West-Nil-Virus (WNV)

Worum geht es?
In den Jahren 2021 und 2022 wurden in Mücken einer Kleingartenkolonie in Berlin Tempelhof-Schöneberg West-Nil-Viren (WNV) gefunden. Die Mücken wurden vom Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin (LAGeSo) untersucht, nachdem ein Inhaber eines Kleingartens an West-Nil-Fieber erkrankt war. Es handelte sich in allen Fällen um Funde in gewöhnlichen Hausmücken.
Das West-Nil-Virus wurde zuerst 1937 in Uganda entdeckt. Stechmücken und Zugvögel brachten es in den letzten Jahrzehnten in immer nördlichere Regionen. Seit 2018 wurde das WNV auch in Deutschland zunächst bei Wild- und Hausvögeln und Pferden gefunden. Vor allem in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen tritt es bei diesen Tieren inzwischen auffallend häufig auf. Es ist davon auszugehen, dass aufgrund der steigenden Durchschnittstemperaturen das WNV mittlerweile auch bei uns heimisch geworden ist.
In Deutschland erfolgt die Übertragung über heimische Stechmücken, z. B. die gewöhnliche Hausmücke. Diese legt ihre Eier in stehende Gewässer, aber auch in Vogeltränken, leere Blumentöpfen, Gießkannen und andere Gefäße, in denen sich Wasser sammelt bzw. nicht regelmäßig ausgetauscht wird.
Vermutlich in den Jahren 2020 und 2021 haben sich erstmals Personen in Berlin infiziert. Bisher sind aber nur wenige Fälle bekannt. (Die Asiatische Tigermücke, deren Verbreitung in Berlin ebenfalls untersucht wird, steht hiermit NICHT im Zusammenhang. Allerdings sind alle hier genannten Maßnahmen grundsätzlich auch gegen Tigermücken wirksam und empfohlen!)

Wie verläuft die Erkrankung? Wer ist betroffen?
Infektionen beim Menschen verlaufen meist milde und ohne Krankheitszeichen. Ca. 20% aller Infizierten haben Fieber und grippeähnliche Symptome. Nur sehr selten (unter 1%) kann es zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis) oder – noch seltener – zu einer Hirnentzündung (Enzephalitis) kommen, die jedoch tödlich enden kann. Dies betrifft vor allem ältere oder immunsupprimierte Menschen mit Vorerkrankungen. Sollte bei Ihnen im Sommer ein fieberhafter Infekt auftreten, können Sie ihre/n Hausarzt/-ärztin auf die Möglichkeit des West-Nil-Fiebers ansprechen und besprechen, ob für Sie eine Blutuntersuchung sinnvoll wäre. Für Menschen gibt es bislang keine speziellen Therapien. Ein Impfstoff ist bereits in Entwicklung, basierend auf dem WNV-Impfstoff für Pferde. Eine WNV-Infektion macht lebenslang immun. Mücken nehmen das Virus nur von infizierten Vögeln auf, da das Blut eines infizierten Menschen zu wenig Viren enthält. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist also i. d. R. nicht möglich.

Wie ist das weitere Vorgehen?
Fälle von West-Nil-Fieber bei Menschen werden dem zuständigen Gesundheitsamt gemeldet. Das Gesundheitsamt befragt betroffene Personen auf mögliche Orte der Ansteckung. Wo sich in 2020 und 2021 Hinweise auf eine Ansteckung innerhalb Berlins ergaben, wurden durch das LAGeSo im Umfeld der ermittelten Orte Mücken gefangen und auf WNV untersucht.

Wie kann ich mich selbst schützen?
• Persönlicher Mückenschutz (lange Kleidung, Anti-Mückenmittel, Insektengitter)
• Balkon/Garten: Nicht benutzte Behälter entfernen oder umgedreht lagern (Gießkannen, leere Blumentöpfe etc.)
• Regentonnen mückendicht abdecken (Netz)
• Regenrinnen mehrmals pro Jahr säubern
• Wasser in Planschbecken, Vogeltränken etc. mind. 1x /Woche komplett erneuern
• Natürliche Gegenspieler fördern, z. B. Libellen, Wasserkäfer, Frösche & Kröten
• In Wasseransammlungen, die nicht abgedeckt oder entfernt werden können, kann ggf. B. t. i. eingesetzt werden

Einsatz eines Biozids aus Bacillus thuringiensis israelensis (B.t.i.)
In unverzichtbaren Wasseransammlungen, die nicht mückendicht abgedeckt werden können, kann ggf. B. t. i., ein Biozid aus dem Bakterium Bacillus thuringiensis israelensis alle zehn Tage als Tablette hineingegeben werden, um dort Mückenlarven abzutöten. Das Mittel ist frei verkäuflich. Die weiteren Auswirkungen von B. t. i. auf Umwelt und Organismen werden derzeit noch erforscht. Näheres entnehmen Sie bitte dem Beipackzettel.

Bei Fragen zur Erkrankung oder zu vorbeugenden Maßnahmen wenden Sie sich an das Gesundheitsamt Tempelhof-Schöneberg: hygiene@ba-ts.berlin.de

Zusätzlich findet durch das Gesundheitsamt Mitte ein Monitoring von Tigermücken (Aedes Albopictus) statt, nachdem in den Bezirken Treptow-Köpenick und Neukölln wiederholt Exemplare dieser tropischen Mückenart gefunden wurden. Die Tigermücke ist deutlich kleiner als unsere heimischen Arten, auffällig schwarz-weiß gestreift und sticht vor allem tagsüber. Zudem zeigt sie ein ausgeprägt aggressives Verhalten bei ihren Stechversuchen. Bei Verdacht auf den Fund einer Tigermücke kann diese – möglichst wenig zerdrückt – zur Untersuchung eingesendet werden an:

Vektormonitoring, Gesundheitsamt Berlin-Mitte, Haus B, Turmstraße 21, 10559 Berlin

Bei Fragen explizit zu Tigermücken können Sie sich wenden an: vektormonitoring@ba-mitte.berlin.de