Klimaangepasstes Bauen

Reflektierendes Bürogebäude Berlin

Hitzeschutz an Gebäuden: Tipps zum klimaangepassten Bauen

Der Bezirk Reinickendorf ist schon jetzt und auch in Zukunft von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung sind gesamtstädtische Ziele und verpflichtend bei allen Planungen und Baumaßnahmen umzusetzen.
Insbesondere in den dichter bebauten Stadtteilen heizen sich Gebäude, Straßenräume und Plätze tagsüber stark auf und kühlen nachts kaum noch ab.

Die folgende Checkliste Klimaangepasstes Bauen (basierend auf dem Wiener Leitfaden Hitze! Vermeiden) soll insbesondere in diesen Quartieren mittel- bis langfristig zu einer besseren lokalen Klimasituation beitragen und Hitzebelastungen reduzieren.

1. Werden Sonnenschutzsysteme installiert?

  • Außenliegende, flexible Lösungen wie Jalousien, Rollläden oder Lamellen sind geeignet.
  • Fixe Verschattungen, z.B. vertikale Systeme/Fensterläden bei Ost- und Westfassaden oder horizontale Systeme bei Südfassaden, können schützen.
  • Zwischenliegende Sonnenschutzsysteme sind bei denkmalgeschützten Gebäuden geeignet.

2. Wird bei der Bauweise eine hohe Speichermasse berücksichtigt?

  • Hohe Speichermassen nehmen mehr Wärme auf, sodass sich Temperaturen im Innern langsamer ändern. Gespeicherte Wärme muss nachts abgeführt werden.
  • Geringe Speichermassen (Leichtbauweise) reagieren schnell auf Temperaturänderungen, es kommt tagsüber zu einer hohen Wärmebelastung. Eine Dämmung und eine nächtliche Durchlüftung sind erforderlich.

3. Werden die Bauteile klimaoptimiert ausgerichtet?

  • Ost- oder westorientierte Fassaden können sich stark überhitzen, ein vertikaler Sonnenschutz ist notwendig, natürliche Beschattungen sollten eingesetzt werden.
  • Auf Südseiten sind große Fenster zu vermeiden oder konsequent mit horizontalen Sonnenschutzsystemen auszustatten.
  • Schrägstehende Dachfenster führen zu großen Wärmeeinträgen und sollten vermieden werden.
  • Helle Fassaden mit hohem Rückstrahlpotenzial (Albedo) verringern die Aufheizung. Helle Baumaterialien reflektieren mehr Sonnenstrahlung als dunkle, haben also einen höheren Albedo-Effekt. (siehe auch Website Klimastadtraum.de – BBSR)

4. Ist eine Kühlung durch natürliche Belüftung vorgesehen?

  • Für eine gute Lüftung sind lokale Windverhältnisse zu klären. Eine zweiseitige Belüftung/ Querlüftung ist in Wohnungen zu bevorzugen.
  • Passive Lüftungsmöglichkeiten sind bei Neubauten von vornherein einzuplanen.
  • Bei mechanisch gelüfteten Gebäuden ist eine Vorkühlung der Luft mit einem Erdwärmetauscher möglich.
  • Die nächtliche Kühlung erfolgt vorzugsweise durch straßenabgewandte Fenster, da sonst die Lärmbelastung steigt und Luftschadstoffe die Gesundheit längerfristig belasten.

5. Ist eine Nutzung von Phase-Change-Materials vorgesehen?

  • Phasenwechselmaterialien besitzen eine hohe Wärmekapazität am Schmelzpunkt. Werden sie in Räumen verbaut (z.B. in Gipskartonplatten) nehmen sie bei einer bestimmten Raumtemperatur Wärme auf und dämpfen damit Temperaturspitzen. Eine nächtliche Abkühlung durch Lüften ist notwendig.

6. Ist eine thermische Bauteilaktivierung geplant?

  • Die thermische Bauteilaktivierung mittels Rohrsystem in Betondecken und Massivwänden wird zum Kühlen und Heizen von Gebäuden eingesetzt. Eine limitierte Vorlauftemperatur begrenzt aber die Leistung (Selbstregulation). Die notwendige Energie kann z.B. über Photovoltaik zur Verfügung gestellt werden.
  • Die thermische Bauteilaktivierung kann auch mit Wärmepumpen kombiniert werden.
  • Kühlgeräte, auch wenn sie mit Solarstrom oder Solarthermie betrieben werden, sind nur eine letzte und eher energievergeudende Lösung. Die komplexe Systemtechnik ist teuer in der Anschaffung und aufwändig zu warten!

7. Ist eine Bauwerksbegrünung vorgesehen?

  • Eine wand- oder erdgebundene Fassadenbegrünung kann die Aufheizung oder Abkühlung von Fassaden um bis zu +/- 10 Grad verringern. Die Pflanzen kühlen die Umgebung durch Verdunstungskälte, binden Staub und reduzieren Schall. (siehe auch Vortrag zu Bauweisen, Strategien und Nutzen der Fassadenbegrünung)
  • Für Südwände werden laubabwerfende Kletterpflanzen empfohlen. Je nach Fassade und Standort sind Pflanzen und Systeme zu wählen, die nicht zu Bauwerksschäden führen. Ihre Pflege und Instandhaltung ist in den laufenden Kosten einzuplanen.
  • Gründächer und Dachgärten tragen ebenfalls zur Verbesserung des Gebäudeklimas bei. Sie schützen vor solarer Einstrahlung und großen Temperaturunterschieden der Dachhaut.
  • Höhere Laubgehölze im angrenzenden Freiraum verschatten insbesondere Süd- und Westfassaden in den Sommermonaten sehr effizient.