Sonderausstellung im Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße

Wandmalerei von Menschen, die an einem Tisch sitzen und essen, trinken und rauchen. Der Rauch steigt auf und ergibt ein weiteres Bild: zwei Fronten, die miteinander streiten und kämpfen.

Darstellung Angehöriger der Bezirksversammlung, Wandbild von Arthur Johnson im Ratsweinkeller, 1929

Pressemitteilung Nr. 088 vom 20.03.2024

„Spurensuche Demokratie – Im Nationalsozialismus verfolgte Angehörige der Bezirksversammlungen Schöneberg und Tempelhof 1933 bis 1945“

Am 18. April 2024 eröffnet die Sonderausstellung „Spurensuche Demokratie – Im Nationalsozialismus verfolgte Angehörige der Bezirksversammlungen Schöneberg und Tempelhof 1933 bis 1945“ im Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße. Im Nationalsozialismus wurden viele Bezirkspolitiker_innen aus politischen und antisemitischen Gründen ausgegrenzt und verfolgt. Anhand von 16 Biografien zeichnet die Ausstellung unterschiedliche Lebenswege von verfolgten Angehörigen der Bezirksversammlungen aus Schöneberg und Tempelhof nach und zeigt die politischen Brüche auf lokaler Ebene.

Ausstellungseröffnung:
Donnerstag, 18. April 2024 um 18:00 Uhr

Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße
Werner-Voß-Damm 54a, 12101 Berlin

Der Eintritt ist frei.

Laufzeit der Sonderausstellung: 18. April bis 20. Oktober 2024

Weitere Informationen auf der Internetseite des Gedenkorts

Mitglieder der Bezirksversammlung Schöneberg im Ratskeller, 1931

Als sich 1920 Groß-Berlin gründete, entstanden die beiden Bezirke Schöneberg und Tempelhof. In die neuen Bezirksversammlungen zogen gewählte Frauen und Männer unterschiedlicher Parteien, die bis 1933 ihre Vorstellungen in die Bezirkspolitik trugen und zusammenarbeiteten. Die Bezirksversammlungen nahmen die lokalen Interessen wahr, übernahmen die Selbstverwaltung und entlasteten die städtischen Körperschaften. Sie waren wichtige Orte, um Demokratie zu entwickeln und zu erproben. Eine Entdemokratisierung zeigte sich in den Bezirken bereits 1931, als Aufgaben des Vorsitzes auf die Bürgermeister übergingen und die Sitzungen der Bezirksversammlungen nicht mehr öffentlich stattfanden.

Die letzten Wahlen im März 1933 waren begleitet von Repressalien, vor allem gegen Parteimitglieder von KPD und SPD. Gesetze über die Vereinfachung der Verwaltung stärkten die Zentralisierung der politischen Macht, bis die Bezirksversammlungen, ihre Deputationen und Ausschüsse am 15. Juli 1934 schließlich endgültig aufgelöst wurden.

Bezirksamt Tempelhof, Dorfstraße 42, vermutlich Tempelhof, um 1921/1922

Die Ausstellung erzählt von verfolgten Angehörigen der Bezirksversammlungen, die in der Nachbarschaft durch ihre politische Arbeit bekannt waren. Zehn von ihnen waren in Schöneberg, sechs in Tempelhof aktiv. Gezeigt werden zahlreiche Fotos und Dokumente, die von Entlassungen, antisemitischen Ausgrenzungen, Hausdurchsuchungen, Widerstand, Haft oder Ermordung berichten.

Neben der zentralen Ausstellung im Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße sind weitere Ausstellungsteile im Foyer des Rathaus Schöneberg, in den Ausstellungsräumen von „Wir waren Nachbarn“ sowie vor dem Rathaus Tempelhof zu sehen.

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des Bezirksverordnetenvorstehers Stefan Böltes und ist eine Kooperation der Museen Tempelhof-Schöneberg mit dem Aktiven Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V. und „Wir waren Nachbarn“.

Im Begleitprogramm finden Ausstellungsgespräche, Vortragsabende sowie historische Stadtführungen statt.

Programm zur Ausstellungseröffnung am 18. April 2024:

  • Grußworte:
    Stefan Böltes, Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung, Tempelhof-Schöneberg;
    Tobias Dollase, Bezirksstadtrat für Schule, Sport, Weiterbildung und Kultur
  • Zur Ausstellung:
    Marie Lührs und Heike Stange, Kuratorinnen;
    Prof. Dr. Nils Diederich, Enkel der Bezirksverordneten Wilhelmine Diederich
  • Moderation:
    Dr. Irene von Götz, Leiterin des Fachbereichs Kunst, Kultur, Museen und der Museen Tempelhof-Schöneberg