Frau Reichenbach stellt den ursprünglichen Antrag sowie den Ersetzungsantrag (DS 1841/XX) vor. Es gehe nicht nur um die Einstellung des Konsulatsunterrichts, sondern um die Gestaltung eines muttersprachlichen Unterrichts durch in Deutschland ausgebildete Lehrkräfte. Wenn an Schulen Türkisch-AGs angeboten würden, solle es keinen Konsulatsunterricht geben. Zur Präzisierung der Forderung werde der Ersetzungsantrag eingebracht.
In einer teils emotionalen Diskussion äußern sich mehrere Gäste positiv über den Konsulatsunterricht. Es gehe nicht nur um die Vermittlung von Sprache, sondern auch der türkischen Kultur. Dies könnten nur in der Türkei ausgebildete Lehrkräfte leisten. Zudem entstünden für Türkisch-AGs im Gegensatz zum Konsulatsunterricht Kosten. Eine Petition zur Beibehaltung des Konsulatsunterrichts habe in drei Wochen 2.600 Unterschriften erhalten.
Herr Szczepanski entschuldigt sich für die missverständliche Formulierung des Ursprungsantrags. Es gehe nicht um die Beendigung des muttersprachlichen Unterrichts, sondern lediglich um die des inzwischen extrem politisierten Konsulatsunterrichts. Im Gegensatz zu früher vertrete die Türkei heute keine demokratischen Werte mehr, deswegen solle der Unterricht nicht länger durch Konsulatsangestellte durchgeführt werden. Werte und Kultur können auch durch die Eltern vermittelt werden.
Herr Abed erklärt, dass die Linksfraktion sich in dieser Angelegenheit enthalten werde.
Frau Hascelik dankt den Gästen, dass sie in der Debatte ihre Erfahrungen einbringen. Es sei wichtig, dass der Konsulatsunterricht gleichwertig ersetzt werde. Der Senat müsse durch die Ausbildung der Lehrkräfte sicherstellen, dass Türkisch-AGs stattfinden können und dass der Unterricht neben Sprache auch Kultur vermittelt. Wichtig sei, dass der Unterricht unabhängig von der türkischen Regierung stattfinde.
Frau Klein entschuldigt sich ebenfalls für die unglückliche Formulierung im Ursprungsantrag. In erster Linie gehe es darum, einen guten muttersprachlichen Unterricht unabhängig von der türkischen Regierung sicherzustellen. Sie spricht sich für eine deutsch-türkische Europaschule aus.
Herr Szczepanski erklärt, der Konsulatsunterricht solle nicht verboten werden. Auch die Zusammenarbeit mit Moscheen sei prinzipiell richtig. Der Bezirk habe aber auch das Recht, den muttersprachlichen Unterricht nach seinen Interessen zu organisieren. Die türkischstämmige Community sei ein wichtiger Teil der Gesellschaft; auch das wolle der Antrag vermitteln.
Frau Korte erklärt, die Anzahl der Schulen, die sich für Türkisch-AGs statt Konsulatsunterricht entscheiden, nehme stetig zu. Entsprechende Wünsche der Schulkonferenz müssten respektiert werden. Die Zunahme der Türkisch-AGs sei ein wichtiger Erfolg. Sie spricht sich für Türkisch als Unterrichts- und Abiturfach aus. Das setze aber in Deutschland ausgebildete Lehrkräfte voraus. Die türkischstämmige Community bereichere das Leben in Berlin, und türkischstämmige Kinder hätten ein Anrecht darauf, ihre Wurzeln nicht zu verlieren. Deswegen sei ein guter muttersprachlicher Unterricht wichtig.
Die DS 1531/XX wird von den einreichenden Fraktionen zurückgezogen. Stattdessen wird über den vorliegenden Ersetzungsantrag abgestimmt.
Ja: SPD, CDU, Grüne, AfD
Nein: ---
Enthaltung: Linke