„Klar sehen” lautete in diesem Jahr das Motto der „Woche des Sehens“. Die Aufklärungskampagne fand bundesweit vom 8. bis 15. Oktober statt und endete mit dem „Tag des weißen Stockes”. Reinickendorfs Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner und die Bezirksstadträtin für Ordnung, Umwelt und Verkehr Julia Schrod-Thiel (beide CDU) erlebten aus diesem Anlass mit dem Langstock und einer Dunkelbrille den Bezirk einmal blind. Auf der 90-minütigen Tour wurden sie begleitet von Regina Vollbrecht, der Beauftragten für Menschen mit Behinderungen von Reinickendorf, und Dr. Roland Zimmermann, tätig bei der Humboldt-Universität im Institut für Rehabilitationswissenschaften (Abt. Pädagogik bei Beeinträchtigungen des Sehens). Beide sind selbst blind.
Die Teilnehmerinnen verließen das Rathaus, folgten dem Eichborndamm bis zur Kreuzung (Eichborndamm, Am Nordgraben). Sie lernten die blindengerechte Ampel kennen und die Schwierigkeiten beim Queren einer Kreuzung, so müssen Blinde auf der Mittelinsel das Signal erneut anfordern. Auf der anderen Seite des Eichborndammes ging es zur Bushaltestelle „Rathaus Reinickendorf” zurück. Aber woher wissen Blinde, welcher Bus gerade kommt? Da hilft nur fragen. Derzeit arbeitet die BVG an einem Projekt zur Fahrgastinformation für blinde und sehbehinderte Personen. Mit dem Bus X33 ging es weiter zum U- und S-Bahnhof Wittenau. Von dort aus zurück ins Rathaus.
„Das war eine großartige und bereichernde Aktion! Wir haben heute versucht, uns in die Situation blinder Menschen zu versetzen und uns im Straßenverkehr zu bewegen. Auf was man da alles achten muss! Die Sinne sind ganz anders geschärft. Man muss sich auf das Hören und Tasten verlassen. Besondere Herausforderungen waren die Rolltreppen und das Einsteigen in die U-Bahn oder den Bus. Das zeigt uns, dass wir als Stadt noch einiges tun müssen, um wirklich barrierefrei zu werden“, sagt die Bezirksbürgermeisterin.