tina Brack, „ist, dass es beinahe zu jedem Jahrzehnt eine eigene Geschichte erzählt.“ Und damit gleichzeitig Teil der wechselhaften Geschichte Berlins seit den 1930er-Jahren ist. In mehreren Bauabschnitten zwischen 1928 und 1932 nach Plänen der Berliner Architekten Richard Bielenberg und Josef Moser errichtet, sollte es vor allem als Büro- und Geschäftshaus dienen. Ende der 30er-Jahre zog tatsächlich die Reichsmonopolveraltung für Branntwein in den viergeschossigen Stahlskelettbau und nutzte die Büros. Der Neubau war bis dahin allerdings schon durch eine andere Art der Nutzung berühmt geworden: Im rückwärtigen Teil war 1929 der „Femina-Palast“ eingezogen: ein Vergnügungsetablissement auf mehreren Stockwerken mit Tanzflächen, Bars, Tischtelefonen und einer eigenen Rohrpostanlage. Durch eine Hydraulikanlage ließ sich sogar das Dach des Hauptsaals öffnen.
Den Zweiten Weltkrieg hat der straßenseitige Gebäuderiegel mit seiner markanten Fassade aus mehreren hintereinander geschalteten, mehrstöckigen Erkervorsprüngen unbeschadet überstanden. Lediglich die Seiten- und Gartenbautrakte wurden teilweise zerstört. Die Doppelnutzung als Arbeits- und Vergnügungsstätte fand in den Nachkriegsjahren ihre Fortsetzung: Während die Büroräume ab 1964 von der West-Berliner Senatsfinanzverwaltung genutzt wurden, zog im Erdgeschoss die Jazzbar „Badewanne“ ein, die das Gebäude abermals berlinweit bekannt machte. Ende der 70er-Jahre kam schließlich noch die berühmte Diskothek „Dschungel“ dazu und machte die Nürnberger Straße zu einem Hotspot in der West-Berliner City.
Im Zusammenhang mit der Wende spielte der Bau seine zunächst letzte große Rolle: Im Tresorraum der dortigen Senatsfinanzverwaltung wurde das Begrüßungsgeld für die Bürger Ostberlins gelagert und von hier aus verteilt. Insgesamt 70 Millionen Deutsche Mark.
Nach der Wiedervereinigung schließlich fiel der Bau zunächst in einen Dornröschenschlaf: 1993 machte der „Dschungel“ dicht, ein Jahr später zogen die Finanzbeamten des Senats aus. Erst ab 2005 wurde das denkmalgeschützte Gebäude für seine neue Nutzung als Hotel umgebaut. 17,4 Millionen Euro kostete die Sanierung nach Plänen des Architekturbüros Reuter Schoger. 2007 eröffnete schließlich das Ellington. Und versucht heute, so die Dirketorin, „die Tradition des Hauses weiterzuführen.“ Beispielsweise durch regelmäßige Jazzkonzerte im Restaurant. Im ehemaligen Tresor der Finanzverwaltung lagern heute übrigens die kostbarsten Weinflaschen, die das Haus zu bieten hat. Und aus dem ehemaligen Büro des Finanzsenators mit seinen originalen Holzvertäfelungen wurde in der Zwischenzeit eine Luxussuite.