Ausgangssituation:
Obwohl die Wahrscheinlichkeit für Mädchen und Frauen zu Hause viel größer ist, Opfer von Gewalt zu werden, ist das mulmige Gefühl abends und nachts allein auf den Straßen unterwegs zu sein, sehr groß. Dass es an dieser Stelle Handlungsbedarf gibt, zeigt eine Umfrage der Menschenrechtsorganisation Plan International aus dem Jahr 2020. Mehr als 940 Frauen hatten auf interaktiven Karten öffentliche Räume in Berlin, Hamburg, München und Köln markiert, die sie als sicher oder unsicher empfanden. Das Ergebnis zeigte, dass von mehr als 1000 markierten Orten 80 % als unsicher angesehen wurden.
Reinickendorf:
Aus den Erfahrungsberichten der Kolleginnen sowohl in der Frauen- als auch in Mädchenarbeit ist die Situation durchaus auf Reinickendorf übertragbar. Dunkle Parks, wenig beleuchtete Straßen, unbeleuchtete Unterführungen und Hauseingänge machen Angst oder zumindest Gefühle des Unwohlseins. Dies bezieht sich durchaus auf alle Altersgruppen. Wenn es darum geht, die Sicherheit in öffentlichen Räumen zu erhöhen, sind Maßnahmen notwendig, die dieses Ziel verfolgen. Hierbei ist ein wichtiges Instrument zur Gestaltung öffentlicher Räume das Instrument Gender Planning, eine Stadtplanung, die die Bedürfnisse aller Geschlechter berücksichtigt.
Die Kampagne:
Am 08. März 2022 mit dem Internationalen Frauentag, fällt der Startschuss für die Kampagne „Sicherheit für Mädchen und Frauen im öffentlichen Raum in Reinickendorf“. Bis zum 11. Oktober, dem Internationalen Mädchentag wird in Reinickendorf an dem Thema Sicherheit im öffentlichen Raum in den unterschiedlichsten Formaten gearbeitet.
In Reinickendorfer Mädchen- und Fraueneinrichtungen sowie in Freizeiteinrichtungen kommunaler und freier Träger sowie unter Mitwirkung der Reinickendorfer Volkshochschule, der Polizei und des Reinickendorfer Mädchen- und Frauenarbeitskreises sind unterschiedlichste Formate, Veranstaltungen und Projekte geplant. Dabei stehen Prävention, Sichtbarkeit und Sensibilisierung für das Thema im Mittelpunkt. So gibt es Angebote für Mädchen und Frauen, die dem Empowerment (deutsch: Befähigung) und der Selbstverteidigung dienen. Auch Tipps und Hinweise zur Sicherheit werden gegeben.
Mittels einer Befragung an unterschiedlichen Standorten soll Mädchen und Frauen die Möglichkeit gegeben werden ihre „Angstorte“ zu benennen. In den verschiedenen Einrichtungen für Mädchen und Frauen, Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen als auch im Rahmen der Kursangebote der Volkshochschule Reinickendorf werden Mädchen und Frauen die Möglichkeit haben, einen kurzen Fragebogen auszufüllen.
Angebote, Projekte und Veranstaltungen im Verlauf dieses Jahres:
Pädagogische Fachkräfte in Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen werden die Möglichkeit erhalten, zwei Fortbildungsangebote zu nutzen, um sich inhaltlich und fachlich mit der Thematik auseinanderzusetzen und dieses Wissen nachhaltig für die pädagogische Arbeit nutzen zu können.
Die Koordinatorin für häusliche Gewalt der Polizei Berlin, Direktion 1 (Nord) Stab 42, Opferschutz-Häusliche Gewalt-Stalking unterstützt die Kampagne und ermöglicht Fachkräften eine Fortbildung zum Thema.
Eine Psychologin wird flankierend zu den geplanten Workshops mit dem Titel “Sozialkompetenztraining für Mädchen und Frauen“ ebenfalls eine Fortbildung zum Thema für die Fachkräfte aus den Einrichtungen anbieten.
Der Mädchen- und Frauenarbeitskreis plant mit Mädchen und jungen Frauen eine Fotostrecke zu Orten, die Gefühle des Wohlsein- bzw. Unwohlseins bei den Mädchen auslösen. Zum Abschluss des Projektes wird die Fotoausstellung (Fotographin Ina Grabner) auf den Kiezfesten präsentiert und soll Gelegenheit bieten mit den Bewohnerinnen und Bewohnern ins Gespräch zu kommen und über „Angstorte“ oder Situationen, die Mädchen und Frauen Angst machen und zu großen Verunsicherungen führen, ins Gespräch zu kommen. Diese Transparenz und der gemeinsame Austausch ermöglicht eine Sensibilisierung und ein größeres Verständnis für die Belange von Frauen und Mädchen.
Das Centre Talma – Mädchen- und Jungensportzentrum des Trägers GSJ gGmbH setzt eine Tanzperformance mit dem Titel „Drei Uhr nachts“ von MassMediaProjekt zum Thema um.
Die Mädchen- und Fraueneinrichtung Auguste wird im Verlauf des Jahres Wendo Kurse für Mädchen und Frauen sowie Kick Boxen für Mädchen ggf. auch Frauen anbieten. Weitere Überraschungen sind geplant.
Die Fraueneinrichtung Flotte Lotte e.V. setzt eine Plakataktion zum Thema „Heimwegtelefon“ um.
Die Volkshochschule Reinickendorf bietet kostenpflichtige Selbstverteidigungskurse für Mädchen und Frauen an. Zudem sind weitere Kurse geplant.
Über die Angebote und Projekte, die im Verlauf des Jahres stattfinden, wird tagesaktuell informiert.
Bisherige Kampagnenmitwirkende:
Auguste – Mädchen- und Frauentreff des Trägers Albatros gGmbH
Centre Talma – Mädchen- und Jungensportzentrum des Trägers GSJ gGmbH
ComX – kommunale Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung des Bezirksamtes Reinickendorf von Berlin
Flotte Lotte e.V.
Gleichstellungsbeauftragte Reinickendorf
Kreativfabrik – Kinder- und Jugendfreizeitzentrum des Kirchenkreises Reinickendorf
meredo – Medienkompetenzzentrum des Bezirksamtes Reinickendorf
MFAK – Mädchen- und Frauenarbeitskreis Reinickendorf
Polizei Berlin – Direktion 1 (Nord) Stab 42 Opferschutzbeauftragte Koordinatorin für Häusliche Gewalt
Stadtteilzentrum Haus am See des Trägers Lebenswelt gGmbH
Thomas-Mann-Gymnasium Berlin Reinickendorf
Volkshochschule Reinickendorf