Mariendorfer Adlermühle
Mariendorf. Die Berliner Woche und die Untere Denkmalschutzbehörde des Bezirks stellen gemeinsam die Reihe Denkmal des Monats vor. Im März geht es um die Adlermühle in Mariendorf. Seit der Müller ausgezogen ist, bringen die Sportler des Schwimmvereins „Friesen 1895“ hier Leben unter die Flügel.
Ein bisschen traurig sieht sie aus, so als würde sie enttäuscht den Kopf hängen lassen: Seit sechs Jahren fehlt der Adlermühle an der Ecke Säntisstraße/Buchsteinweg ihr vierter Windmühlenflügel. Ganz egal, wie stark der Wind also pustet: Die alte Mühle, die sich stolz über die Einfamilienhäuschen in der Nachbarschaft erhebt, ist zum ewigen Stillstand verdammt. Der Flügel musste damals vorsorglich abgenommen werden, weil der Verdacht auf Fäulnis im Holz bestand. Der Berliner Liegenschaftsfonds als Eigentümer kann sich einen denkmalgerechten Ersatz nicht leisten.
Seit 1759 hatte sich das Mühlrad im Wind über Berlin gedreht. Allerdings in den ersten Jahrzehnten in Kreuzberg: Vor über 250 Jahren wurde der Bau nahe an der damaligen Stadtmauer und dem Landwehrkanal errichtet und gab der dortigen Lohmühlenstraße ihren Namen. Als Lohmühle betrieben zerkleinerte sie damals vor allem Baumrinden und Blätter zu Loh. Also zu einem Mittel, das zum Gerben von Tierhäuten zu Leder benötigt wird. Das Gebäude entspricht dem Typ der so genannten Holländermühle. Im Gegensatz zur Bockmühle, bei der sich der ganze Bau je nach Wetterlage gegen den Wind ausrichtet, dreht sich bei diesem moderneren Typus nur die Mühlenkappe mit den Flügeln gegen den Wind, während der eigentliche Baukörper fest stehen bleibt.
Als die städtische Bebauung in Kreuzberg immer dichter wurde und der Wind deshalb nicht mehr kräftig genug in die Flügel pusten konnte, wurde das Gebäude 1888 in die damals noch unbebaute Mariendorfer Feldmark versetzt. Der massiv geziegelte, achtseitige Unterbau wurde vom Friedenauer Architekt Friedrich Hillerkuss errichtet. Und der mit Holzschindeln verkleidete Fachwerkaufsatz aus Kreuzberg einfach draufgesetzt.
In Mariendorf mahlte die Mühle schließlich Korn. Bis 1931 betrieben durch Windkraft, danach bis 1959 mit elektrischem Antrieb. Nach dem Krieg verschwanden deshalb auch die Flügel. Erst nachdem die ursprüngliche Nutzung der Mühle Ende der 1950er-Jahre aufgegeben wurde und der Schwimmverein Friesen im Jahr 1968 sein Vereinsheim hier einrichtete, wurden sie 1982 wieder rekonstruiert. Umso mehr ärgert sich der Vereinsvorsitzende Ronald Meißner nun, dass einer der Flügel wieder fehlt. „Außerdem stört uns das herunter hängende Flügelblatt, weil es senkrecht auf die Umlaufgalerie hängt und uns deshalb im Weg ist“, beklagt er. Der Zugang zu den Vereinsräumen sei dadurch erschwert. Außerdem müsse der Boden im Eingangsbereich zum Vereinslokal dringend erneuert werden. Der Zustand des Baus ist heute also eher bedenklich. Trotzdem, so betont der Vorsitzende des rund 1000 Mitglieder zählenden Vereins, fühle man sich vor allem im Sommer in alten Mühle und der Grünanlage drumrum pudelwohl. „Sonst wäre das hier nicht schon seit über 40 Jahren unser Zuhause.“