Arbeit und Leben von Jürgen Henschel sind eng mit der Stadt- und Weltgeschichte verbunden. Nach Erfahrungen als junger Wehrmachtssoldat und sowjetischer Kriegsgefangener wandte er sich pazifistischen und kommunistischen Ideen zu. Als Autodidakt begann er, Demonstrationen in beiden Teilen Berlins, politische Parteiarbeit, aber auch den invasiven Stadtumbau zu fotografieren. Ab 1967 arbeitete er als Pressefotograf für die Parteizeitschrift „Die Wahrheit“ der „Sozialistischen Einheitspartei Westberlins“ (SEW). Die SEW war eine von der DDR-Staatspartei SED finanzierte und angeleitete kommunistische Partei für den Westteil der Stadt, jedoch politisch weitgehend unbedeutend.
Die Ausstellung zeigt die Geschichte West-Berlins aus dem Blickwinkel von Jürgen Henschel, der geprägt war vom Kalten Krieg, Aktivismus und verschiedenen gesellschaftspolitischen Vorstellungen. Seine Fotografien bringen den Zeitgeist der geteilten Stadt ins Gedächtnis: Zu sehen sind der Abrissstaub zwischen zerfallenden Fassaden, die gesellschaftlichen Folgen des Mauerbaus, Massendemonstrationen und Hausbesetzungen, der umstrittene Autobahnbau sowie die Eintönigkeit des als „modern“ ausgegebenen sozialen Wohnungsbaus.