Anschließend wurde sie aus politischen Gründen auf eine symbolträchtige Reise durch die USA geschickt, den „Kreuzzug für die Freiheit“, in dessen Zuge mit den sogenannten „Freedom Scrolls“ Millionen von Unterschriften und Spenden amerikanischer Bürger_innen gesammelt wurden. Am 24. Oktober 1950, dem Tag der Vereinten Nationen, wurde die Freiheitsglocke im Rahmen eines großen Festaktes am Rathaus Schöneberg feierlich eingeweiht.
Besonders in der Hochphase des Kalten Krieges symbolisierte sie das Streben der West-Berliner_innen nach Demokratie und Freiheit, die Unantastbarkeit und Würde jedes einzelnen Menschen in Angesicht von Krieg und Tyrannei, sowie die herausragende Solidarität der USA zum damaligen West-Berlin. Das Rathaus Schöneberg mit der Freiheitsglocke im Turm, das seit 1949 Regierungssitz West-Berlins und Tagungsort des Abgeordnetenhauses war, bildete die Kulisse für bedeutende geschichtliche Ereignisse, wie den Besuch des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy 1963 oder die Rede Willy Brandts am 10. November 1989 nach der Öffnung der Berliner Mauer am Tag zuvor.
Bezirksbürgermeisterin Schöttler erinnert sich:
„Ich bin in Schöneberg aufgewachsen und mit dem Klang der Glocke sehr vertraut. Das Glockengeläut und der Freiheitsschwur um 12:00 Uhr im RIAS Berlin sind mir noch gut in Erinnerung. Der Ruf nach Freiheit, Frieden und der Aufforderung der Tyrannei Widerstand zu leisten, das hat mich politisch geprägt. Der Freiheitsschwur hat nichts von seiner Aktualität verloren.”
Die welt- und stadtgeschichtliche Bedeutung der Berliner Freiheitsglocke sollte in einem Festakt anlässlich ihres 70-jährigen Bestehens gewürdigt werden. Dieser wurde jedoch aufgrund der aktuellen COVID-19-Pandemie auf das nächste Jahr verschoben.