Ceciliengärten

Denkmal des Monats August 2012 - Vorstädtische Idylle mitten in der Stadt

  • Cecilien 4

    Die Frauenplastik „Der Morgen“ - Georg Kolbe wurde 1929 auf der Weltausstellung in Barcelona im Deutschen Pavillon gezeigt -

  • Cecilien 2

    Fassadenflucht mit Erker - Die Fassadenflucht ist durch die hervortretenden Erker und die dadurch entstehenden Schattenwürfe akzentuiert -

  • Cecilien 3

    Fassaden mit Reliefs - Über die Fassaden verteilt sind zahlreiche Reliefs verteilt, die Szenen aus dem Alltagsleben zeigen -

  • Cecilien 1

    Atelierturm - Direkt unter dem schon von Weitem sichtbaren Atelierturm befand sich früher das Atelier des Künstlers Hans Baluschek -

  • Cecilien 5

    Cäciliengärten - Die Hauseingänge sind mit Putzflächen und Terrakottaarbeiten besonders hervorgehoben -

Die Schöneberger Ceciliengärten

Gemeinsam mit der Unteren Denkmalschutzbehörde des Bezirks stellt die Berliner Woche regelmäßig ein „Denkmal des Monats“ vor. Im August geht es auf Entdeckungstour in die Ceciliengärten ganz im Süden Schönebergs.

Im Lauf der Jahrzehnte sind die Bäume immer größer geworden. Und die abgestellten Autos am Straßenrand hat es früher auch nicht gegeben. Ansonsten – so scheint es zumindest auf den ersten Blick – hat sich im Wohnquartier der Ceciliengärten seit seiner Errichtung 1922 bis 1927 nichts verändert. Abgesehen von einem Bombenschaden im Nordwesten hat nicht einmal der Krieg merklichen Schaden an der Bausubstanz verursacht. Genau diese Idylle war es wohl , die der Schöneberger Stadtbauinspektor Paul Wolf im Sinn hatte, als er 1912 den Bebauungsplan für die Wohnhäuser auf dem damaligen „Willmann’schen Parkgelände“ ganz im Süden der Stadt Schöneberg an der Grenze zu Friedenau vorlegte. Entstehen sollten hier in einer nach außen weitgehend abgeschlossenen Gartenstadt Wohnungen für Beamte und Angestellte ganz in der Nähe der rasant wachsenden Großstadt Berlin. In seiner Anlage war das Projekt damit gleichzeitig ein Gegenentwurf zur dunklen, engen Bebauung in der Stadtmitte.

Vor dem Ersten Weltkrieg wurde allerdings lediglich die städtebauliche Anlage, also Straßen und Plätze realisiert. An der Ecke der Straße Ceciliengärten und der Traegerstraße entstand ein erster Musterbau. Erst nach der Eingemeindung Schönebergs nach Berlin wurde das Projekt wieder in Angriff genommen, die Planung wurde Anfang der 1920er-Jahre vom Schöneberger Stadtbaurat Heinrich Lassen weiterentwickelt. Von den Grundgedanken Wolfs rückte allerdings auch der nicht ab: Die schließlich realisierte Anlage mit ursprünglich 621 Wohnungen ist eingebettet in eine zentrale, öffentliche Parkanlage und großzügige, nur für die Bewohner_innen zugängliche Gemeinschafts-Grünflächen. Die Gestaltung fiel am Ende deutlich schlichter aus als ursprünglich geplant und hat trotzdem nichts zu tun mit der geometrisch-klaren Formensprache der zur gleichen Zeit populären Bewegung des Neuen Bauens. Die Fassaden sind bestimmt durch die rhythmischen Vor- und Rücksprünge, die sich aus den Erkern ergeben sowie durch die Balkone und Loggien an fast jeder Wohnung. Die Hauseingänge sind durch materialreiche Verzierungen besonders hervorgehoben und zahlreiche Reliefs an den Wänden zeigen Szenen aus dem Alltagsleben. Bedeckt werden die Bauten durch traditionelle Ziegel-Spitzdächer mit Gauben.

Dass der Alltag hier auch heute noch ruhiger und gemütlicher vonstatten geht als in der stressigen Großstadt, weiß Detlef Emmrich, Beirat in der Eigentümergemeinschaft Ceciliengärten. Er wohnt hier seit 1979. Wenn er durch das Wohnquartier spaziert, grüßt er seine Nachbarn wie auf dem Dorf. „Von außen kommen hier selten Leute rein, höchstens um auf der Parkfläche die Hunde auszuführen“, sagt er. Viele würden allerdings den Atelierturm kennen, der im Süden der Anlage auch von außen als Landmarke wahrgenommen wird. Das eigentliche Idyll der Anlage liegt allerdings versteckt in ihrem Innern. Als Gartendenkmal sind die Ceciliengärten deshalb schon seit 1977 eingetragen. Und nach umfassender Sanierung der Gebäude Ende der 1980er-Jahre gilt auch für sie seit 1995 der Denkmalschutz.

Ralf Liptau für die „Berliner Woche“
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