Mari Cantu, Marian Kiss und Philipp Dietrich, die selbst seit vielen Jahren in dem Haus wohnen, machten sich für diese Ausstellung auf die Suche nach dessen Vergangenheit. Sie stöberten in Adressbüchern und stießen auf Namen und Berufsbezeichnungen von Menschen, von denen einige wegweisende Persönlichkeiten ihrer Zeit waren, aber heute so gut wie vergessen sind. Zu ihnen gehören die Schriftstellerinnen und frühen Frauenrechtlerinnen Jenny Hirsch und Franziska von Kappf Essenther. Der Ehemann von letzterer, Paul Blumenreich, war Schriftsteller, Bühnenautor und Theaterdirektor und Mitbegründer des renommierten Theaters des Westens. Mit der Ausstellung sollen diese Menschen in Erinnerung gerufen werden.
Das erste Haus auf dem Grundstück wurde 1854 fertiggestellt. Das zweite – 1885 gebaut – steht heute unter Denkmalschutz. Die Besitzverhältnisse wechselten teilweise rasch, ein Spiegelbild der Geschwindigkeit der anbrechenden Moderne. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Potsdamer Straße – einst eine wichtige Geschäftsstraße – durch die Teilung der Stadt zu einer Sackgasse. Die „gutbürgerliche Gegend“ wandelte sich zum Rotlichtmilieu, aus dem „Hotel Potsdam“ im Hochparterre wurde eines der ersten Bordelle West-Berlins und auch der Drogenhandel stellte eine Herausforderung für die Gegend dar.
Anfang der 1980er zogen Cantu, Kiss und Dietrich mit ihren kleinen Kindern ein. Ab dieser Zeit mischen sich in der Ausstellung Historie mit persönlichen Erinnerungen und Dokumenten und dem, was Menschen aus dem Kiez heute über ihr Verhältnis zu diesem Ort und zu seiner frisch entdeckten Vergangenheit erzählen.
Die Ausstellung wird gefördert von der Dezentralen Kulturarbeit Tempelhof-Schöneberg.