"Unser Leben" ― Berlin als Zufluchtsstadt für jüdische Displaced Persons nach 1945

Pressemitteilung Nr. 361 vom 25.10.2021

Eine neue Sonderausstellung im Tempelhof Museum

Anhand von Selbstzeugnissen jüdischer Displaced Persons im Nachkriegsberlin erzählt die Ausstellung “Unser Leben” eine transhistorische Geschichte von Berlin als Stadt der Zuflucht und Migration.

Ausstellung vom 3. November 2021 bis 20. März 2022

Eröffnung: 3. November 2021
Vorbesichtigung mit der Kuratorin Johanna Blender: 16:00 Uhr bis 18:00 Uhr
After Hour: 19:30 Uhr bis 21:00 Uhr
(Einlass und Teilnahme zur After Hour unter 3G-Bedingungen)

Ort: Tempelhof Museum, Alt-Mariendorf 43, 12107 Berlin
Geöffnet: Montag bis Donnerstag von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Freitag von 10:00 Uhr bis 14:00 Uhr
Sonntag von 11:00 Uhr bis 15:00 Uhr

Informationen zur Ausstellung erhalten Sie auch auf der Homepage der Museen Tempelhof-Schöneberg.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Berlin zum Zufluchtsort für jüdische Displaced Persons (DP). Sie nannten sich she’erit hapletah, „die letzten Überlebenden“. Für die meisten von ihnen war Deutschland − als das Land der Täter_innen − der letzte Ort, an dem sie bleiben wollten. Dennoch entstanden in Mariendorf, Zehlendorf und Reinickendorf Lager, in denen jüdische DPs oft mehrere Jahre lebten.

Diese Orte entwickelten sich binnen kurzer Zeit zu kleinen selbstverwalteten Städten. Dort gab es Schulunterricht und berufliche Ausbildungsmöglichkeiten, Sportveranstaltungen zwischen den Lagern ebenso wie Kunst- und Kulturangebote, in denen sich die Bewohner_innen mit den traumatischen Erlebnissen der Shoah auseinandersetzen konnten.

Kulturstadtrat Matthias Steuckardt erklärt:

bq. Die Ausstellung „Unser Leben“ im Tempelhof Museum gibt vielfältige Einblicke in den Alltag dieser Displaced Persons innerhalb und außerhalb der Lager und erzählt von ihren Hoffnungen auf eine Zukunft nach der Shoah. Auszüge aus der namensgebenden jiddischen Zeitschrift „Undser Lebn“, die seit August 1946 in den jüdischen DP-Lagern erschien, stehen im Zentrum der Ausstellung. Ergänzt werden sie von zahlreichen Selbstzeugnissen der Bewohnerinnen und Bewohnern sowie historischen Fotografien aus den Lagern.

Mit der Blockade Berlins 1948 endet auch die Geschichte der DP-Lager. Die meisten Displaced Persons verließen die Stadt und zogen nach Westdeutschland. Doch ist und bleibt Berlin bis heute für viele Menschen ein Ort der Migration und Zuflucht. Diesen Bogen schlägt die Ausstellung ebenfalls und stellt einige aktuelle Zufluchtsorte und migrantische Selbstorganisationen vor.

Logo der Agentur minor

Die Sonderausstellung wurde von Minor – Projektkontor für Bildung und Forschung in Kooperation mit den Museen Tempelhof-Schöneberg erstellt und wird im Tempelhof Museum gezeigt. Online ist sie in Kürze auch auf der Webseite von We Refugees Archive zu sehen, einer digitalen Bildungsplattform zu Flucht in Vergangenheit und Gegenwart.