»Kommt schwimmen« Das Seebad Mariendorf 1876-1950 - Neue Sonderausstellung im Tempelhof Museum

ein historisches Foto von 1910 mit vier Frauen beim Sprung in ein Gewässer

Badeanstalt Mariendorf, um 1910

Pressemitteilung Nr. 139 vom 07.05.2021

Ein beherzter Sprung ins kühle Nass bei Sonnenschein und Sommerwind? Der Begriff Seebad weckt beim Lesen unwillkürlich Urlaubsgefühle. Mariendorf liegt bekanntlich weder an der Nord- noch an der Ostsee. Dennoch war das dortige Seebad über Jahrzehnte ein Anziehungspunkt für Groß und Klein und galt Ende der 1920er Jahre als die „größte und schönste Sportbadeanstalt von Groß-Berlin“ mit bis zu 4000 Gästen täglich. Nicht nur Schwimmer_innen kamen hier auf ihre Kosten: Das Schwimmbad war ein beliebtes Ausflugsziel und hatte als Naturidyll mit Parkanlage, Seeterrassen, Konzertangeboten und einem Wasserfall auch abseits des Badevergnügens einiges zu bieten. Zeitweilig war es sogar eine der wichtigsten Wettkampfstätten für den deutschen Schwimmsport.

Sonderausstellung bis 10.10.2021

Presse-Vorbesichtigung: Dienstag, 18.05.2021, 12 Uhr

Aktuelle Informationen zur Wiedereröffnung finden Sie zeitnah
auf der Homepage der Museen Tempelhof-Schöneberg.

Ort: Tempelhof Museum, Alt-Mariendorf 43, 12107 Berlin

Geöffnet:
Montag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr,
Freitag von 10 bis 14 Uhr,
Sonntag von 11 bis 15 Uhr

Eintritt kostenfrei

Für Schulklassen und Gruppen: Montag bis Freitag nach Voranmeldung

Die Geschichte des Seebades Mariendorf ist untrennbar mit der Familie Lewissohn verbunden. Der Besitzer Adolf Lewissohn trieb ab 1876 den Ausbau der Anlage beständig voran und erschloss dafür neue Geschäftsfelder. Im Winter nutzte er seine Wasserflächen, um große Mengen Natureis für die Berliner Brauereien zu ernten. Außerdem war er als Grundstücksmakler erfolgreich und hatte durch diese Tätigkeit großen Einfluss auf die Entwicklung von Mariendorf und Tempelhof.

Die Badeanstalt durchlebte während der Weimarer Republik ihre Glanzzeit. Die Weltwirtschaftskrise und der zunehmende Antisemitismus ab den 1930er Jahren machten jedoch den Weiterbetrieb unmöglich. Die Anlage geriet unter Zwangsverwaltung und erhielt neue Eigentümer_innen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kämpfte Helene Lewissohn, die Tochter des Gründers, vergeblich um Entschädigungsleistungen für den Verlust des Familienbesitzes. Nach 1945 entsprach das Seebad nicht mehr den Anforderungen der Zeit und wurde 1950 zugeschüttet und abgerissen.

Die Sonderausstellung im Tempelhof Museum erzählt am Beispiel des Seebades Mariendorf deutsche Geschichte von der Gründer- bis zur Nachkriegszeit. Zu sehen sind neben zahlreichen historischen Fotografien und Dokumenten auch Wandbilder der Künstlerin Friederike von Hellermann. Mit ihren Illustrationen lässt sie die lebendige Szenerie des Seebades wieder auferstehen.